Moscheen bleiben auch zu Ramadan geschlossen

Die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGÖ) hat am Mittwoch in einer Aussendung muslimische Gläubige dazu aufgerufen, weiter in den eigenen vier Wänden zu beten. Die Moscheen bleiben bis auf Weiteres geschlossen - auch im Fastenmonat Ramadan.

Die IGGÖ habe „als erste Religionsgemeinschaft in Österreich bereits vor den ersten Regierungserlässen strikte Maßnahmen zum Schutz von Gemeindemitgliedern und Mitmenschen getroffen“, so die Aussendung. Bei einem Treffen aller anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften im Bundeskanzleramt am 12. März 2020 sei gemeinsam entschieden worden, die Aktivitäten in den religiösen Gemeinden für die nächsten Wochen weitestgehend auszusetzen.

„Der Verlängerung der gesetzlichen Vorgaben über die Einschränkungen des öffentlichen Lebens folgend, sieht sich die IGGÖ dazu verpflichtet, auch die für ihre Gemeinden seit 10. März bestehenden Beschränkungen bis Ende April, und somit in den bevorstehenden Fastenmonat Ramadan hinein, der am 23. April beginnt, zu verlängern“, heißt es.

Schließungen betreffen Ramadan

Das bedeute sowohl die Aussetzung der gemeinschaftlichen Gebete als auch die Beschränkung des Fastenbrechens auf den Kreis der Kernfamilie - eine massive Änderung der gewohnten Rituale während des Fastenmonats. „Der Islam wird in der Gemeinschaft gelebt. In der jetzigen Situation aber gilt es, unsere Häuser mit Gebeten und Rezitationen zu erhellen und sie zu Moscheen zu machen“, so Präsident Vural. Trotz der räumlichen Distanz bleibe die Glaubensgemeinschaft mit ihren Mitgliedern über ihre Onlineangebote in Verbindung und begleite sie damit „spirituell so gut wie möglich durch die kommenden Wochen“.

Im Zuge der stufenweise erfolgenden Normalisierung des öffentlichen Lebens werde „in enger Zusammenarbeit mit dem im Bundeskanzleramt angesiedelten Kultusamt sowie den anderen anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften ein möglicher Plan zur schrittweisen Wiederaufnahme der religiösen Praxis in den kommenden Wochen und Monaten erarbeitet“.

„Wir haben als Religionsgemeinschaften bis jetzt einen gemeinsamen Weg gefunden und wollen diesen Weg auch in Zukunft gemeinsam gehen“, so Vural. Das weitere Vorgehen werde sich dabei naturgemäß an den Vorgaben der Bundesregierung und den Gesundheitsbehörden orientieren und werde laufend neu evaluiert werden müssen.

Viele Hilfsprojekte

Die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus und die damit verbundenen Beschränkungen und Vorschriften unterstütze die IGGÖ uneingeschränkt. „Auch die muslimische Bevölkerung beweist Tag für Tag ihre Einsicht und Kooperationsbereitschaft: zahlreiche Gemeinden und Vereine, Einzelpersonen, Jugendliche und Familien haben sich in Hilfsprojekten zusammengeschlossen, um ältere und bedürftige Mitmenschen zu unterstützen“.

Minarett der Moschee am Hubertusdamm in Wien 22.

APA/Herbert Neubauer

Die Moscheen bleiben vorerst geschlossen (Minarett der Moschee am Hubertusdamm in Wien 22.)

Auch würden viele Musliminnen und Muslime in gerade jenen Bereichen arbeiten, „die aktuell ganz besonders wichtig für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens und die Versorgungssicherheit in unserem Land sind“, so die Aussendung.

Kleinere Moscheen hart getroffen

Gleichzeitig würden die Maßnahmen vor allem kleinere Moscheen sehr hart treffen, denn durch das Versammlungsverbot würden die üblichen Spendensammlungen bei den Freitagsgebeten und vor allem im Monat Ramadan, die einen maßgeblichen Teil ihrer Einnahmequellen darstellen, ersatzlos wegfallen. Das führe dazu, dass Mieten, monatliche Erhaltungs- und Betriebskosten, Kreditraten oder Löhne nicht mehr beglichen werden können.

Die IGGÖ rief daher eine innermuslimische Spendensammlung ins Leben gerufen, um den Erhalt all ihrer Moscheen zu sichern. „Vor diesem Hintergrund wird es nun erneut augenscheinlich, dass unsere Glaubensgemeinschaft ganz neue Wege der Finanzierung bestreiten wird müssen, um ihre Aufgaben auch in Zukunft in gewohnter Stringenz erfüllen zu können“, wird Vural zitiert. Eine Diskussion um die mögliche Einführung eines Moscheebeitrages steht seit Monaten im Raum.

religion.ORF.at

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