Atheisten stellten Antrag auf Bekenntnisgemeinschaft

Die Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich (ARG) hat nach jahrelangen Bemühungen Ende 2019 einen Antrag auf Eintragung als religiöse Bekenntnisgemeinschaft gestellt. Das ferne Ziel: Die Gleichbehandlung mit der römisch-katholischen Kirche.

Wie das Präsidiumsmitglied Wilfried Apfalter gegenüber religion.ORF.at am Donnerstag bestätigte, wurde der Antrag am 30. Dezember an das Kultusamt übermittelt. Die kleine atheistische Gruppierung warb viele Jahre lang um Mitglieder. Die laut Bekenntnisgemeinschaftengesetz geforderte Zahl von 300 Mitgliedern mit Wohnsitz in Österreich erreichte die ARG bereits 2015. Doch wegen formaler Fehler reichten die Atheisten den Antrag erst gar nicht ein.

Es mussten noch eidesstattliche Erklärungen eingeholt werden, in denen die Mitglieder bestätigen, nicht auch Mitglied einer anderen Religions- oder Bekenntnisgemeinschaft zu sein. Diese bürokratische Hürde ist nun genommen, wie Apfalter sagte. Die ARG habe aktuell 321 Mitglieder, den Antrag eingereicht und nun ist das Kultusamt am Wort. „Es wird ein interessantes Verfahren“, sagte Apfalter. Die ARG wolle sich an der Diskussion beteiligen, was Religion eigentlich ist und was als Religion wahr- und angenommen werden kann.

Atheismus als Religion

In österreichischen Gesetzen finde sich schließlich keine genaue Definition von Religion. Einen umfassenden Religionsbegriff liefert hingegen eine EU-Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Europäischen Rates von 2011, in der es etwa um den Schutz vor religiöser Verfolgung geht. Darin heißt es: „Der Begriff der Religion umfasst insbesondere theistische, nichttheistische und atheistische Glaubensüberzeugungen.“ Darauf, dass das Kultusamt Religion auch so definiert, hofft nun Apfalter.

Die unter Atheistinnen und Atheisten nicht unumstrittene Gruppierung hat als fernes Ziel die Gleichbehandlung mit den etablierten Religionsgemeinschaften - etwa der römisch-katholischen Kirche. Da der „politische Wille“ derzeit nicht gegeben sei, an der „Sonderstellung der Religionsgemeinschaften“ etwas zu ändern, wolle die ARG Gleichbehandlung auf diesem Wege erreichen, sagte Apfalter zu religion.ORF.at

„Menschen erschaffen Gottheiten“

„Wir, die Mitglieder der Atheistischen Religionsgesellschaft in Österreich, bekennen uns beim Versuch, die Gestaltung der Welt und unsere Stellung als Menschen in ihr zu erklären, in religiöser Selbstbestimmung als Atheistinnen beziehungsweise Atheisten und wir glauben, dass nicht Gottheiten uns Menschen erschaffen haben, sondern dass jeweils Menschen ihre Gottheiten erschaffen" - mit diesen Worten beschreibt die ARG auf ihrer Website ihre Religionslehre. Das Projekt wurde 2007 von Wilfried Apfalter gegründet.

Die Eintragung als religiöse Bekenntnisgemeinschaft ist für Anhängerinnen und Anhänger einer Religion der erste wichtige Schritt zur staatlichen Anerkennung. Eine Bekenntnisgemeinschaft, die über einen Zeitraum von zumindest 20 Jahren besteht, davon zehn Jahre in organisierter Form und zumindest fünf Jahre als staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft, kann eine gesetzliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft beantragen.

Vorteile für anerkannte Religionen

Voraussetzung ist auch eine Mitgliederzahl von wenigstens zwei Promille (0,2 Prozent) der österreichischen Bevölkerung. Die Religionsgemeinschaften haben dann etwa das Recht, Religionsunterricht abzuhalten bzw. auch steuerliche Vorteile. Es gibt 16 solcher staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften in Österreich - darunter etwa die Katholische Kirche, die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich, sowie die Israelitische Religionsgesellschaft.

Staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften gibt es neun: die Alt-Alevitische Glaubensgemeinschaft, die Bahai, die Christengemeinschaft, die Hinduistische Religionsgesellschaft, die Islamische-Schiitische Glaubensgemeinschaft, die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die Pfingstkirche Gemeinde Gottes, die Vereinigungskirche und die Vereinigte Pfingstkirche. Ob die Atheistische Religionsgesellschaft die zehnte Bekenntnisgemeinschaft werden kann, darüber wird das Kultusamt dieses Jahr entscheiden.

Clara Akinyosoye, religion.ORF.at

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