Studie: Bischöfe am Weltkrieg mitschuldig

Römisch-katholische Bischöfe in Deutschland haben sich zur Zeit des Nationalsozialismus „mitschuldig“ am Zweiten Weltkrieg gemacht. Das ist das Ergebnis einer kirchlichen Untersuchung.

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) stellte die Untersuchung am Mittwoch anlässlich des 75. Jahrestags des Weltkriegsendes am 8. Mai vor. „Bei aller inneren Distanz zum Nationalsozialismus und bisweilen auch offener Gegnerschaft war die katholische Kirche in Deutschland Teil der Kriegsgesellschaft“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Bischof Heiner Wilmer, laut einer Mitteilung am Mittwoch.

Aus vielen „unstrittigen historischen Fakten“ zur damaligen Haltung der Bischöfe habe sich „ein Bild der Verstrickung“ ergeben. Ein Kernsatz des neuen Dokuments lautet Wilmer zufolge: „Indem die Bischöfe dem Krieg kein eindeutiges ‚Nein‘ entgegenstellten, sondern die meisten von ihnen den Willen zum Durchhalten stärkten, machten sie sich mitschuldig am Krieg.“

Der Limburger Bischof Georg Bätzing

APA/dpa/Harald Tittel

Bischofskonferenz-Vorsitzender Georg Bätzing sagte, man müsse sich mit dem Verhalten der Vorgänger kritisch auseinandersetzen

Kritische Auseinandersetzung mit Vorgängern

Auch der Kirche bleibe das Lernen aus der Geschichte nicht erspart, betonte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Georg Bätzing. Viele Aspekte zum Themenkomplex Kirche im Nationalsozialismus seien inzwischen gut ausgeleuchtet. Das gelte nicht für der Frage, wie es die katholischen Bischöfe mit dem Krieg gehalten hätten. Man müsse sich mit dem Verhalten der Vorgänger kritisch auseinandersetzen.

„Dass uns dies nicht ganz leichtfällt, braucht nicht verschwiegen zu werden“, sagte Bätzing. „Denn wir wissen, dass uns die Rolle des Richters über unsere Vorgänger nicht gut zu Gesicht steht“. Keine Generation sei frei von zeitbedingten Urteilen und Vorurteilen. Weiter erklärte der Bischof, Europa sei derzeit in keinem guten Zustand. "Der alte Ungeist der Entzweiung, des Nationalismus, des „völkischen Denkens" und autoritärer Herrschaft erhebt vielerorts sein Haupt - auch bei uns in Deutschland.“

„Deutsche Bischöfe im Weltkrieg“

Das Dokument „Deutsche Bischöfe im Weltkrieg“ war unter Federführung von Justitia et Pax zusammen mit der deutschen katholischen Bischofskonferenz und der Kommission für Zeitgeschichte erarbeitet worden. Die Bischöfe hatten es den Angaben zufolge auf ihrer Frühjahrsvollversammlung beschlossen.

Die Deutsche Kommission Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden) wird von der Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken getragen und ist nach eigenen Angaben eine Art Runder Tisch, der sich mit Fragen der Menschenrechts- und Friedenspolitik befasst.

religion.ORF.at/dpa

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