Valie Export soll Orgel für Wallfahrtskirche gestalten

Die Wallfahrtskirche auf dem Linzer Pöstlingberg braucht dringend eine neue Orgel - und die Medien- und Performancekünstlerin Valie Export (79) soll diese gestalten.

Das berichtete die Linzer „KirchenZeitung“ in ihrer aktuellen Ausgabe. Die als Waltraud Lehner 1940 geborene, international renommierte und vielfach ausgezeichnete Künstlerin hatte in ihrer Kindheit, die sie in der oberösterreichischen Landeshauptstadt verbrachte, zu der als Wahrzeichen geltenden Pöstlingbergkirche - und auch zum Linzer Mariendom - starke Bezüge, hieß es weiter. Derzeit liefen erfolgversprechende Gespräche über eine Kooperation.

Die alte Orgel in der Wallfahrtskirche aus dem Jahr 1943 „pfeift aus allen Löchern“ und sei nicht mehr bespielbar, begründete die Kirchenzeitung die nun getroffenen Maßnahmen. Eine preisgünstige digitale Orgel in der spätbarocken zweitgrößten Wallfahrtskirche Österreichs mit jährlich rund 600.000 Besuchern, die seit 1891 das Stadtbild von Linz prägt, sei als unpassend erschienen. Pfarrer Eugen Szabo setzte erfolgreich für eine neue, „adäquate Orgel“ ein.

Valie Export

APA/FOTOKERSCHI

Medien- und Performancekünstlerin Valie Export

Benefizkonzerte und Spendenaktionen geplant

Die Freiburger Orgelbauwerkstätte Späth wurde beauftragt; benötigt werden dafür 800.000 Euro, die die Pfarre mit Unterstützung von Diözese Linz, Land Oberösterreich, Stadt Linz und Sponsoren aufbringen will. Geplant sind in den nächsten drei Jahren auch Benefizkonzerte sowie verschiedene Spendenaktionen. 2022 soll die neue Orgel in der Pöstlingbergbasilika geweiht werden.

Begleitet wird das Orgelprojekt von den Fachreferenten der Diözese Linz. Hubert Nitsch, Kunstreferent der Diözese Linz, erklärte gegenüber dem ORF Oberösterreich, dass sich Valie Export „sehr explizit mit dem Marienbild auseinandergesetzt“ habe - ein für eine Wallfahrtskirche wichtiger Aspekt. Und die bald 80-jährige Künstlerin habe sich auch sehr genau mit dem Thema Stimme beschäftigt. Generell bemühe sich die Diözese darum, in historischen Kirchengemäuern Kontrapunkte durch zeitgenössische Kunst zu setzen.

Provokation und Anerkennung

Auseinandersetzung mit Feminismus prägten bereits die frühen Arbeiten von Valie Export (ein Name, mit dem sie eine bekannte Zigarettenmarke adaptierte und als Kritik an patriarchal-kapitalistischen Zuschreibungen verstand). Eine ihrer bekanntesten und provokantesten, bis heute geläufigen Aktionskunstprojekte war das „Tapp- und Tastkino“, das sie gemeinsam mit ihrem damaligen Partner Peter Weibel auf offener Straße realisierte: Über ihren nackten Brüsten trug Valie Export dabei einen Kasten mit zwei Öffnungen, durch die Passanten Berührungen durchführen konnten.

Die Stadt Linz erwarb 2015 das Archiv der heute in Wien lebenden Künstlerin und eröffnete 2017 in der Tabakfabrik Linz das Valie Export Center, wo der Vorlass von Valie Export bearbeitet, erforscht, kontextualisiert und vermittelt wird. Ausgezeichnet wurde die Ehrendoktorin der Kunstuniversität Linz unter anderem mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (2005) und dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2010).

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