Griechische Polizei räumt Athoskloster

In der griechischen Klosterrepublik Athos hat die Vertreibung ultraorthodoxer Mönche aus ihren Niederlassungen begonnen. Grundlage dafür ist ein Urteil von Griechenlands Verfassungsgerichtshof vom 8. Juli.

Das Gericht forderte auf Betreiben der Regierung des „Heiligen Berges“ sowie des griechisch-orthodoxen ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., die „Zeloten“ wegen ihrer antiökumenischen Haltung zur Räumung ihrer Abtei Esphigmenou und deren Dependancen auf.

Die Mönchsrepublik ist autonom und steht unter griechischer Souveränität. In 20 Klöstern und weiteren kleineren Siedlungen leben etwa 2.300 orthodoxe Mönche, darunter auch ultraorthodoxe „Zeloten“. Sie stellen sich gegen den Dialog zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen, Konflikte gibt es mit ihnen schon seit Jahren. Die rund 335 Quadratkilometer große Mönchsrepublik Berg Athos befindet sich auf der östlichsten Landzunge der griechischen Halbinsel Chalkidiki. Die Landzunge ist der Mutter Jesu gewidmet. Mit der Begründung, sie zu ehren, wird seit Jahrhunderten Frauen der Zutritt untersagt.

Mönch und Besucher in Karyes auf dem Berg Athos in Griechenland

APA/AFP/Sakis Mitrolidis

Mönch und Besucher in Karyes auf dem Berg Athos in Griechenland

Die Mönchsrepublik wird vom Rat der Äbte ihrer 20 Klöster verwaltet. Athos verfügt zwar über eine vom griechischen Parlament und vom ökumenischen Patriarchat (Phanar) sanktionierte Verfassung, über eine Regierung, ein Parlament und eine eigene Gerichtsbarkeit. Völkerrechtlich ist die Mönchsrepublik aber nicht vertragsfähig. Die Großklöster, von denen jedes kirchenrechtlich den Rang eines Bistums (Eparchie) besitzt, sind Selbstverwaltungseinheiten.

Einsatz gegen Fundamentalisten

Als „Zeloten“ werden Vertreter eines fundamentalistischen Glaubens bezeichnet, die noch immer auf das Schisma des 11. Jahrhunderts rekurrieren und Andersgläubige als Häretiker verstehen. Der Name stammt von einer Widerstandsbewegung von Juden gegen die Römer aus der Antike, er wird aber auch für Eiferer und Fanatiker benutzt. Innerhalb der Mönchsgemeinschaft stellen sie ein antiökumenisches Element dar, unter anderem stellen sie sich gegen die Anwendung des gregorianischen Kalenders.

Am 24. Juli begann ein groß angelegter Polizeieinsatz, bei dem ein außerhalb der Athos-Grenzen auf griechischem Boden liegendes Klostergut und ein Pilgerhospiz geräumt und Angehörigen der vom Patriarchen neu gebildeten Bruderschaft übergeben wurden.

Kampf mit Molotow-Cocktails

Als nächstes soll die Klostervertretung von Esphigmenou in der Athos-Hauptstadt Karyes an die Reihe kommen, ein historisches Gebäude aus dem 13. Jahrhundert. 2013 war um seinen Besitz zwischen den beiden Bruderschaften regelrecht gekämpft worden, wobei die „Zeloten“ Molotow-Cocktails einsetzten.

Schwierig dürfte dann die Räumung des Hauptklosters werden, wo sich 110 Mönche hinter hohen Mauern verschanzt haben. Es ist berühmt als Ausgangspunkt des Gründers des Kiewer Höhlenklosters, des heiligen Antonij Pecerskij. Eine Rarität in der reichen Schatzkammer von Esphigmenou stellt das Zelt Napoleons von seinem Russlandfeldzug 1812 dar, ein Geschenk von Zar Alexander I.

„Freier Abzug“ angeboten

Nachdem die bisherigen Niederlassungen gewaltlos unter Mitnahme des gesamten Mobiliars, von Landmaschinen, Rindern und Schafherden geräumt wurden, will die Athos-Regierung dem „Zeloten“-Abt Methodios von Esphigmenou „freien Abzug“ zu einem anderen ökumenefeindlichen Kloster in Griechenland anbieten.

religion.ORF.at/KAP/KNA/APA/dpa

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