Georg Ratzinger ist gestorben

Georg Ratzinger, deutscher Geistlicher und älterer Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI., ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 96 Jahren in Regensburg, wie die deutsche Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) von der Diözese Regensburg erfuhr.

Georg Ratzinger, älterer Bruder von Joseph Ratzinger, wie der im Jahr 2013 emeritierte Papst Benedikt XVI. mit bürgerlichem Namen heißt, war römisch-katholischer Priester und Kirchenmusiker. Ratzinger wurde am 15. Jänner 1924 als Sohn eines Gendarmerieinspektors in Pleiskirchen (Bayern) geboren.

Georg und Joseph Ratzinger 2006

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Georg und Joseph Ratzinger (Papst Benedikt XVI.) im Jahr 2006

Der drei Jahre jüngere Joseph Ratzinger war am 18. Juni überraschend aus Rom zu einem fünftägigen Besuch seines Bruders nach Regensburg gereist, nachdem sich dessen Gesundheitszustand in den Tagen zuvor verschlechtert hatte. Täglich verbrachten die beiden Geschwister jeweils mehrere Stunden miteinander.

Früh berufener Kirchenmusiker

Bereits als Elfjähriger spielte Ratzinger Kirchenorgel. 1935 trat er in das Kleine Seminar in Traunstein ein, wo er ersten professionellen Instrumentalunterricht erhielt. 1941 wurde er im Zuge der Beitrittspflicht Mitglied der Hitler-Jugend, im Sommer 1942 wurde er zum Reichsarbeitsdienst und im Herbst zur Wehrmacht eingezogen. 1944 wurde er in Italien verwundet und geriet gegen Kriegsende in amerikanische Gefangenschaft. Im Juli 1945 kehrte er nach Traunstein heim.

Georg (li.) und Joseph Ratzinger bei ihrer Ordination in Freising (Bayern) im Jahr 1951

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Georg (l.) und Joseph Ratzinger bei ihrer Ordination in Freising (Bayern) im Jahr 1951

Gemeinsam im Priesterseminar

Im Jänner 1946 trat er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Joseph in das Priesterseminar der Erzdiözese München ein, gleichzeitig führte er aber seine musikalischen Studien fort. 1951 empfing er zusammen mit seinem Bruder die Priesterweihe.

Er studierte Kirchenmusik an der Musikhochschule in München, während er gleichzeitig von der Diözese an verschiedenen Orten als Priester eingesetzt wurde. 1957 schloss er die Meisterklasse ab und wurde Chordirektor in Traunstein.

Missbrauch bei Domspatzen

1964 wurde Ratzinger Domkapellmeister am Regensburger Dom und Leiter der Regensburger Domspatzen. 1994 trat er von seinem Amt als Domkapellmeister zurück und lebte bis zu seinem Tod als Kanonikus des Kollegiatstiftes St. Johann in Regensburg.

In die Zeit von Ratzingers Wirken als Leiter der Regensburger Domspatzen fielen zahlreiche Fälle von Missbrauch an Kindern im Chor. Einem Bericht aus dem Jahr 2017 zufolge waren über 500 Kinder Opfer körperlicher und sexueller Gewalt. Dem Bericht zufolge traf auch den früheren Domkapellmeister Ratzinger eine Mitschuld: Ihm seien „sein Wegschauen, fehlendes Einschreiten trotz Kenntnis vorzuwerfen“. Es hätten sich jedoch keine Erkenntnisse ergeben, dass Ratzinger von sexueller Gewalt gewusst habe.

Das Familiengrab der Familie Ratzinger befindet sich auf dem Ziegetsdorfer Friedhof am Regensburger Stadtrand. Dort sind die Eltern der Brüder und ihre bereits 1991 verstorbene Schwester Maria begraben.

religion.ORF.at/KAP/APA

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