Vatikan und anderswo: Pfingsten wird heuer anders

Das Pfingstfest wird in diesem Jahr anders ausfallen als gewohnt: Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wird der Papst die Messe am Pfingstsonntag im Petersdom ohne Gottesdienstbesucher feiern. Auch sonst dominieren Sonderregeln heuer das Fest.

Wie der Vatikan am Dienstag mitteilte, beginnt der Gottesdienst am 31. Mai um 10.00 Uhr. Er wird wie gewohnt von den vatikanischen Medien und zahlreichen TV- und Rundfunkstationen übertragen. Um 12.00 Uhr folgt - wie üblich - das sonntägliche Mittagsgebet des Papstes.

Zum Mittagsgebet ist Gläubigen vor Ort der Zutritt zum Petersplatz gestattet, sofern sie die gängigen Sicherheitsvorschriften beachten. Franziskus wird vom Fenster seines Arbeitszimmers im Apostolischen Palast zu ihnen sprechen.

Papst Franziskus bei der Pfingstmesse 2019

Reuters/Yara Nardi

Heuer allein: Papst Franziskus bei der Pfingstmesse 2019

Pfingsten ist nach Ostern und Weihnachten eines der wichtigsten Fester der christlichen Kirchen. Für Christinnen und Christen ist es das Fest des Heiligen Geistes und feierlicher Abschluss des Osterfestkreises. Es gehört normalerweise zur Tradition, dass zu diesem Termin das Sakrament der Firmung gespendet wird. Doch aufgrund des Coronavirus können große kirchliche Feste nicht in gewohnter Weise gefeiert werden, die Firmungen wurden verschoben.

Die Konfirmationstermine der evangelischen Kirchen in Österreich seien aufgrund der aktuellen Situation in den Herbst verschoben worden, hieß es auf Anfrage. Das wurde auch von Bischof Michael Chalupka empfohlen. Die Entscheidung über Gottesdienste und auch die Termine der Konfirmationsfeiern obliege den verantwortlichen Leitungsgremien der Pfarrgemeinden.

Firmungen und Konfirmationen ausgesetzt

Das Sakrament der Firmung bzw. die Konfirmation (in der evangelischen Kirche kein Sakrament) gilt als Übertritt ins kirchliche Erwachsenenalter. Wegen der aktuellen Regeln wurde ein Großteil auf den Herbst oder das Jahr 2021 verschoben. In der Erzdiözese Wien sind alle Firmungen bis 5. Juli ausgesetzt. Die Diözesen Innsbruck und Gurk-Klagenfurt haben diese gleich auf 2021 verschoben. Die Erzdiözese Salzburg plant nach derzeitigem Stand Firmungen ab Herbst.

Grundsätzlich gelten in allen Kirchen auch zu Pfingsten die entsprechenden Regeln, um die Ansteckungsgefahr so niedrig wie möglich zu halten. Demnach müssen pro Person zehn Quadratmeter der Gesamtfläche des Gottesdienstraumes zur Verfügung stehen, wobei ein Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten ist. Weiters ist ein Mund-Nasen-Schutz verpflichtend.

Der 50. Tag

Der Name Pfingsten kommt vom griechischen Wort „Pentecoste“ und bedeutet der 50. Tag (gemeint nach Ostern). Die Kirche feiert am Pfingstfest das Kommen und Wirken des Heiligen Geistes. Es soll daran erinnern, dass Jesus bei der Kirche und durch sie bei der Menschheit in der Gestalt des Heiligen Geistes verbleibt.

Der Heilige Geist ist nach kirchlicher Lehre in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk Jesu in der Geschichte lebendig zu halten. Die Bibel spricht vom Heiligen Geist in vielen Bildern. Sie wählt dafür ein Wort, das zugleich „Atem, Hauch, Wind“ heißt. Sein Wirken wird u. a. wie „Feuer“ oder „lebendiges Wasser“ beschrieben.

Wurzeln im Judentum

Die Wurzeln des heutigen Pfingstfestes liegen im Judentum, das ursprünglich ein Erntedankfest feierte. Zur Zeit Jesu wurde dieses Fest auch auf die Geschichte des Volkes Israel, im Besonderen auf Gesetzgebung bzw. Bundeserneuerung bezogen.

Geschmückte Rinder beim Almauftrieb zu Pfingsten

APA/dpa/Swen Pförtner

„Pfingstochsen“ beim Almauftrieb zu Pfingsten

Vom zweiten Jahrhundert an gibt es Hinweise, dass Christinnen und Christen ein eigenes Fest feierten, das sich inhaltlich an den Berichten der Apostelgeschichte orientiert. Im vierten Jahrhundert setzte sich das Pfingstfest, das bis dahin mit Christi Himmelfahrt zusammenfiel, als eigenständig durch.

Frühlings- und Maibräuche

Die Pfingstbräuche haben häufig mit dem christlichen Festgedanken von der Herkunft des Heiligen Geistes nicht viel zu tun. Sie sind zum großen Teil eigentlich Frühlings- und Maibräuche. Bis heute werden überall die Kirchen mit frischem Grün („Maien“) geschmückt. Weiters gibt es den Brauch, vor den Häusern und in den Fenstern Birkenzweige aufzustellen. Auf diesen soll sich der Heilige Geist niederlassen, um den Menschen seine Gnade zu bringen.

Früher wurde die Herabkunft des Heiligen Geistes sehr handfest zelebriert: Vom „Heiligengeistloch“ im Kirchengewölbe wurde eine Taube herabgelassen. „Aufgeputzt wie ein Pfingstochse“ heißt es noch heute und bezieht sich auf die festlich geschmückten Rinder und anderen Tiere.

In der Steiermark ist der Brauch des „Pfingstschnalzen“ (Peitschenknallen) der Burschen am Samstag noch immer üblich. Wer am Sonntag zu spät aus den Federn kommt, gilt als „Pfingstluken, Pfingstnigl, Pfingstlümmel oder Pfingstochs“. Ledige Mädchen müssen den „Pfingstlotter“ fürchten, eine Strohpuppe, die sehr anzüglich geschmückt sein kann.

religion.ORF.at/KAP/epdÖ/APA

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