CoV: Kirche erlaubt maximal 100 Teilnehmer in Messen

Die römisch-katholische Kirche in Österreich beschränkt die Zahl der Gottesdienstteilnehmer in geschlossenen Räumen auf 100. Sie reagiert damit auf die am Dienstag verkündeten Veranstaltungseinschränkungen der Regierung wegen des Coronavirus.

Die Kirche werde die Vorgaben der Regierung für alle ihre Veranstaltungen und Gottesdienstformen übernehmen, sagte Kardinal Christoph Schönborn als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz am Dienstagnachmittag der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress.

Pfarrer für Einhaltung zuständig

Entsprechend den behördlichen Anordnungen sind demnach Gottesdienste in geschlossenen Räumen nicht mit mehr als 100 Personen zu feiern, ebenso wie bei Feldmessen und Gottesdiensten im Freien nicht mehr als 500 Personen teilnehmen dürfen. „Andere Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen indoor bzw. mehr als 500 Personen outdoor sind abzusagen“, erklärte der Kardinal. Die Pfarrer und Kirchenrektoren seien für die Umsetzung dieser Bestimmungen in ihrem Bereich zuständig.

Augistinerkirche in Wien

ORF.at/Patrick Wally

Es gibt Einschränkungen, aber die Kirchen bleiben geöffnet

Im Rahmen der Vorgaben solle allerdings das kirchliche Leben so weit wie möglich weitergehen. Dafür würden die Kirchen einerseits unverändert geöffnet bleiben, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Er rief dazu auf, „zuhause zu beten, die Kirchen auch außerhalb der Messzeiten für das persönliche Gebet aufzusuchen und auch die Möglichkeit der Werktagsmessen zu nützen“.

Dom für Touristen geschlossen

Darüber hinaus werde es Detailregelungen seitens der Diözesen geben. Der Wiener Stephansdom stellt wegen des Coronavirus bis auf weiteres den Tourismusbetrieb ein, hieß es am Dienstag in einer Pressemitteilung der Dompfarre. Gläubige der Erzdiözese Wien wurden „von der Sonntagspflicht dispensiert“, dürfen also auch an einem anderen Tag die Messe besuchen.

Der Dom bleibt aber für Gläubige, die Gottesdienste besuchen, beten oder beichten wollen, bis zu einer Anzahl von 100 Personen offen. Auch die Öffnungszeiten wurden nicht verändert. Bis Anfang April verzichtet der Stephansdom bei den Messen auf Mund- und Kelchkommunion, den Friedensgruß per Händedruck und generell auf den Gebrauch von Weihwasser.

Kardinal Schönborn rief alle Gläubigen zum Gebet auf, insbesondere „für die Erkrankten und für alle, die Verantwortung für die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen haben“. Die einschneidenden Maßnahmen hätten vor allem zum Ziel, ältere und gesundheitlich angeschlagene Menschen zu schützen, die ja die Hauptrisikogruppe für eine Coronavirus-Infektion darstellen. Gleichzeitig dankte der Wiener Erzbischof allen, „die mit Augenmaß und Entschiedenheit in dieser schwierigen Situation für das Zusammenleben verantwortlich sind“.

Muslimisches Freitagsgebet ausgesetzt

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) setzt aufgrund der Veranstaltungseinschränkungen der Regierung wegen des Coronavirus die Freitagsgebete aus. Den Vorgaben der Gesundheitsbehörden folgend habe der theologische Rat der IGGÖ beschlossen, dass ab Freitag bis vorerst 1. April 2020 österreichweit keine Freitagsgebete in Moscheen abgehalten werden dürfen", hieß es am Dienstag in einer Aussendung der Glaubensgemeinschaft.

Auch kleinere Gebetsräume werden geschlossen, da Menschen sonst dorthin ausweichen würden. Diese Maßnahme soll zur Eindämmung einer weiteren Ausbreitung der Epidemie beitragen.

Moschee am Hubertusdamm in Wien

ORF.at/Michael Baldauf

Die gut besuchten Freitagsgebete werden bis April eingestellt

Moscheen für Seelsorge geöffnet

„Aus islamischer Sicht sind diese Maßnahmen gerechtfertigt, denn die Verpflichtung zur Durchführung des Freitagsgebetes gilt als aufgehoben, wenn Krankheit oder Sorge um das eigene Leben oder jenes von Familienangehörigen vorliegen“, erklärte die IGGÖ. Ausnahmslos alle Moscheen und Imame seien dazu angehalten, sich an diese Vorsichtsmaßnahmen zu halten. Ebenso soll die Abhaltung größerer Veranstaltungen und Versammlungen innerhalb der islamischen Einrichtungen möglichst vermieden werden. Die Moscheen bleiben jedoch für seelsorgerische Dienste geöffnet.

Die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) hat schon seit längerem einen Krisenstab eingerichtet, der über das Vorgehen berät. Seit zwei Wochen gibt es auch in den religiösen Einrichtungen, die etwa dem Stadttempel, besondere Hygienemaßnahmen. Auch über weitere Maßnahmen werden die Mitglieder laufend informiert.

Keine Veranstaltungen ab 100 Teilnehmern

Die Regierung hatte am Dienstag Maßnahmen zum Umgang mit dem Coronavirus vorgestellt - etwa Einschränkungen bei Veranstaltungen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) erklärte, dass Outdoor-Veranstaltungen mit über 500 Teilnehmern und Indoor-Veranstaltungen mit über 100 Teilnehmern bis Anfang April abgesagt werden. Die Regelung betrifft auch Familienfeiern wie etwa Hochzeiten.

Die Epidemie habe sich in sehr starkem Tempo ausgebreitet, so Anschober. „Wir müssen für ein paar Monate unser Leben verändern“, sagte der Gesundheitsminister.

Purimfest in Jerusalem abgesagt

Ein Blick in andere Länder, die schon vor einigen Tagen strenge Sicherheitsvorkehrungen beschlossen haben, zeigt: Das religiöse Leben ist durch den Virus enormen Einschränkungen unterworfen. Jerusalems Bürgermeister Mosche Leon sagte wegen des Coronavirus Veranstaltungen zum jüdischen Purimfest ab. Gestrichen wurden unter anderem eine Purim-Party auf dem Mahane-Jehuda-Markt in Westjerusalem, Feiern für Familien in der Innenstadt sowie eine Straßenparty im Stadtteil Nahlaot, berichtete die Zeitung „Haaretz“ am Dienstag.

Ein am vergangenen Mittwoch erlassenes Verbot des Gesundheitsministeriums für Veranstaltungen mit mehr als 5.000 Teilnehmern hatte die traditionellen Feiern eingeschränkt.

Keine Gottesdienste in Italien

In Italien steht das religiöse Leben derweil fast komplett still. Gemäß den Vorgaben der Regierung zur Eingrenzung der Coronavirus-Epidemie werden vorerst keine öffentlichen Gottesdienste mit Gläubigen mehr gefeiert. Ausgesetzt werden auch Trauergottesdienste zu Begräbnissen. Kirchen und Kapellen bleiben aber für das persönliche Gebet geöffnet.

religion.ORF.at/APA/KAP

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