Österreicher Oberhaupt der Jesuiten Zentraleuropas

Ein Österreicher wird das neue Oberhaupt der Jesuiten in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Litauen und Lettland. Der bisherige österreichische Jesuiten-Provinzial Bernhard Bürgler übernimmt die Leitung der neu geschaffenen zentraleuropäischen Provinz.

Das teilte die Ordensgemeinschaft am Freitag mit. Bürgler tritt sein neues Amt am 27. April 2021 mit der Gründung der neuen Provinz der Gesellschaft Jesu an. Diese wird die bisherigen Provinzen Österreich, Deutschland, Litauen-Lettland und der Schweiz ersetzen und nach derzeitigem Stand 442 Jesuiten an 36 Standorten in diesen Ländern umfassen.

Bürgler ist derzeit Provinzial in Österreich und gehört damit zu jenen Jesuiten, die den Zusammenschluss in den vergangenen Jahren maßgeblich vorbereiteten. Als Herausforderungen, die auf ihn zukommen, nannte er in der Aussendung: „Wir können unsere Lebensform nur dann überzeugend vertreten, wenn wir zu einer Einheit in Vielfalt zusammenwachsen. Dazu müssen wir unsere Institutionen und Tätigkeiten im Hinblick auf die Nöte unserer Zeit und unserer begrenzten Möglichkeiten profilieren.“ Die länderübergreifende Zusammenarbeit biete dafür enorme Chancen.

„In größeren Zusammenhängen denken“

Bürgler weiter: „Unser Charisma als Jesuiten ist, dass wir in größeren Zusammenhängen denken und gemeinsam handeln. Nationale Unterschiede werden im Laufe der Zeit an Bedeutung verlieren, sodass wir den Schatz der Ignatianischen Spiritualität besser fruchtbar machen können im Einsatz für Glaube und Gerechtigkeit, im Dialog mit unterschiedlichen Kulturen sowie in der Suche nach Versöhnung.“

Jesuiten-Provinzial Bernhard Bürgler

SJ-Bild

Jesuiten-Provinzial Bernhard Bürgler

Der General der Jesuiten, Arturo Sosa, stieß in seinem Ernennungsschreiben ins selbe Horn: „Die Sendung der Gesellschaft Jesu ist seit seiner Gründung universal und größer als die Grenzen von Ländern oder Sprachen. Die Ordensstrukturen sind nur dazu da, diese Sendung zu ermöglichen.“

Theologe und Psychotherapeut

Bernhard Bürgler ist ausgewiesener Experte in den Bereichen Spiritualität, Exerzitien, Meditation und Psychoanalyse. Der 60-Jährige wurde in Lienz geboren, nach der Matura studierte er in Innsbruck Theologie. Er arbeitete danach im deutschen Exerzitienhaus Haus Gries mit, das von den Jesuiten getragen wird. Nach weiteren Jahren als Religionslehrer in Österreich trat Bürgler 1991 in den Jesuitenorden ein.

Nach dem Noviziat promovierte er in Theologie und machte zudem eine Ausbildung zum Psychotherapeuten. Seine Tätigkeiten im Orden waren Spiritual im internationalen Priesterkolleg Canisianum (Innsbruck), Leiter des Exerzitienhauses „Haus Gries“ (Wilhelmsthal), Bereichsleiter für Spiritualität und Exerzitien im Kardinal König Haus (Wien). 2014 wurde er Provinzial der Österreichischen Provinz der Jesuiten.

Der Provinzial wird nach den Ordensregeln der Gesellschaft Jesu vom Generaloberen in Rom ernannt. Die Amtszeit beträgt in der Regel sechs Jahre. Neben der administrativen Leitung der Ordensprovinz gehört zu den zentralen Aufgaben eines Provinzials vor allem die „cura personalis“, das regelmäßige Gespräch mit jedem Jesuiten über seine Arbeit und sein Leben im Orden.

religion.ORF.at/KAP/APA

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