ksoe: Krise öffnet Fenster für Grundeinkommen

Die katholische Sozialakademie (ksoe) sieht die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens auch jenseits der aktuellen Notlage als Chance für die Befreiung aus sozialen und ökonomischen Unrechtsstrukturen.

Die aktuelle Coronavirus-Krise regt an, den Grundsatz „Besondere Zeiten erfordern besondere Lösungen“ auch im sozioökonomischen Bereich anzuwenden: Nach Einschätzung von Markus Blümel von der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe) scheint im Moment "ein Fenster aufgestoßen zu sein für den Vorschlag eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE).

Angesichts der aktuellen Pandemie mehrten sich Stimmen, die dafür eintreten, Geldmittel an jeden und jede auszuzahlen - etwa in Form eines temporären Krisen-Geldes oder einer finanziellen Überbrückung für alle. Das BGE sollte freilich auch jenseits der aktuellen Notlage als Chance für Befreiung aus sozialen und ökonomischen Unrechtsstrukturen in den Blick genommen werden, betonte Blümel.

Hände mit Geldscheinen

APA/dpa/Marijan Murat

Die ksoe tritt für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein

BGE als Ausdruck von Würde und Freiheit

Der seit Jahren mit diesem Thema befasste Experte führte in einem Blogeintrag auf der Website der ksoe einige Argumente für ein BGE ins Treffen, die Fachleute u.a. aus der Katholischen Sozialakademie in dem Buch „Zur Freiheit berufen. Christen für ein Grundeinkommen“ (2019) nannten.

Hinweis

Katholische Arbeitnehmer-Bewegung, Diözesanverband Köln, „Zur Freiheit berufen. Christen für ein Grundeinkommen“, Verlag Bonifatius 2019, 174 Seiten, 19,50 Euro.

Diese umfassen Selbsterhaltungsfähigkeit und damit Freiraum für eigenständige Handlungsoptionen; „Nicht-Einmischung“ in Lebensentwürfe statt Eingriffe in die Autonomie; Option für die Armen: „Niemand wäre mehr darauf angewiesen, aus Not jeden Job um jeden Preis annehmen zu müssen, um das Leben zu fristen“; und: BGE als Ausdruck der Würde und Freiheit des Menschen.

Perspektive auf gutes Leben für alle

Das Grundeinkommen wäre laut Blümel auch ein Anstoß in Richtung grundlegender - und wünschenswerter - gesellschaftlicher Entwicklungen nach dem Abklingen der Pandemie: Mit einem BGE im Rücken könnte künftig Nein gesagt werden zu sozial problematischen und klimaschädigenden Aktivitäten. „Die Menschen werden dann tendenziell nur noch an denjenigen ökonomischen Tätigkeiten teilnehmen (wollen), die aus ihrer Sicht Sinn machen - in ökologischer, sozialer und selbstverwirklichender Hinsicht“, zitierte Blümel den Sozialwissenschaftler Ulrich Schachtschneider.

Die kulturelle Orientierung am „Immer mehr“ sei - zumindest bis zur Corona-Krise - ungebrochen gewesen, obwohl gegen diese Beschleunigung in den letzten Jahren immer lauter ein ressourcenschonender Lebensstil eingefordert wurde, so der ksoe-Mitarbeiter und Leiter des Lehrgangs „Solidarisch Wirtschaften“. Blümels Fazit: Das BGE sollte als „Teil der Lösung“ - mit Perspektive auf ein gutes Leben für alle Mitglieder der Gesellschaft - gerade jetzt neu in die politische Debatte eingebracht und diskutiert werden.

religion.ORF.at/KAP

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