Buch von Vatikan-Experten: „Das Franziskus-Komplott“

Der Vatikan-Journalist Marco Politi hat ein Buch über Papst Franziskus vorgelegt. Demnach stoßen die Reformbemühungen des Papstes auf den erbitterten Widerstand von Teilen der Kirchenführung.

Politi schreibt in dem 300-seitigen Band drastisch von einer drohenden Kirchenspaltung, von einem „heimlichen Bürgerkrieg“ und einem internationalen Netzwerk gegen Franziskus. Als Gegenspieler des Papstes sieht Politi beispielsweise die Kardinäle Gerhard Ludwig Müller und Robert Sarah. Um Franziskus sei es zunehmend einsam geworden, gleichzeitig sei Franziskus kein guter Teamplayer.

Das Buch erschien 2019 auf Italienisch und liegt nun beim Freiburger Verlag Herder unter dem Titel „Das Franziskus-Komplott. Der einsame Papst und sein Kampf um die Kirche“ in einer deutschen Ausgabe vor.

Papst Franziskus

APA/AFP/Filippo Monteforte

Papst Franziskus werde für seine Überzeugungen kämpfen, gibt sich Vatikan-Kenner Politi sicher

Überraschungen in „Schlussphase“

Politi erwartet, dass Franziskus trotz aller Widerstände weiter für seine Überzeugungen kämpfen wird. In der „Schlussphase“ seines Pontifikats seien noch Überraschungen zu erwarten. Der 83-jährige Argentinier verstehe sich als Sämann, dessen Saat langfristig aufgehen soll. Umgekehrt zögen die Gegner alle Register, um Veränderungen zu blockieren, so Politi. Schon jetzt habe im Vatikan das Strippenziehen begonnen, um einen „Franziskus II.“ zu verhindern.

In seinem Buch beschreibt und kommentiert der Vatikanist eine große Bandbreite katholischer Debatten und Streitfragen der vergangenen Jahre: Wie können Missbrauch und sexuelle Gewalt durch Priester aufgearbeitet werden? Welche Rechte und Ämter sollen Frauen in der katholischen Kirche erhalten? Wie klerikal und zentralistisch will Kirche sein? Wie ist eine Vermittlung von Tradition und Moderne möglich?

Den Rufen nach dogmatischer Strenge setze Franziskus das Bild eines barmherzigen Gottes entgegen, so der Vatikan-Experte. Auch strebe der Papst mehr Entscheidungsfreiheiten und Gestaltungsspielräume für die Kirche vor Ort an. Politi würdigt auch die Bemühungen von Franziskus, die Vatikan-Finanzen transparenter zu machen.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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