Papst: Angelus-Gebet erstmals per Video-Stream

Erstmals war das öffentliche Mittagsgebet des Papstes am Sonntag nur per Video zu sehen, um Menschenansammlungen am Petersplatz und eine weitere Ausbreitung des Coronavirus (Covid-19) zu verhindern.

„Ich bin im Gebet den Menschen nahe, die unter der gegenwärtigen Coronavirus-Epidemie leiden, und all denen, die sich um sie kümmern“, sagte Papst Franziskus in der Live-Übertragung des Angelusgebets aus der Bibliothek des Apostolischen Palastes im Vatikan.

Das Gebet und die Ansprache des Papstes wurden per Video-Stream live auf Großbildschirme auf dem Platz übertragen. Dabei hat Franziskus auch erneut an die dramatische Lage der Menschen in Nordwest-Syrien erinnert.

„Angelus mit dem Papst im Käfig“

Bei seinem Video-Auftritt meinte der Papst anfangs: „Ein bisschen seltsam, dieser Angelus von heute mit dem Papst im Käfig.“ Jedoch entspreche die Form des Angelus auch den „gesundheitlichen Präventivmaßnahmen“, denn so konnten an den Eingängen zum Petersplatz die sonst üblichen Sicherheitskontrollen entfallen, bei denen Menschen länger dicht gedrängt stehen und insbesondere die kontrollierenden Polizisten einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt wären.

Das Angelus-Gebet von Papst Franziskus wird wegen des Coronavirus per Videobotschaft übertragen

APA/AP/Andrew Medichini

Das Angelus-Gebet von Papst Franziskus wird derzeit wegen des Coronavirus per Video übertragen

Franziskus, der sich aktuell von einer hartnäckigen Erkältung erholt - wie der Vatikan bereits mehrmals berichtete - erinnerte erneut an die „unmenschliche Lage“, in der diese hilflosen Menschen sich befinden. Das bereite ihm große Sorgen, sagte das Kirchenoberhaupt beim Mittagsgebet. „Wir dürfen nicht von dieser humanitären Krise wegblicken, sondern müssen ihr Vorrang vor allen anderen Interessen einräumen“, mahnte der Papst.

Erster „abgeschotteter“ Angelus seit 1981

Die Generalaudienz am kommenden Mittwoch soll auf die gleiche Weise stattfinden. Wie der Vatikan weiter mitteilte, wird der Papst bis 15. März die Morgenmessen im Gästehaus Santa Marta ohne Teilnahme von Gläubigen, sondern alleine feiern.

Es war das erste Mal seit dem Attentat auf Johannes Paul II. im Mai 1981, dass ein Papst den Angelus nicht in der Öffentlichkeit betet, wie das Onlineportal vaticannews.va berichtete. Johannes Paul hatte sich nach dem Anschlag in einer Audio-Botschaft über Radio Vatikan aus der Gemelli-Klinik zu Wort gemeldet.

Im Vatikan ist bisher ein einziger Corona-Fall aufgetreten. Das päpstliche Gesundheitsamt FAS, in dem der Patient am Donnerstagabend behandelt worden war, wurde daraufhin desinfiziert; es soll Mitte der Woche wieder öffnen.

Vatikanische Museen geschlossen

Als weitere Maßnahme gegen die Ausbreitung des Coronavirus werden die Vatikanischen Museen bis zum 3. April geschlossen. Wie der Vatikan am Sonntag weiter bekannt gab, gilt dies auch für die Ausgrabungen unter dem Petersdom, das Museum der Päpstlichen Villen in Castel Gandolfo sowie für alle Museen anderer Päpstlicher Basiliken wie etwa im Lateran oder Maria Maggiore, berichtete Kathpress.

Damit folgen die Behörden des Vatikanstaates den jüngsten Vorgaben der italienischen Regierung, denen zufolge Museen, Kinos und Theater landesweit vorerst schließen sollen. Zudem erwähnt die Mitteilung weitere Maßnahmen, die im Vatikanstaat oder in exterritorialen Einrichtungen des Heiligen Stuhls ergriffen werden.

religion.ORF.at/KAP/APA

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