Katholische Frauen für Geschlechtergerechtigkeit

Für die katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) gehört Geschlechtergerechtigkeit zu einem „guten Leben für alle“. Die Organisation äußerte sich in Bezug auf „Querida Amazonia“.

Wie die kfbö in einer Aussendung am Mittwoch betonte, müssten die in dem postsynodalen Schreiben des Papstes versicherte Wertschätzung der Frauen sowie die Anregung, deren Einfluss in Entscheidungs- und Leitungsfragen zu stärken, „allerdings auf struktureller, organisatorischer und theologischer Ebene ihren Ausdruck finden“.

Wenig Freude hat die Frauenbewegung mit dem im Papstschreiben dargelegten Verständnis von Frau und Mann als „grundverschiedene Wesenheiten“, die mit jeweils spezifischen Gaben ausgestattet seien. „Das ist weder empirisch noch theologisch zutreffend“, kritisierte Vorsitzende Veronika Pernsteiner den Papst.

Kirchenrechtliche Gleichstellung gefordert

„Die Auflösung dieses Modells, das die Geschlechter aus sich heraus als einander ergänzend betrachtet, bedarf noch einiger Anstrengung“. Die kfbö wolle „weiterarbeiten an der Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche“, versicherte die größte österreichische Frauenorganisation.

Die Präsidentin der katholischen Frauenbewegung Österreich, Veronika Pernsteiner

APA/Karlowits/HBF

Veronika Pernsteiner plädiert für eine Reflexion des kirchlichen Weiheamts

Pernsteiner plädierte auch für eine theologische wie praktische Reflexion des kirchlichen Weiheamtes, solle die Wertschätzung der Frauen nicht als „freundliche, aber dennoch vertröstende Geste“ verstanden werden.

Der Verzicht auf die im Vorfeld des Papstschreibens vielfach geforderte Einsetzung von „viri probati“ könne freilich „auch positiv gelesen werden“, insofern er die Position von Laien und mithin von Frauen stärke. „Ein erster Schritt auf dem bevorstehenden Weg könne die kirchenrechtliche Gleichstellung von männlichen und weiblichen Laien sein“, regte die kfbö an.

Europa mit besonderer Rolle

Wenn es um ein „gutes Leben für Alle“ gehe, komme der Kirche in Europa eine besondere Rolle zu bei der Realisierung dieser Vision, der Benennung von sozialer Ungerechtigkeit und ihrer Ursachen sowie der Entwicklung von Lösungen. Mit ihrer „Aktion Familienfasttag“ lebe die kfbö seit Jahrzehnten die Solidarität mit Frauen in Regionen der Welt, die unter Ausbeutung und Umweltzerstörung leiden, erinnerte Veronika Pernsteiner.

Frauen kommt in der Umsetzung der von Franziskus skizzierten Visionen eine zentrale Rolle zu. Dem Aufruf des Papstes, „sich jeder Form der Diskriminierung zu widersetzen“, müsse selbstverständlich auch im Blick auf die Rolle von Frauen und Männern in der Kirche nachgekommen werden, erklärte die kfbö-Vorsitzende.

„Es liegt an uns“

Insofern Papst Franziskus sein nachsynodales Schreiben ausdrücklich als groben Rahmen einer Reflexion auf einem synodalen Weg in Amazonien und der gesamten Weltkirche verstanden wissen wolle, nehme die katholische Frauenbewegung den impliziten Auftrag zur Weiterarbeit an zentralen Fragen wie der Frauenfrage an.

„Es liegt an uns, die Macht des Faktischen wirksam werden zu lassen“, sagte Pernsteiner mit dem Hinweis darauf: „Schon jetzt sind in Amazonien und vielen Ländern des Südens überwiegend Frauen mit der Leitung von Gemeinden befasst, und es ist eine Frage der Zeit, bis diese Entwicklung das Amtsverständnis weltweit grundlegend verändert haben wird.“

religion.ORF.at/KAP

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