Atheisten protestieren gegen geplanten Ethikunterricht

Drei atheistische Vereine wollen in Wien gegen Diskriminierungen beim Gesetzesentwurf zum Ethikunterricht protestieren. Sie treten für einen Ethikunterricht für alle ein - langfristig statt des Religionsunterrichts.

Der Verein „Atheisten Österreich“ stellt sich zusammen mit dem „Humanistischen Verband Österreich“ und dem „Zentralrat der Konfessionsfreien“ gegen den Gesetzesentwurf zum Ethikunterricht, der sich derzeit in Begutachtung befindet. Für Samstag 15.00 bis 18.00 Uhr ist eine Kundgebung vor dem Bildungsministerium dazu geplant. Die Veranstalter fordern eine ausführliche Begutachtung durch die Öffentlichkeit.

Zu den weiteren Forderungen der drei Vereine gehört ein „diskriminierungsfreier Ethikunterricht für alle“, der die Schüler auf die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft vorbereitet. Die „Atheisten Österreich“ sehen den Ethikunterricht als alternativlos an und kämpfen dafür, dass dieser den Religionsunterricht auf Dauer komplett ersetzt. Ende Mai hatte bereits die Initiative „Ethik für alle“ den Entwurf scharf als „Kniefall“ der Regierung vor der römisch-katholischen Kirche kritisiert.

Kein Ehtikunterricht für alle

Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass der konfessionelle Religionsunterricht beibehalten wird und der Ethikunterricht für all jene eingeführt wird, die keinen Religionsunterricht besuchen. Zielgruppe des Ethikunterrichts ist die gesamte Sekundarstufe II, also die Allgemeinbildenden Höheren Schulen sowie die Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen ab der 9. Schulstufe. Die Einführung soll ab dem Schuljahr 2021/22 beginnen.

Oberstufen-Schülerinnen gehen Stufen zum Schulgebäude hinauf

APA/Hans Punz

Atheistische Vereine kritisieren den Gesetzesentwurf zum Ethikunterricht als diskriminierend.

„Dieser Entwurf macht es den Schülern denkbar schwer den notwendigen Ethikunterricht zu erhalten. Er ist lediglich jenen Schülern zugänglich, die entweder konfessionslos sind oder sich bewusst gegen den Religionsunterricht entscheiden“, kritisierte der Verein „Atheisten Österreich“ in einer Aussendung am Freitag. Es sei daher damit zu rechnen, dass nur etwa zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler diesen Unterricht besuchen, so Dustin Krinzer, Obmann des Vereins.

„Schikanen“ für Schülerinnen und Schüler

Als „Schikane“ wird bezeichnet, dass, wenn weniger als zehn Schüler einer Klasse den Ethikunterricht besuchen, Gruppen zwingend zusammengelegt werden müssten. Das bedeute, dass die meisten Schüler dennoch Freistunden während des Religionsunterrichts hätten, dafür aber gemeinsam mit Schülern aus anderen Klassen oder Schulen den Ethikunterricht nachholen müssten, wenn ihre Mitschüler bereits frei haben. „Viele werden dafür auch zweimal in der Woche in diverse andere Schulen pendeln müssen“, so die Aussendung.

Das bedeute nicht nur einen finanziellen Mehraufwand, sondern stehle den Schülern auch Zeit. Bewohnerinnen und Bewohner ländlicher Gebiete seien davon besonders stark betroffen, da dort Schulen weiter auseinanderliegen.

Druck auf Lehrpersonal befürchtet

Befürchtet wird auch, dass Ethiklehreinnen und Ethiklehrer, die auch Religion unterrichten, durch diesen Entwurf in einen Interessenskonflikt geraten. „Religionslehrer werden von ihrer Religionsgemeinschaft entsandt und sind auch von dieser abhängig, denn diese kann ihnen die Lehrerlaubnis auch wieder entziehen. Das kann zu Folge haben, dass sie kaum noch Unterrichtsstunden bekommen, was sich natürlich auf ihr Einkommen auswirkt.“

Dieser Umstand erzeuge enormen Druck auf die betroffenen Lehrkräfte, die eigene Religion möglichst positiv darzustellen und keinesfalls kritisch zu hinterfragen, warnt der Verein. „Für Lehrer wird es kaum attraktiv sein, sich zum Ethiklehrer ausbilden zu lassen, da nicht klar ist, ob überhaupt genug Ethikstunden zustande kommen“, fürchtet Krinzer.

Dieses Gesetz führe zwar einen Ethikunterricht ein, doch gleichzeitig mache es dessen Besuch so schwierig wie möglich. „Es entsteht der Anschein, es geht dem Ministerium nicht darum Ethikunterricht zu ermöglichen, sondern um die Bestrafung jener Schüler, die sich vom Religionsunterricht abmelden.“

Katholische Kirche begrüßt Gesetzesentwurf

Von Seiten der römisch-katholischen Kirche wird das neue Gesetz begrüßt, wie Andrea Pinz, geschäftsführende Leiterin des erzbischöflichen Amtes für Unterricht und Erziehung, im Mai gegenüber Kathpress betonte. Auch der katholische Familienverband hatte sich positiv geäußert und gleichzeitig appelliert, Ethik und Religion nicht gegeneinander auszuspielen.

Schon jetzt würden ethische Fragen einen großen Bestandteil des Religionsunterrichts ausmachen, weshalb das häufig von Kritikern des Entwurfs praktizierte gegenseitige Ausspielen von Ethik- und Religionsunterricht „völlig überflüssig“ sei, zitierte Kathpress die Vizepräsidentin des katholischen Familienverbands, Astrid Ebenberger am Donnerstag.

religion.ORF.at

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