Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner wird 80

Der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner feiert am Freitag seinen 80. Geburtstag. Er zählt zu den prominentesten Gesichtern der römisch-katholischen Kirche.

Bekannt für seine pointierten Formulierungen und die Fähigkeit, Theologie auch der breiten Öffentlichkeit anschaulich zu präsentieren, tritt er häufig als Kommentator sozialer, religiöser und kirchlicher Entwicklungen auf. Einer der wichtigsten Kommunikationskanäle des früheren Dekans der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien ist sein Blog zulehner.wordpress.com. Darin analysiert er aktuelle Debatten in Kirche und Gesellschaft.

Bis zu seiner Emeritierung vor elf Jahren hatte Zulehner 24 Jahre lang den weltweit ältesten Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der Universität Wien inne. Seine wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit geht weit über die Grenzen Österreichs hinaus; seine besondere Sorge galt der Unterstützung der Kirche in Ostmittel- und Osteuropa und dem Dialog der Religionen.

Paul Michael Zulehner

Rupprecht@kathbild.at

Paul M. Zulehner, eines der prominentesten Gesichter der Kirche, feiert 80. Geburtstag

„Religion ohne Kirche?“

Zulehner, der am 20. Dezember 1939 in Wien geboren wurde, hat in Innsbruck, Wien, Konstanz und München Philosophie, katholische Theologie und Religionssoziologie studiert. Bereits als 22-Jähriger promovierte er in Innsbruck beim Sozialethiker Johannes Schasching zum Doktor der Philosophie. Seine Dissertation aus dem Jahr 1961 trug den auch heute aktuell wirkenden Titel „Religion ohne Kirche?“.

1964 wurde er in Wien zum Priester geweiht, zwei Jahre später folgte in Innsbruck das theologische Doktorat mit einer Arbeit über Kirche und Austromarxismus. Ende der sechziger Jahre war Zulehner in die Leitung des Wiener Priesterseminars eingebunden. 1973 habilitierte er sich beim Würzburger Pastoraltheologen Rolf Zerfaß mit einer Studie über Säkularisierung.

Noch immer aktiv

Bis heute ist Zulehner aktiv. Er hält fast 100 Vorträge pro Jahr und veröffentlichte im Lauf der Zeit 100 Monografien, rund 50 Bücher und ca. 700 Artikel, wie die katholische Nachrichtenagentur Kathpress berichtete.

Er ist auch Mitinitiator der Onlinepetition „Pro Pope Francis“, mit der bis zur Übergabe an den Papst im Februar 2019 fast 75.000 Personen ihre Unterstützung für dessen Kirchenkurs bekundeten. Kathpress schrieb, seine jüngste Petition „#Amazonien auch bei uns!“ ziele darauf ab, dem Priestermangel nicht nur in Amazonien, sondern auch im deutschsprachigen Raum durch die Weihe „bewährter Personen“ - also bewährter Personen (nicht nur Männer) - abzuhelfen. Diese Petition haben bisher mehr als 6.000 Personen unterschrieben.

Zahlreiche Auszeichnungen

Über die Stationen Bamberg und Passau führte Zulehners Weg an die Universität Wien, wo er von 1984 bis zum Herbst 2008 den Lehrstuhl für Pastoraltheologie inne hatte. Von 2000 bis 2007 war er zudem Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät.

Von 1985 bis 2000 war Zulehner auch theologischer Berater beim „Rat der Europäischen Bischofskonferenzen“ (CCEE). Vor 20 Jahren gründete er das „Pastorale Forum zur Förderung der Kirchen in Ost(mittel)europa“, 1994 die Arbeitsstelle für kirchliche Sozialforschung. Zulehner ist Mitglied der Europäischen und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Für seine Forschungen wurde er mit dem „Kunschak“-, dem „Renner“- und dem „Innitzer“-Preis ausgezeichnet.

religion.ORF.at/KAP

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