Fronleichnam heuer ohne festliche Prozessionen

Das Fronleichnamsfest am Donnerstag muss heuer coronavirusbedingt in schlichter Form gefeiert werden. Vor allem die traditionellen festlichen Prozessionen sind davon betroffen.

Diese finden überhaupt nicht oder nur in sehr eingeschränkter Form statt. In den geltenden Vorschriften der Österreichischen Bischofskonferenz für die Feier von Gottesdiensten heißt es, dass die Eucharistie bei günstigem Wetter unter freiem Himmel gefeiert werden kann. Findet die Messe unweit der Kirche statt, könne anschließend „das Allerheiligste in einfacher Form dorthin übertragen werden“. Sollte eine Prozession mit möglichst nur einer Statio geplant sein, dann nur unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen.

Im Wiener Stephansdom wird Kardinal Christoph Schönborn dem Fronleichnamsgottesdienst vorstehen (10.15 Uhr). Normalerweise würde nach dem Gottesdienst die feierliche Prozession als traditioneller „Stadtumgang“ durch die Wiener Innenstadt führen; mit Stationen vor der Michaelerkirche, der Peterskirche und dem Platz vor dem Singertor des Stephansdoms.

Wiener „Stadtumgang“ entfällt heuer

Der traditionelle „Stadtumgang“ entfällt heuer freilich. Kardinal Schönborn wird aber am Ende des Fronleichnamsgottesdienstes vom Riesentor des Stephansdoms aus die Stadt Wien und alle Menschen segnen.

Fronleichnamsprozession auf dem Stephansplatz, 2018

Kathpress/Henning Klingen

Heuer entfällt der traditionelle „Stadtumgang“

Im Linzer Mariendom steht Bischof Manfred Scheuer um 10.00 Uhr dem Hochamt zu Fronleichnam vor. Wenn es das Wetter zulässt, soll im Anschluss an den Gottesdienst eine Statio auf dem Platz vor dem Dom stattfinden. Feierliche Prozession wird es keine geben.

Kurze Prozession in Salzburg

In Salzburg findet bereits am Vorabend zu Fronleichnam, am Mittwoch, eine Pontifikalvesper statt. Erzbischof Franz Lackner leitet das Chorgebet im Salzburger Dom um 18.00 Uhr. Zu Fronleichnam feiert der Erzbischof um 9.00 Uhr den Gottesdienst im Dom, danach findet eine kurze Prozession um den Dom mit einer Statio statt.

Auch in Innsbruck hat man in etwa die gleiche Variante gewählt: Der Festgottesdienst im Dom mit Bischof Hermann Glettler beginnt um 9.00 Uhr. Im Anschluss ist bei guter Witterung eine Prozession zur Annasäule mit Statio und eucharistischem Segen geplant.

Seeprozessionen entfallen

Zu den eindrucksvollsten Fronleichnamsprozessionen zählen jedes Jahr die Seeprozessionen in Oberösterreich. Sie können auf eine reiche Tradition zurückblicken. Die Prozession auf dem Hallstätter See wird 1623 erstmals erwähnt, die auf dem Traunsee 1632. Coronabedingt werden die Seeprozessionen heuer aber nicht stattfinden; auch nicht jene in Aschach an der Donau und auf dem Millstättersee in Kärnten.

Andacht im Grazer Dom

Aufgrund der geltenden Vorgaben wird es heuer auch in Graz keine große Fronleichnamsprozession geben können. Stattdessen wird im Grazer Dom gefeiert. Um 9.00 Uhr beginnt die Messe mit Bischof Wilhelm Krautwaschl. Im Anschluss findet eine eucharistische Anbetung samt eucharistischem Segen - ebenfalls im Dom - statt. Für den musikalischen Rahmen sorgt Domkapellmeister Josef Döller mit Stücken aus dem ALLEZEIT:Liturgie-Mosaik. Der Grazer Dom bietet derzeit Platz für rund 300 Mitfeiernde.

In den Pfarren der Diözese Graz-Seckau seien „Umzüge in ortsüblichen Ausmaß möglich, sofern ein Mindestabstand von einem Meter zwischen Personen, die nicht im selben Haushalt leben, gewährleistet ist“, so die Diözese in einer Aussendung.

Fronleichnam-Seeprozession auf dem Hallstätter See

APA/Rubra

Seeprozession auf dem Hallstätter See

„Lebendiger Leib des Herrn“

Fronleichnam bzw. das „Hochfest des heiligsten Leibes und Blutes Christi“, wie es offiziell heißt, ist in Österreich und in mehr als einem Dutzend anderer Länder - darunter Portugal, Brasilien, Polen, Kroatien und mehrere deutsche Bundesländer - ein gesetzlicher Feiertag. Es fällt stets auf den zweiten Donnerstag nach Pfingsten.

Zu Fronleichnam bezeugen Katholiken ihren Glauben an die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie. Das Wort „Fronleichnam“ leitet sich vom mittelhochdeutschen „vron“, das heißt „Herr“, und „lichnam“, also „lebendiger Leib“, ab und bedeutet „Lebendiger Leib des Herrn“. Vielerorts wird der Gottesdienst auf öffentlichen Plätzen gefeiert.

Blumenschmuck und Baldachin

An die Messe schließt sich - normalerweise - die Fronleichnamsprozession an, bei der Gläubige die vom Priester oder Diakon getragene Monstranz mit dem Allerheiligsten mit Gebeten und Gesängen durch die Straßen begleiten. Ein „Himmel“ genannten Stoffbaldachin beschirmt dabei die Monstranz. Vielfach werden entlang der Prozessionsrouten Birkenbäumchen aufgestellt und die Fenster mit Blumen und Kerzen geschmückt.

Die Fronleichnamsprozession ist vielerorts mit alten Volksbräuchen verbunden. So sind bei vielen Prozessionen Blumengaben der Kinder zu sehen, dabei werden Blütenblätter auf den Prozessionsweg gestreut. In manchen Orten in Kärnten und in der Steiermark legen die Frauen früh am Morgen Blumenteppiche mit mosaikartigen Mustern, Sinnbildern und Sprüchen aus Blüten nieder.

religion.ORF.at/KAP

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