Diözese Linz: Müssen „jeden Euro fünf Mal umdrehen“

Wegen der Coronavirus-Krise und den Folgen wie Kurzarbeit und höhere Arbeitslosigkeit rechnet die Diözese Linz heuer mit bis zu zehn Prozent weniger Kirchenbeitragseinnahmen. Laut Finanzdirektor Reinhold Prinz müsse man jeden Euro nun „fünf Mal umdrehen“.

„Seriöse Prognosen über die Auswirkungen der Einbußen können wir aber erst Ende November abgeben“, sagte die Pastoralamtsdirektorin der Diözese Linz, Gabriele Eder-Cakl, im Gespräch mit der römisch-katholischen Nachrichtenagentur Kathpress am Dienstag.

Auch wenn der Kostendruck auf die Kirche steige und diese laut Eder-Cakl „wie jede Organisation, die von der Coronavirus-Krise betroffen ist, damit umgehen muss“, sei kein Personalabbau geplant. „Das bedeutet auch, dass es zu keinen Kürzungen bei den Mitarbeitern kommen soll“, stellte Eder-Cakl klar.

Sparzwang „liegt auf der Hand“

Zuvor hatten die „Oberösterreichischen Nachrichten“ (Dienstag-Ausgabe) berichtet, dass es in der Diözese wegen Kirchenbeitragsausfällen von bis zu zehn Millionen Euro zu Einsparungen kommen werde und dass etwa frei gewordene Stellen nach Pensionierungen nicht nachbesetzt werden sollen. „Im Gegenteil, wir brauchen jeden Mitarbeiter und uns fehlen sogar Mitarbeiter in der Seelsorge“, betonte demgegenüber die Pastoralamtsleiterin.

Dass jedoch gespart werden müsse, „liegt auf der Hand“, zitierten die OÖN Reinhold Prinz, Ökonom und Finanzdirektor der Diözese Linz. Dieser hatte bereits in einem Interview mit der Linzer Kirchenzeitung (Ausgabe vom 19. Mai) angekündigt, dass die Coronavirus-Pandemie die wirtschaftlichen Fähigkeiten verändern werde. Die Maxime für die kirchliche Finanzgebarung laute daher: „Wir müssen jeden Euro jetzt generell fünfmal umdrehen, bevor wir ihn ausgeben.“ So gebe es Überlegungen, für heuer geplante Bauprojekte der Diözese in das nächste Jahr zu verlagern, erläuterte Prinz in den OÖN.

Reformprozess verzögert sich

Auch der Strukturprozess der Diözese - der sogenannte „Zukunftsweg“ - wird verschoben: So soll die Entscheidung von Diözesanbischof Manfred Scheuer über die Durchführung der Reformprozesse erst im Herbst fallen. Weiters verzögert sich die Neuaufstellung der territorialen Pfarrstruktur um ein Jahr. Zudem werden die „Pionierpfarren“ erst im Herbst 2021 starten, so Eder-Cakl, Leiterin des „Zukunftsweges“, über den neuen Zeitplan.

Bereits gestartet haben die Gespräche mit den entsprechenden vatikanischen Dikasterien mit Rom. Bischof Scheuer und Generalvikar Severin Lederhilger waren Anfang Juli in Rom, um die schon länger geplanten Beratungsgespräche über den „Zukunftsweg“ vorzunehmen. Dieser musste wegen der Coronavirus-Reisebeschränkungen von Frühjahr in den Sommer verlegt werden.

Im Dialog mit Rom

„Wir sind mit den vatikanischen Behörden in einen guten Dialog eingetreten“, sagte dazu Lederhilger in der Linzer Kirchenzeitung (aktuelle Ausgabe). So werde in Linz an einem ersten Gesetzesentwurf auf Vorlage des „Handbuchs zum Strukturmodell“ gearbeitet, der nach Entscheidung des Bischofs auch in den Gremien der Diözese besprochen werden soll.

Die Gespräche mit den entsprechenden vatikanischen Dikasterien werden in den nächsten Wochen weitergeführt, erklärte Eder-Cakl. Damit wolle die Diözese den Vatikan einerseits in die Prozesse einbeziehen und einen tragfähigen Gesetzestext entwickeln, andererseits aber ein Scheitern des Strukturprozesses - wie zuvor in der deutschen Diözese Trier - verhindern. „Der Dialog mit Rom ist besonders wichtig“, erläuterte die „Zukunftsweg“-Leiterin.

Sparen mit Pfarrzusammenlegungen

Der Reformprozess sieht weniger, dafür aber größere Pfarren vor. Die Leitung der Pfarre besteht aus einem Pfarrer mit zwei weiteren Vorständen für Pastoral und Verwaltung. Erst Ende Jänner hatten in einer Abstimmung beim Diözesanforum 94,5 Prozent der 186 Delegierten für die Umstrukturierung der Pfarren votiert. Finanzdirektor Prinz erwarte sich durch die geplanten Reformen der Ämter und Einrichtungen auch „mögliche Einsparungen“, wie er in den OÖN sagte.

Konkret sieht der im „Handbuch zum Strukturmodell“ vorgeschlagene „Zukunftsweg“ der Diözese Linz vor, die derzeit in 39 Dekanaten zusammengefassten 486 Pfarrgemeinden der Diözese in künftig 40 „Pfarren“ überzuführen, die sich dann aus je zehn bis 14 „Pfarrgemeinden“ und anderen „pastoralen Knotenpunkten“ bilden. Seit Anfang 2018 war das Modell in knapp 90 Resonanztreffen in allen Dekanaten unter Einbindung der kirchlichen Berufsgruppen und der Orden diskutiert und bei Diözesanforen überarbeitet worden.

religion.ORF.at/KAP

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