Hagia Sophia: Ägyptischer Mufti gegen Umwandlung

Der ägyptische Großmufti, Scheich Schawki Ibrahim Allam, hat sich kritisch zu der von den türkischen Behörden angeordneten Umwidmung der Hagia Sophia in eine Moschee geäußert.

Das berichtet laut dem „Pro Oriente“-Informationsdienst die katholische Nachrichtenagentur Fides im Hinblick auf ein TV-Interview mit dem Mufti. Der Großmufti erklärte, es sei illegal, eine Kirche in eine Moschee umzuwandeln. In der Geschichte Ägyptens sei keine christliche Kirche je in einen muslimischen Gebetsort umgewandelt worden (Anm.: Eine Aussage, die von Historikern in Zweifel gezogen wird).

Vom islamischen Rechtsdenken her gebe es auch keine Einwände gegen den Bau von Kirchen mit Geldern von Muslimen, etwa aus Steuern, stellte Allam fest. Der Großmufti bezeichnete Ägypten in seinen Ausführungen als jenes Land mit muslimischer Mehrheit, „in dem die meisten öffentlichen Mittel für den Bau christlicher Kirchen verwendet werden“.

Der Großmufti von Ägypten, Schawki Ibrahim Allam

APA/AFP/ANP/Remko de Waal

Der ägyptische Großmufti Scheich Schawki Ibrahim Allam bezeichnete die Umwandlung einer Kirche in eine Moschee als „illegal“.

Das sei als Ausdruck eines starken sozialen Zusammenhalts zwischen Muslimen und Christen zu werten. Der Großmufti erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass es der Prophet Mohammed bei seinen militärischen Kampagnen auf der Arabischen Halbinsel ausdrücklich untersagt habe, die (damals dort noch reichlich vorhandenen) Kirchen zu zerstören oder Mönche zu töten.

Christliche Mosaike werden verhüllt

Unterdessen gehen die Arbeiten zur Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee weiter. Während der muslimischen Gebete sollen die christlichen Mosaike mit Vorhängen verhüllt werden, sagte der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Ibrahim Kalin, am Sonntag laut APA.

In einem Interview mit dem Sender NTV sagte Kalin, einige Mosaike, die Maria und den Erzengel Gabriel zeigten, befänden sich in Richtung der Qiblah, die Muslimen die Gebetsrichtung nach Mekka anzeigt. Andere Mosaike von Jesus und weiteren christlichen Figuren würden kein Hindernis für muslimische Betende darstellen, da sie nicht in Richtung der Qiblah zeigten. Kalin sagte aber nicht, ob sie auch verhüllt werden, oder nicht. Am Freitag soll erstmals wieder ein Freitagsgebet in der ehemaligen byzantinischen Kathedrale stattfinden.

religion.ORF.at/APA

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