Jakobsweg meldet heuer rund 345.000 Pilger

Der Jakobsweg hat wieder einen neuen Rekord erzielt. Wie das Pilgerbüro in Santiago de Compostela mitteilte, erhielten 2019 bisher 344.828 Wanderinnen und Wanderer ihr Pilgerdiplom.

Das sind mehr als je zuvor. Dafür mussten sie per Stempel im Pilgerausweis nachweisen, mindestens die letzten 100 Kilometer zu Fuß bzw. die finalen 200 Kilometer per Rad absolviert zu haben. Die letzten Rekorde datierten aus den Jahren 2018 (327.378) und 2017 (301.036). Zum Vergleich: Vor einem Jahrzehnt, 2009, lag die Zahl der Ankömmlinge noch deutlich unter der Hälfte (145.877) und 2005 im fünfstelligen Bereich (93.924).

Im jetzigen Rekordjahr brachte der Hochsommer die nordspanische Stadt mit dem Apostelgrab des heiligen Jakobus einmal mehr an die Grenze ihrer Kapazitäten; im Schnitt trafen etwa 2.000 Pilgernde pro Tag in Santiago de Compostela ein.

Mehr Frauen als Männer pilgern

Überraschend war aus Sicht des Pilgerbüros der Monat November, der über 8.000 Ankömmlinge brachte. In der Vergangenheit lag die Zahl aus Witterungsgründen deutlich niedriger. Auch im Dezember treffen täglich einige Dutzend Wallfahrer ein. Auffällig in diesem Jahr war außerdem, dass von April bis Oktober durchgängig mehr Frauen als Männer das Pilgerdiplom erhielten.

Eine Jakobsmuschel mit rotem Kreuz darauf als Zeichen des Pilgerns nach Santiago de Compostela.

APA/dpa/Stefan Puchner

Eine Jakobsmuschel mit Kreuz ist das Erkennungszeichen für Pilgerinnen und Pilger auf dem Jakobsweg.

Ungebrochener Klassiker des Jakobswegs bleibt die Hauptroute, der „Französische Weg“ von den Pyrenäen her über Pamplona, Burgos und Leon. Der „Küstenweg“ durch Nordspanien und der „Portugiesische Weg“ befinden sich aber im Aufwind. Für Ernüchterung unter den Pilgern sorgten in diesem Jahr aber die Einrüstungen im Innern der Kathedrale von Santiago de Compostela; sogar die Pilgermesse musste ausgelagert werden. Hintergrund der Renovierung war bereits der Blick voraus auf 2021. Da dann der Jakobustag am 25. Juli auf einen Sonntag fällt, steht wieder ein „Heiliges Jahr“ an, in dem besonders viele Pilger erwartet werden.

Europaweites Netz von Wegen

Die Jakobswege sind ein europaweites Netz von Straßen und Wegen. Seit dem neunten Jahrhundert führt er Pilger vom Baltikum über Polen, Deutschland, die Schweiz und Frankreich zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela im äußersten Nordwesten Spaniens. Im Mittelalter erstreckten sich die Tagesetappen meist von einem „heiligen Ort“, an dem Reliquien verehrt wurden, zum nächsten.

Die angebliche Grabstätte des heiligen Jakobus entwickelte sich neben Rom und Jerusalem zu einem der drei Hauptziele der christlichen Pilgerfahrt. Seit 1982 Papst Johannes Paul II. und 1987 der Europarat zur Wiederbelebung der Jakobswege aufriefen, hat eine Renaissance dieser „europäischen Kulturbewegung“ eingesetzt.

religion.ORF.at/KAP/KNA