Schönborn würdigt Papst Johannes Paul II.

Kardinal Christoph Schönborn hat Papst Johannes Paul II. gewürdigt. Dieser sei ungeachtet mancher Schwächen „einer der ganz großen Päpste“ gewesen, so Schönborn in einem Interview für die aktuelle Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ .

Karol Wojtyla habe in seinem langen Pontifikat von 1978 bis 2005 maßgeblich zum Fall des Kommunismus beigetragen und er habe die katholische Kirche gegenüber anderen Religionen und vor allem dem Judentum geöffnet, betonte Schönborn. „Ein schmerzlicher Punkt“ in Österreich seien Bischofsernennungen gewesen und vom Thema Missbrauch sei Johannes Paul II. „überfordert“ gewesen.

Der am 18. Mai 1920 zur Welt gekommene erste slawische Papst „hat die Jahre meines aktiven Dienstes sehr geprägt“, betonte der Wiener Erzbischof in dem Interview. Noch lebhaft in Erinnerung sei „die faszinierendste der über hundert Auslandsreisen" des Papstes - die erste große Polen-Reise 1979.“

Kardinal Christoph Schönborn und Johannes Paul II. 1998

APA/Hand Techt

Kardinal Christoph Schönborn mit Papst Johannes Paul II im Jahr 1998

Papst als Bedrohung für das kommunistische System

Millionen Polen hätten seine ermutigenden Worte gehört, die davon ausgehende „Kraft der Veränderung“ erlebt, so Schönborn. „Das war zweifellos der Grund, warum damals Moskau entschieden hat: Dieser Mann muss weg, der ist eine tödliche Bedrohung für das kommunistische System.“ Doch die Veränderung sei „unaufhaltsam“ gewesen. Schönborn erinnert in dem Interview an die 1981 entstandene Gewerkschaft Solidarnosc, an das Kriegsrecht in Polen und an das Attentat auf den Papst 1981 am Petersplatz.

Bischöfe habe Johannes Paul II. manchmal „an allen Institutionen oder allen Gremien vorbei“ ernannt. Das habe zu großen Bischofspersönlichkeiten wie dem Erzbischof von Mailand, Kardinal Carlo Maria Martini, oder dem für Paris ernannten „jüdischen Kardinal“ Jean-Marie Lustiger geführt.

Ernennung von Hans Hermann Groer

In Österreich habe der Papst direkt Einfluss genommen. „Und das ist sicher ein schmerzlicher Punkt“, so Schönborn, der an die Ernennung Hans Hermann Groers erinnert, die wohl „eine sehr persönliche Entscheidung“ des Papstes gewesen sei.

Nach den Vorwürfen gegen den Kardinal habe man auf ein Wort des Trostes und des Mitgefühls des Papstes für die Betroffenen gehofft, das aber ausgeblieben war. „Er war mit dem Thema ‚Missbrauch‘ irgendwie überfordert... Ich glaube, er war ein so lauterer Mensch, dass er sich das nicht vorstellen konnte.“

religion.ORF.at/APA

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