Liechtenstein: Erbprinz für Trennung Kirche und Staat

Für eine stärkere Trennung von Kirche und Staat hat sich Erbprinz Alois von Liechtenstein ausgesprochen. Als Gründe benannte der 51-Jährige offene Fragen im Umgang mit dem Kirchenvermögen.

„Seit einiger Zeit liegt ein Entflechtungsvorschlag vor, bestehend aus Verfassungsänderungen, einem Religionsgesetz und zusätzlichen Verträgen mit den wichtigsten Religionsgemeinschaften“, sagte der Erbprinz am Freitag in einem Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Vaduz.

Im Falle der katholischen Kirche würde das ein Konkordat zwischen Liechtenstein und dem Heiligen Stuhl bedeuten, so der Erbprinz, der seit 2004 die Aufgaben des Staatsoberhauptes in Liechtenstein wahrnimmt. „Seit etwa drei Jahren liegt der Prozess jedoch auf Eis.“

Kirchenvermögen als offene Frage

Als Gründe benannte der 51-Jährige offene Fragen im Umgang mit dem Kirchenvermögen. Zwei der elf politischen Gemeinden Liechtensteins hätten sich noch nicht mit der Erzdiözese Vaduz einigen können.

Der Erbprinz betonte zugleich: „Langfristig wäre es auf alle Fälle von Vorteil, wenn man Kirche und Staat stärker trennt und klarere Zuständigkeiten schafft, damit beispielsweise die Priester nicht mehr Angestellte der Gemeinden sind.“

Besondere Privilegien für katholische Kirche

Die katholische Kirche ist in dem zwischen Schweiz und Österreich am Alpenrhein gelegenen Fürstentum als „Landeskirche“ besonders privilegiert.

Laut jüngsten Angaben bekennen sich rund 73,4 Prozent der Bevölkerung Liechtensteins zum katholischen Glauben. Die Erzdiözese Vaduz wurde 1997 geschaffen; sein Territorium ist deckungsgleich mit dem des sechstkleinsten Staates der Welt, der in diesem Jahr den 300. Jahrestag seiner Landesgründung feierte.

Abstammung aus einer der ältesten Adelsfamilien

Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein entstammt einer der ältesten Adelsfamilien der Welt. Der Name des Geschlechts wurde erstmals 1136 erwähnt. Die ursprünglichen Besitzungen der Familie lagen in Österreich, Mähren und Böhmen.

Erst später kam das zwischen Österreich und Schweiz gelegene Liechtenstein hinzu. Aktuelles Staatsoberhaupt des Fürstentums ist der Vater des Erbprinzen, Fürst Hans-Adam II. (74). Seit 2004 ist Alois von und zu Liechtenstein dessen Stellvertreter und lenkt de facto die Geschicke des sechstkleinsten Staates der Welt.

religion.ORF.at/KAP