Grazer Altbischof Johann Weber gestorben

Die Diözese Graz-Seckau und die österreichische Kirche trauern um den in der Nacht auf Samstag verstorbenen Altbischof Johann Weber. Weber war von 1969 bis 2001 Diözesanbischof. Sein Nachnachfolger, Bischof Wilhelm Krautwaschl, zeigte sich laut Kathpress „schwer getroffen“.

LH Hermann Schützenhöfer: „Bischof Johann hat in den Herzen der Steirer einen ganz besonderen Platz.“ Der beliebte „Volksbischof“ hatte zuletzt in einem Alten- und Pflegeheim in Graz gelebt. Seit Mittwoch befand er sich in intensivmedizinischer Betreuung. Informationen zu Begräbnis und Requiem will die Diözese Graz-Seckau in Kürze bekanntgeben.

Weber hatte nach seiner Emeritierung als Seelsorger im Pfarrverband Graz-St.Leonhard, Graz-Ragnitz und Graz-Kroisbach gearbeitet. Gewohnt hatte er im Alten- und Pflegeheim der Dienerinnen Christi in Graz-Andritz, jenem Bezirk, in dem er auch geboren worden war.

„Glaube über Jahrzehnte das Rückgrat der Diözese“

Sendungshinweise
Nachrufe auf Bischof Johann Weber kommen in der „Lebenskunst“, Sonntag, 24.5., von 7.05 bis 8.00 Uhr in Ö1 und in der „Orientierung“, Sonntag, 24.5., ab 12.30 Uhr in ORF2

„kreuz und quer“ sendet am Dienstag, 23.20 Uhr in ORF2 die Dokumentation „In Memoriam Bischof Johann Weber - Der Mut des Demütigen - Ein Zeitdokument österreichischer Kirchengeschichte“

Diözesanbischof Krautwaschl sagte laut Kathpress in einer ersten Reaktion: "Das hat mich schwer getroffen, auch wenn wir uns ob seines hohen Alters und seines eigenen, offenen Umganges mit dem Tod seelisch vorbereiten konnten.

Seine Herzlichkeit, seine Offenheit und sein tiefer Glaube waren über Jahrzehnte das Rückgrat unserer Diözese. Er hat Generationen von Menschen und unsere Steiermark geprägt. Ich bin dankbar für dieses Gottesgeschenk an geistlichem Leben", so Krautwaschl.

Schönborn: „Weber leitete Kirche in schwerer Zeit“

Kardinal Christoph Schönborn sagte, „es war ein Glück für die Kirche in Österreich, dass Bischof Weber ab 1995 an ihrer Spitze stand“. Weber habe in der schweren Zeit nach der Causa Groer und dem Kirchenvolksbegehren die Kirche sehr gut geleitet, so Schönborn laut Kathpress. In den kirchlich schwierigen 1990er Jahren habe sich Weber immer als „ein weiser, kluger, ausgleichender und zugleich engagierter und mutiger Bischof bewiesen“.

Sein ganzes Geschick habe Bischof Weber dann im Rahmen des von ihm initiierten „Dialogs für Österreich“ beweisen können, so der Kardinal. Erste persönliche Erfahrungen mit Weber habe Schönborn von 1973 bis 1975 machen können. Damals hatte er als Studentenkaplan neben dem damaligen Studentenpfarrer Egon Kapellari (Webers Nachfolger, Anm.) in Graz gewirkt. „Ich habe ihn schon damals als einen sehr menschennahen und beliebten Bischof erlebt“, sagte der Kardinal.

„Geistliches Herz einer aufblühenden Steiermark“

Auch ÖVP-Landeshauptmann Schützenhöfer zeigte sich betroffen vom Tod des Altbischofs: "Bischof Johann hat in den Herzen der Steirerinnen und Steirer einen ganz besonderen Platz. Er war über Jahrzehnte das geistliche Herz einer aufblühenden Steiermark.

Sein aufbrechender, offener Geist, verpflichtet dem Zweiten Vatikanischen Konzil, prägte als Bischof der kleinen Leut’ Generationen von Steirerinnen und Steirern." Schützenhöfer hatte ihm im April zu seinem Geburtstag gratuliert und ihn zu Christi Himmelfahrt noch im Krankenhaus besucht.

„Seine Fähigkeit, auf die Menschen zuzugehen, und sein Gespür für die Leute werden unvergessen bleiben. Er war ein Bischof, der mit offenem Herzen auf die Menschen zuging, um mit ihnen gemeinsam den Weg des Glaubens zu gehen“, sagte der Landeshauptmann.

„Selbstbewusster Religionsverbinder“

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) würdigte Weber als „selbstbewussten Religionsverbinder, der in Demut seine Glaubensbotschaft mit allen in der Bevölkerung teilte“. Der steirische Caritas-Direktor Herbert Beiglböck unterstrich die karitative Dimension des Wirkens Webers:

Mit dem Wahlspruch „den Armen die frohe Botschaft zu bringen“ habe sich Bischof Weber von Anfang an das Handeln der Caritas zu einer wesentlichen Dimension seines seelsorgerischen Wirkens gemacht. „Persönlich war er mir Weggefährte, ein Wort, das er gerne gebrauchte, der mich entscheidend geprägt und behutsam begleitet hat.“

Als „liebenswürdigen Kirchenbotschafter“ würdigte die Präsidentin der Katholischen Aktion in der Steiermark, Andrea Ederer, den Verstorbenen. „Im Geiste des II. Vatikanums forderte und förderte er die Mitgestaltung der Laien in Kirche und Welt. Das Prinzip von Joseph Kardinal Cardajn ‚Sehen - urteilen - handeln‘ leitete das Wirken von Bischof Johann“, der zeitlebens der Katholischen Aktion verbunden gewesen sei.

Bundespräsident: „Geschätzter Oberhirte“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen bedauerte am Samstag das Ableben von Altbischof Weber. „Mit Johann Weber verliert die steirische Kirche einen über Diözesangrenzen hinaus geschätzten Oberhirten“, teilte er mit.

Van der Bellen sagte laut einer Aussendung der Präsidentschaftskanzlei am Samstag, Höhepunkt von Webers Amtszeit sei zweifellos der Besuch von Papst Johannes Paul II. im steirischen Wallfahrtsort Mariazell im Jahr 1983 sowie die Übernahme des Vorsitzes in der österreichischen Bischofskonferenz gewesen.

„Das Verbindende vor das Trennende gestellt“

SPÖ-Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang sagte zum Ableben Webers: "Als steirischer Oberhirte stellte er stets das Verbindende vor das Trennende. Er wollte stets ein Bischof für alle Steirerinnen und Steirer sein, und das ist ihm auch Zeit seines Wirkens in eindrucksvoller Weise gelungen.

Mein tiefstes Mitgefühl gilt jetzt der Familie und den vielen engen Freunden des Verstorbenen." Lang bezog sich dabei u. a. auf Webers Fortsetzung des Wirkens von dessen Vorgänger Alois Schoiswohl. In den 1960ern waren junge Kaplane auf dessen Ermutigung hin in den damals als für die Kirche schwierig geltenden ober- und weststeirischen Industrie- und Kohlerevieren als Bergarbeiterseelsorger tätig. Weber war schon in den 1950ern Kaplan in Kapfenberg und Köflach gewesen.

„Gespräch auf Augenhöhe“

Der grüne Landessprecher und LAbg. Lambert Schönleitner würdigte Webers Gewohnheit zum „Gespräch auf Augenhöhe und seine verbindende und ausgleichende Grundhaltung“, die dauerhaft in Erinnerung bleiben würden.

„Johann Weber war einer der ersten hohen Kirchenvertreter, die sich zum Ziel gesetzt hatten, die Distanz zwischen Kirchenführung und Bevölkerung zu verringern, die Öffnung der Kirche war ihm ein großes Anliegen“, so Schönleitner. Weber sei auch ein Pionier bei der Stärkung von Laien in Kirchenfunktionen gewesen, etwa der Weihe von verheirateten Männern zu Diakonen.

„Maßstäbe in Österreichs Kirche gesetzt“

Für den Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz hatte Weber „als Bischof, Theologe und Mensch die Kirche und Gesellschaft in Österreich jahrzehntelang mitgeprägt und Maßstäbe gesetzt, die uns auch heute noch als Vorbild dienen können“.

Im Grunde seines Wesens sei er aber Pfarrer geblieben und habe der Pfarrpastoral höchste Bedeutung zugemessen. Das bischöfliche Wirken von Bischof Weber sei geprägt gewesen von „Einfühlungsvermögen, Menschenfreundlichkeit, Klugheit und Verantwortung“. „Er war ein Bischof der Herzen, ein Leutebischof“, so Marketz laut Kathpress, wohl auch in Anspielung an Webers 1994 erschienenes Buch „Bei den Leuten“.

Lackner: Haben begeisterten Glaubenszeugen verloren

Betroffen reagierte der Salzburger Erzbischof Franz Lackner auf die Nachricht des Heimgangs von Bischof Weber: "Tief bewegt habe ich heute frühmorgens vom Tod Bischof Webers erfahren.

Große Dankbarkeit stillt die Trauer. Ein gutes Stück Kirchen- wie Glaubensgeschichte hat in Bischof Johannes Weber einen ehrlichen wie begeisterten Zeugen verloren", so der für die Steiermark zuständige Salzburger Metropolit, der weiter sagte: "Sein Glaube war geprägt von Hoffnung und Menschenfreundlichkeit.

Die Sorge um den Menschen begleitete ihn bis in die letzten Stunden seines Lebens. Nun ist er, wie er gestern einigen Weggefährten angekündigt hatte, heimgegangen. Lieber Bischof Johann, ein herzliches Vergelt’s Gott!"

Reaktionen aus der evangelischen Kirche

Die Nachricht vom Ableben Webers bewegte auch die Evangelische Kirche. Der steirische Superintendent Wolfgang Rehner und Superintendentialkurator Michael Axmann zeigten sich tief betroffen.

„Als Bruder in Christus war der nun Heimgegangene den Superintendenten unserer Kirche in seiner zugewandten Art brüderlich nahe. In seinem theologischen Denken und kirchenleitenden Handeln war er ein Wegbegleiter unserer Kirche, der Geschwisterlichkeit glaubhaft gelebt hat“, so Rehner und Axmann in einer Aussendung des Evangelischen Pressedienstes.

Sie sprachen „unserer Schwesterkirche unser Beileid aus“. Axmann bezeichnete den verstorbenen Altbischof Weber als „großen Mann der Ökumene“. „Ich verneige mich vor einem mutigen Vorreiter. Er hat mit seiner Offenheit und Dialogbereitschaft entscheidend beigetragen, die Basis für das vorbildliche ökumenische Klima in der Steiermark zu legen“, sagte er.

Glocken in der Steiermark läuteten für Bischof Johann

Mit einem Glockenläuten in der ganzen Steiermark gedachte die Diözese Graz-Seckau des Heimgangs ihres früheren Hirten. Für Bischof Johann Weber, der als 56. Bischof der Diözese Graz-Seckau von 1969 bis 2001 im Amt war, läuteten am Samstag von 12.00 bis 12.15 Uhr viele Kirchenglocken in der Steiermark.

„Die Katholische Kirche Steiermark bittet um das Gebet für Bischof Johann, der in der Nacht auf den 23. Mai im 94. Lebensjahr friedlich und dankbar von uns gegangen ist“, erklärte dazu die Diözese.

religion.ORF.at/APA/KAP

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