Papst Johannes Paul II. wäre 100

Papst Johannes Paul II. (1920-2005), mit bürgerlichem Namen Karol Wojtyla, wäre am Montag 100 Jahre alt geworden. Sein langes Pontifikat war geprägt vom Zusammenbruch des Kommunismus, seinen Reisen und dem Leiden am Ende seines Lebens.

Karol Wojtyla wurde 1920 im polnischen Wadowice geboren. 1978 wurde er zum Papst gewählt. Sein Pontifikat war das zweitlängste der Kirchengeschichte, und Wojtyla war der erste nichtitalienische Papst nach 455 Jahren. Er starb am 2. April 2005 in Rom. Papst Franziskus sprach ihn 2014 gleichzeitig mit Johannes XXIII. heilig.

Berühmt waren die zahlreichen Pastoralreisen Johannes Paul II. in die ganze Welt, die ihm den Spitznamen „Der eilige Vater“ einbrachten. Ikonisch auch seine Gepflogenheit, auf Flughäfen den Boden zu küssen. Insgesamt 104 Pastoralreisen unternahm er in Länder außerhalb Italiens, drei davon nach Österreich: 1983, 1988 und 1998.

Viele Anekdoten

Vielleicht, weil seine Amtszeit so lang war, ranken sich um das Pontifikat von Papst Johannes Paul II. viele Anekdoten. So soll er zu seiner eigenen Papst-Wahl als Letzter eingetroffen sein - er habe einen Krankenbesuch absolviert, heißt es. Auch seine Leidenschaft für das Skifahren ist legendär, allgemein galt Wojtyla als sehr sportlich. Medien scheute er ebensowenig wie Auftritte bei Massenveranstaltungen. Das trug ihm auch die Bezeichnung „Medienpapst“ ein.

Kardinal Christoph Schönborn und Johannes Paul II. 1998

APA/Hand Techt

Kardinal Christoph Schönborn und Johannes Paul II. beim Österreich-Besuch 1998

Neuer Stil

Der neue Papst habe einen neuen Stil in den Papstpalast gebracht, so ein Kommentar für Kathpress. Er schaffte den päpstlichen Tragsessel und das majestätische „Wir“ ab. In seiner Antrittsrede appellierte er an die Kirche und die Welt: „Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus. Öffnet die Grenzen der Staaten, die wirtschaftlichen und politischen Systeme für seine rettende Macht.“

Er berief 15 Bischofssynoden ein, lud die Weltreligionen zum Friedensgipfel nach Assisi, empfing 890 Staats- und Regierungschefs und ernannte 1.800 Heilige und Selige. Nicht weniger als 14 Enzykliken hinterließ Johannes Paul II., sowie zahlreiche Lehrschreiben und Botschaften. In das Pontifikat von Johannes Paul II. fiel der Zerfall der kommunistischen Regimes in Europa sowie das Ende des Kalten Krieges. Ein Höhepunkt seines Pontifikats war das Heilige Jahr 2000, zu dem rund 30 Millionen Pilger nach Rom kamen.

Premieren: Synagogen- und Moscheebesuch

Als erster Papst der Neuzeit besuchte Johannes Paul 1986 eine Synagoge und 2001 als erster Papst überhaupt eine Moschee. Johannes Paul II. wurde 1981 Opfer eines Attentats, das er, von zwei Pistolenkugeln getroffen, knapp überlebte. Drei Jahre darauf besuchte er den Attentäter im Gefängnis - vergeben hatte er ihm bereits im Krankenhaus.

Johannes Paul II. im Jahr 1990 bei einem Besuch im Tschad mit Federkrone

Reuters/Luciano Mellace

Johannes Paul II. mit Federkrone bei einem Besuch im Tschad im Jahr 1990

Schon bald nach seinem Amtsantritt zeichnete sich ab, dass der Papst aus dem Osten die geistige wie politische Auseinandersetzung mit dem Kommunismus im Blick hatte. Drei Mal reiste er in das kommunistische Polen und gab dort Kirche und Opposition moralische Rückenstärkung. Selbst der frühere Kreml-Chef Michail Gorbatschow bescheinigte dem Papst aus Polen, dass er wesentlich zum Ende des Kommunismus und zu den Ereignissen der Wendejahre 1989/90 beigetragen habe.

Kritik an Bischofsernennungen

Der anfängliche Applaus schlug allerdings im Laufe der Jahre vielfach in Distanz und Kritik um. Ursache waren kontroversiell aufgenommene Bischofsernennungen - wie etwa jene von Hans Hermann Groer, Kurt Krenn oder Georg Eder in Österreich - und das Festhalten des Papstes an der traditionellen Lehre in Fragen der Moral und der Kirchenordnung (Zölibat, Empfängnisverhütung, Frauenordination).

Die zunehmende Gebrechlichkeit des Papstes löste während der letzten Jahre Spekulationen sowohl über die Natur seiner Leiden - klar erkennbar, aber nie bestätigt, litt er an der Parkinson-Krankheit - als auch einen denkbaren Rücktritt aus. Zudem wurde auch immer mehr darüber geredet, dass päpstlichen Helfern und Vertrauten immer mehr Macht zufiel.

Öffentliches Leiden

Johannes Paul sah das anders. „Auch ein schwacher Papst kann führen“, meinte er einmal - und erreichte, zäh und unbeugsam auch gegenüber seinem eigenen physischen Verfall, letztlich sein Ziel, die römische Kirche in ein neues Jahrtausend zu führen.

Selbst nach seinem Tod bleibt Johannes Paul II. „Rekord-Papst“. Nachdem viele Anwesende bereits bei seiner Totenmesse im April 2005 seine sofortige Heiligsprechung („Santo subito!“) gefordert hatten, hob sein Nachfolger Benedikt XVI. für ihn die übliche Frist von fünf Jahren für die Einleitung des Seligsprechungsverfahrens auf. So konnte der Wojtyla-Papst im Mai 2011 nur sechs Jahre nach seinem Tod seliggesprochen werden, so schnell wie kein Seliger oder Heiliger der Neuzeit.

Gedenken im Stephansdom

Papst Franziskus feiert am Montag eine Messe am Grabmal des Heiligen im Petersdom. Im Gedenken an den „Jahrtausendpapst“ findet ebenfalls am Montag um 18.00 Uhr im Wiener Stephansdom ein feierlicher Gottesdienst mit dem Heiligenkreuzer Abt Maximilian Heim und Dompfarrer Toni Faber statt. Dabei wird auch eine seit dem Vorjahr im Stephansdom befindliche Haarreliquie von Karol Wojtyla zu sehen sein, wie die Wiener „Freunde des Heiligen Johannes Paul II.“ der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress mitgeteilt haben.

Der Lemberger Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki, der sieben Jahre lang Sekretär von Johannes Paul II. war, übergab Dompfarrer Faber im Vorjahr die in einer kleinen Kapsel gefasste Reliquie, die seither in der Reliquiensammlung von St. Stephan aufbewahrt wird. Der lange geplante Festgottesdienst zu dem Jubiläum kann wegen der Coronavirus-Pandemie nur in kleinerem Rahmen gefeiert werden.

gril, religion.ORF.at/KAP/APA