US-Kardinal wirbt für „papstkritisches“ Buch

New Yorks Erzbischof Kardinal Timothy Dolan steht in der Kritik, weil er ein Buch über die potenziellen Eigenschaften des nächsten Papstes mit einer persönlichen Empfehlung an alle Kardinäle weltweit verschickt haben soll. Der Autor gilt als Franziskus-Kritiker.

Wie der „National Catholic Reporter“ (NCR) exklusiv berichtet, sollen alle Purpurträger ein Exemplar des Buches „Der nächste Papst“ erhalten haben, das aus der Feder des konservativen Theologen George Weigel stammt. Der als Autor einer Biografie von Papst Johannes Paul II. bekannt gewordene Weigel gilt als Kritiker der Amtsführung von Papst Franziskus.

Laut NCR hat Dolan auf offiziellem Briefpapier seiner Erzdiözese das Buch in einem Begleitschreiben als „wichtige Reflexion über die Zukunft der Kirche“ angepriesen. Dies sei ein „Bruch der lange üblichen Praxis, dass sich die höchsten Kirchenvertreter mit öffentlicher Einflussnahme für mögliche Papst-Kandidaten zurückhalten“.

Der Erzbischof von New York, Kardinal Timothy Dolan

APA/AP/Andrew Medichini

New Yorks Erzbischof Kardinal Timothy Dolan

Kardinäle „sprachlos“

Vier Kardinäle verschiedener Kontinente, die namentlich nicht genannt werden, erklärten gegenüber dem NCR, sie seien „sprachlos, dass dieser amerikanische Kardinal uns das Buch geschickt hat“.

Es sei nichts Ungewöhnliches, wenn Verlage Bücher an führende Vertreter der katholischen Kirche schickten, erklärte hingegen der Präsident von „Ignatius Press“, Mark Brumley, der das Buch Weigels in diesem Monat veröffentlicht hat. Nicht Dolan, sondern der Verlag habe das Buch den Kardinälen zukommen lassen, so der Publizist.

Verleger verteidigt Kardinal

„Es ist ein Skandal, wenn jemand, der den Inhalt des Briefes von Kardinal Dolan kennt, behauptet, Dolan sei für einen Kandidaten der nächsten Konklave politisch aktiv geworden“, erklärte Brumley gegenüber dem privaten katholischen Mediennetzwerk CNA/EWTN. Mit keinem Wort erwähne Weigel irgendeinen möglichen Papstkandidaten. Wer anderes behaupte, sei entweder ignorant oder böswillig.

Dolan stand von 2010 bis 2013 der US-Bischofskonferenz vor. Er zählt heute zum eher konservativen Flügel des Episkopats.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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