Bischöfliche Stiftung fordert höheres Arbeitslosengeld

Die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung der Diözese Linz fordert eine Anhebung des Arbeitslosengeldes auf die Höhe des Kurzarbeitseinkommens.

Geschäftsführer Christian Winkler regte in einer Aussendung am Montag diesen Schritt insbesondere für niedrige Einkommen an. Derzeit bestehe ein gravierender Unterschied zwischen jenen, die durch Kurzarbeit mit 80 bis 90 Prozent ihres bisherigen Einkommens rechnen können, und jenen, die meist aus prekären Beschäftigungen arbeitslos geworden sind und nur 55 Prozent ihres Nettoeinkommens erhalten.

So viele Menschen wie noch nie wurden im letzten Monat arbeitslos: Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten sank um 300.000, diese seien nun zu den vorher schon mehr als 400.00 Arbeitslosen dazukommen, erinnerte der kirchliche Arbeitsmarkt-Experte.

Existenzängste und Aussichtslosigkeit

„Existenzängste und die Aussichtslosigkeit, nach der Krise wieder rasch eine Stelle zu bekommen, plagen viele der Betroffenen.“ In zahlreichen Branchen sei derzeit unklar, welche Arbeitsplätze es dann mittelfristig geben wird, und ob die bisherigen Qualifikationen ausreichen werden.

In einer Krise, in der sich die Lebenssituation für viele arbeitslose Menschen dramatisch verschärfe, müsse nun vorrangig deren Existenz gesichert werden, appellierte Winkler. Die schon vor der Pandemie erhobene Forderung nach einer Erhöhung des Arbeitslosengeldes bekomme nun umso größere Bedeutung, zumal die Krise länger andauern werde.

Vielen droht Abrutschen in die Armut

Das Abrutschen in die Armut droht laut dem Geschäftsführer der Arbeitslosenstiftung besonders den Teilzeitkräften z. B. in der Gastronomie oder im Einzelhandel, die aufgrund ihres geringen Einkommens auch nur ein sehr geringes Arbeitslosengeld bekommen. Um eine Aufzahlung aus der Sozialhilfe (früher Mindestsicherung, Anm.) zu erhalten, müsse davor Vermögen verwertet werden.

Auch werde das gesamte Haushaltseinkommen zur Berechnung herangezogen. „Und die Höhe unterschreitet bei weitem die Armutsgefährdungsschwelle“, wies Winkler hin. Für ihn geht es in dieser Frage um ein menschenwürdiges Leben und um blanke Existenzsicherung.

Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht wäre es laut dem Fachmann sinnvoll, das Arbeitslosengeld samt Notstandshilfe zu erhöhen: Diese Mittel würden zur Gänze wieder ausgegeben. Ebenso rechne sich eine Lohnkostenförderung zu 100 Prozent für gemeinnützige und gesellschaftlich notwendige Tätigkeiten.

Gezielte Weiterbildung anbieten

Die derzeit geringe Aussicht auf eine passende Beschäftigung wäre laut Winkler kostenlose Online-Weiterbildung für alle arbeitslosen Menschen sinnvoll, damit sie ihre Qualifikationen und Chancen am Arbeitsmarkt verbessern. Mit angepasster didaktischer Vermittlung könnten damit auch Menschen erreicht werden, die wenig Erfahrung im Umgang mit digitalen Medien haben. Besonders wenig qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Migrantinnen und Migranten bräuchten hier Beratung und Unterstützung. Winkler regte auch eine Arbeitsstiftung an, die es ermöglicht, Berufsabschlüsse nachzuholen.

In einer Krise wie der gegenwärtigen zeige der österreichische Sozialstaat seine Tragfähigkeit, anerkannte der Stiftungsvertreter - „aber mit bereits vorher bekannten Schwächen wie z. B. zu geringem Arbeitslosengeld oder zu niedriger Sozialhilfe.“ Viele soziale Einrichtungen hätten ihr Unterstützungsangebot für arbeitssuchende Menschen sehr rasch und kompetent auf Fernbetreuung umgestellt. Winkler lobte hier ausdrücklich die „großen Belastungen ausgesetzten“ AMS-Mitarbeiter.

Forderung nach Verteilung der Erwerbsarbeit

Freilich sei zu befürchten, dass die Schere bei der Verteilung der Einkommen weiter aufgeht. Mehr Menschen ohne ausreichende Existenzsicherung drohen an den Rand gedrängt zu werden. Schlussanmerkung Winklers: Da es nach der Krise mehr arbeitslose Menschen geben wird, sei „eine Verteilung der Erwerbsarbeit, etwa durch eine generelle Arbeitszeitverkürzung, sowie eine menschwürdige Existenzsicherung erforderlich“.

Die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung der Diözese Linz wurde 1987 vom damaligen Bischof Maximilian Aichern gegründet. Ihr Ziel ist es, arbeitslosen Menschen eine Stimme zu geben und konkret und individuell abgestimmte Hilfe zu leisten. Finanziert wird die Einrichtung durch Eigenerträge, durch Förderungen des Sozialressorts des Landes Oberösterreich und des AMS Oberösterreich sowie mittels Spenden.

religion.ORF.at/KAP

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