Ordensfrau für mehr Geschlechtergerechtigkeit

Mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern in der Kirche hat Franziska Bruckner, die zweite Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz eingemahnt.

„Die Frauenorden erhoffen sich, als gleichwertige Partnerinnen wahrgenommen zu werden. Will sich eine Ordensfrau bzw. eine Frau etwa theologisch in der Kirche einbringen, erscheint mir das grundsätzlich schwieriger“, so die Ordensfrau in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der St. Pöltner Kirchenzeitung „Kirche bunt“ anlässlich ihres 60. Geburtstags am 23. Mai.

Die Zweite Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz wies auf das „geschichtlich gewachsene Frauenbild“ hin und sagte: „In vielen Bereichen müssen Frauen mehr um und in ihren Positionen kämpfen. Mitzuwirken, dass sich darin eine Wende zum Leben nach dem Evangelium vollzieht, sehe ich als Aufgabe im gesellschaftlichen Miteinander heute.“

Generaloberin Franziska Bruckner

Ordensgemeinschaften/Katrin Bruder

Schwester Franziska Bruckner erwartet sich mehr Chancengleichheit innerhalb kirchlicher Strukturen

Auf die aktuellen Herausforderungen für die Orden angesprochen, meinte Bruckner: „Wir leben im 21. Jahrhundert - und das mit den heutigen Mitteln. Wir sind vernetzt und nutzen die modernen Medien und sind in den Sozialen Netzwerken vertreten. Das trifft auf alle zu, selbst auf die kontemplativen Gemeinschaften, die zurückgezogener leben.“

Ordensgemeinschaften seien auch heute vielfach Vorreiter: etwa in der Hilfe für Notleidende, im Bereich der Schöpfungsverantwortung und im Kampf gegen Prostitution und Menschenhandel. Sie sehe Ordensleute auch als wichtige theologische Partner, so Bruckner. Nachsatz: „Die Sichtweise, dass Ordensleben antiquiert sei, trifft nicht zu.“

„Ordensleben nicht antiquiert“

Freilich: Die konkrete Umsetzung der Gründungsideen habe sich bei vielen Ordensgemeinschaften stark verändert. Gerade die Bereiche Bildung und Pflege seien vielfach vom Staat und anderen Trägern übernommen worden. An Bedeutung zugenommen habe hingegen, „dass wir für den einzelnen Menschen stärker da sind“. Die Angebote für pastorale und seel­sorgliche Begleitung seien ein neuer Schwerpunkt.

„Ordensfrauen und Ordensmänner sind hellhörig für neue Herausforderungen, sie engagieren sich gerade für jene, die unter die Räder gekommen sind. Wir sind da für Notleidende, für Flüchtlinge und für die, die durch alle sozialen Netze fallen. Und wir sprechen gesellschaftliche Problemfelder an, wenngleich das vielleicht nicht immer gerne gehört wird.“ Die Orden würden beispielsweise auch intensiv mit Nichtregierungsorganisationen wie der Armutskonferenz oder Umweltschutzgruppen zusammenarbeiten.

„Mehr Freiraum für andere“

Innerhalb der Orden eröffne das Kleinerwerden der Gemeinschaften die Chance zur Vernetzung, wie dies bei den Männer- und Frauenorden in Österreich zuletzt durch die Gründung der Österreichischen Ordenskonferenz geschehen ist. Ganz konkret erlebe sie das auch vor Ort in Amstetten im Miteinander mit den Salesianern Don Boscos.

Persönlich hat Bruckner mit dem Eintritt in einen Orden die richtige Lebensentscheidung getroffen, wie sie betont: „Als Ordensfrau habe ich mehr Freiraum für andere: etwa für meine Mitschwestern oder für Schülerinnen und Schüler. Das klösterliche Leben bietet mir Rückzugsmöglichkeiten, die es ermöglichen aufzutanken, um mit viel Energie für andere Menschen oder Projekte durchzustarten. So können wir auf vielfältige Art und Weise unseren Gründungsauftrag verwirklichen, das klösterliche Leben ist ein kostbares Geschenk, für das ich dankbar bin.“

Möglichkeit, Orden kennenzulernen

Wenn jemand in sich die Berufung zum Ordensleben verspürt, dann sei es wichtig, mit jemandem da­rüber zu sprechen. Gute Gespräche würden helfen, die eigenen Motivationen zu klären. Um das Ordensleben kennenzulernen, gibt es zusätzlich etwa auch das freiwillige Ordensjahr, das Mitleben im Kloster zu bestimmten Festzeiten oder die Teilnahme an Veranstaltungen.

„Es gibt immer wieder Suchende, die bei uns einige Zeit verbringen. Aber auch wenn deren Lebensplanung in eine andere Richtung geht, dürfen sie etwas für ihr späteres Leben mitnehmen. Die Entscheidung muss für beide Seiten akzeptabel sein.“

Karriere im Orden

Franziska Bruckner wurde 1960 in Kirchbach im niederösterreichischen Waldviertel geboren. Sie begeht am 23. Mai ihren 60. Geburtstag. 1975 trat sie in die Gemeinschaft der Franziskanerinnen Amstetten ein. 1981 legte sie ihre ersten Gelübde ab. Von 1981 bis 1983 absolvierte sie die Ausbildung zur Hauswirtschaftslehrerin. 1986 legte sie die Ewige Profess ab. Ihre erste Aufgabe war der Einsatz in den Schulen der Franziskanerinnen in Amstetten und Ybbs bis 2002 und als Erzieherin im Internat in Amstetten bis 1996.

In der Ordensleitung hatte sie von 1992 bis 1998 die Aufgabe als Generalvikarin und von 1998 bis 2004 als Generalrätin inne. Seit 2004 ist Sr. Franziska Bruckner Generaloberin ihrer Gemeinschaft. Die Ordensfrau war von 2008 bis 2017 Vertreterin aus dem deutschen Sprachraum in der UISG, der Vereinigung der Generaloberinnen weltweit. Seit Jänner 2020 ist sie die Zweite Vorsitzende der neuen Österreichischen Ordenskonferenz, in der Männer- und Frauenorden unter einem gemeinsamen institutionellen Dach zusammenarbeiten.

religion.ORF.at/KAP

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