Indien: Kirche verneint Schmähung von Dalit-Christen

Die indische Kirche weist Vorwürfe des Kastenwesens und der Diskriminierung von Dalits zurück. Es sei Pflicht aller Katholiken in Indien, die Interessen „unseres Volkes einschließlich der Dalit-Christen“ zu schützen, meinte Erzbischof Antony Pappusamy von Madurai.

In einem beim Obersten Gerichtshof anhängigen Fall fordern Dalit-Christen von der indischen Regierung mehr Rechte, einen vorgesehenen Kastenstatus und kritisieren getrennte Sitzplätze in Kirchen und getrennte Begräbnisplätze auf Friedhöfen. „Es gibt sehr seltene Fälle in den Diözesen in Tamil Nadu“, meinte Erzbischof Antony Pappusamy von Madurai in einer Stellungnahme gegenüber dem asiatischen katholischen Pressediensts „Uca News“.

„Dalit-Christen genießen nicht die Freiheit von Dalit-Sikhs und Buddhisten im Land, aber sie genießen auch nicht die Freiheit in der Kirche. Sie werden aus der Hierarchie herausgehalten und als unantastbar angesehen“, sagte Franklin Caesar Thomas, ein Anwalt am Obersten Gerichtshof, gegenüber „Uca News“.

„Mehrere christliche Dalit-Gruppen aus den Bundesstaaten Tamil Nadu, Andhra Pradesh und anderen Teilen des Landes haben sich in der Vergangenheit bei den kirchlichen Behörden beschwert und sogar an die apostolische Nuntiatur geschrieben.“ Jedoch ohne Erfolg, so der Anwalt.

Memorandum an den Vatikan gesendet

Die christliche Befreiungsbewegung der Dalit schickte im vergangenen September über die apostolische Nuntiatur ein Memorandum an den Vatikan. Der Anwalt Thomas schrieb in einem Brief vom 18. Juli, dass Priester dalitischer Herkunft, die theologisch, moralisch und spirituell ihrer priesterlichen Berufung treu seien, bei der Vorprüfung und der Endauswahl für die Bischofssitze vernachlässigt würden.

Er schrieb auch, dass dies gegen das kanonische Recht verstoße, das besagt, dass „sie auch verpflichtet sind, soziale Gerechtigkeit zu fördern und, wie es das Gebot des Herrn vorsehe, den Armen aus ihren eigenen Mitteln zu helfen“ sei.

Widerspruch in Bezug auf Diskriminierung

Laut Erzbischof Antony Pappusamy praktiziert der Heilige Stuhl keine Diskriminierung. Ein Beispiel hierfür seien die vielen Priester aus den afrikanischen und afroamerikanischen Gemeinschaften, die ohne Rassismus oder irgendeine Ausgrenzung zu Bischöfen, Erzbischöfen und Kardinälen erhoben worden seien.

Dem widerspricht jedoch Thomas, da qualifizierte und verdiente Dalit-Kandidaten aufgrund der Zwänge des Kastendenkens ignoriert und absichtlich vernachlässigt würden. Unter 17 katholischen Bischöfen in Tamil Nadu gebe es nur eine Person aus der Dalit-Gemeinschaft, so der Anwalt. Zudem gebe es in einigen Pfarren sogar getrennte Feste für Dalit-Katholiken oder das Verbot für katholische Dalit-Prozessionen, durch ihre Gebiete zu ziehen.

Kampfum den geforderten Kastenstatus

Der Kampf der Dalit-Christen und auch der Dalit-Muslime um den geforderten Kastenstatus begann, nachdem ein Präsidialerlass von 1950 die Privilegien für Konvertiten, die keine Hindus waren, aufgehoben hatte.

Obwohl die Privilegien für Sikhs (1956) und Buddhisten (1990) wiederhergestellt wurden, wurden sie Christen und Muslimen nicht gewährt, und es scheint wenig Hoffnung für sie zu geben, dass dies geändert werde, schrieb „Uca News“.

Dalits, auch Unberührbare genannt, sind die unterste Kaste innerhalb der hinduistischen Gesellschaft. Eine große Zahl von Dalits ist im Laufe der Jahrzehnte zum Christentum und zum Islam konvertiert. Das Wort Dalit bedeutet im Sanskrit „mit Füßen getreten“ und bezieht sich auf alle Gruppen, die einst als unantastbar galten und sich außerhalb des vierstufigen hinduistischen Kastensystems befanden.

Regierungsdaten zeigen, dass 201 Millionen der 1,2 Milliarden Menschen in Indien zu dieser sozial benachteiligten Gruppe gehören. Etwa 60 Prozent der 25 Millionen Christen in Indien stammen ebenfalls von Dalit und Stammesangehörigen ab.

religion.ORF.at/KAP