Kritik an Papst-Haltung zu Zölibat

Während katholische Amtsträger das Papst-Schreiben zur Amazonien-Synode eher positiv und optimistisch kommentierten, haben sich Laienorganisationen am Mittwoch eher kritisch geäußert.

„Leider findet er nicht den Mut dazu, in den seit 50 Jahren diskutierten Fragen der Weihe verheirateter Männer und der liturgischen Kompetenzen von Frauen, echte Reformen umzusetzen“, sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, über den Papst. Er erklärte am Mittwoch in Bonn, die Erwartungen zu konkreten Reformschritten seien im Vorfeld sehr groß gewesen.

„Wir bedauern sehr, dass Papst Franziskus hier in seinem Schreiben keinen Schritt nach vorne wagt. Vielmehr befestigt er sowohl in Bezug auf den Zugang zum Priesteramt wie auch die Beteiligung von Frauen an Diensten und Ämtern der Kirche, die bestehenden Positionen der römischen Kirche.“

Wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten postsynodalen Schreiben des Papstes mit den Schlussfolgerungen aus der Amazonien-Synode im vergangenen Herbst hervorgeht, griff er eine Empfehlung von Bischöfen zur umstrittenen Lockerung des Zölibats nicht auf. Franziskus erwähnt in dem Text nicht einmal den Begriff Zölibat.

Empfehlung von Bischöfen nicht aufgegriffen

Mit Blick auf den Priestermangel in entlegenen Gebieten der Amazonas-Region hatten Bischöfe, Ordensvertreter und Experten bei der Amazonas-Synode im Oktober zur Öffnung des Priesteramts für verheiratete Männer aufgerufen. Voraussetzung sollte dafür sein, dass die betreffenden Männer bereits als Diakone tätig sind. Überdies verlangten die Bischöfe, dass in der Region die Einführung des Diakonats für Frauen geprüft werden solle.

Gläubige am Petersplatz in Rom vor dem Angelusgebet

APA/AFP/Filippo Monteforte

Einige römisch-katholische Gläubige zeigen sich enttäuscht von der Haltung des Papstes in Bezug auf den Zölibat

Das Papst-Schreiben könnte einen Rückschlag für den in Deutschland laufenden sogenannten Synodalen Weg bedeuten, mit dem der Missbrauchsskandal aufgearbeitet werden soll. Dort wird auch über den Pflichtzölibat der Priester diskutiert - konservative Kleriker dürften sich nun darin bestärkt sehen, nicht weiter über die Frage zu diskutieren - mehr dazu in D: Kardinal Marx berichtet Papst über Reformprozess.

Reformprozesse möglicherweise gebremst

Die deutsche Organisation „Wir sind Kirche“ schrieb in einer Aussendung am Mittwoch, dass neben der grundsätzlichen Wertschätzung des Schreibens, das sich der Ausbeutung in Amazonien widme, klargestellt werden müsse, dass ohne die Zölibatsfrage und die nach Weiheämtern für Frauen zu stellen, Reformprozesse in Bezug auf die Missbrauchsaufarbeitung nicht möglich seien.

Die Kirche, ihre Lehre und ihre Struktur brauche ebenso in Europa eine Inkulturation, die von den Gläubigen angenommen und mitgetragen werden könne. „Das ist derzeit nicht der Fall“, so „Wir sind Kirche“.

Die Wochenzeitung „Die Furche“ spricht in ihrer aktuellen Ausgabe vom Donnerstag (13.2.2020) gar von einem „Päpstlichen Eiertanz“, der wieder zu keinen Änderungen führen werde. Und das, obwohl Franziskus selbst mutige Reformvorschläge gefordert habe. Diejenigen, die die Kirche mit der Welt und der Zeit versöhnen wollten, würden abermals enttäuscht, so der Kommentar.

religion.ORF.at/dpa/APA/AFP

Mehr dazu:

Links: