Tausende Kirchenmitglieder in Seoul unter Quarantäne

Nach mehreren Infektionsherden in Zusammenhang mit religiösen Gruppen in Südkorea sind in der Hauptstadt Seoul Tausende Mitglieder einer protestantischen Gemeinde unter Quarantäne gestellt worden.

Bis Montag seien unter den Mitgliedern der Sarang-Jeil-Kirche 315 CoV-Fälle nachgewiesen worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Etwa 3.400 der Gläubigen müssten sich deshalb isolieren. Erschwert werde die Nachverfolgung von Verdachtsfällen durch eine „fehlerhafte“ Mitgliederliste, welche die Kirche bereitgestellt habe.

Bisher sei jeder sechste vorgenommene Test in der Gemeinde positiv ausgefallen, erklärte Vize-Gesundheitsminister Kim Gang-lip. Nötig seien deshalb jetzt „schnelle Tests und Isolation“.

Gesundheitsministerium kündigt Klage an

Kim beklagte mangelnde Kooperation der umstrittenen Kirche, deren konservativer Pastor Jun Kwang-hun zur Führungsfigur bei Protesten gegen den Mitte-Links-Präsidenten Moon Jae-in geworden ist. Wegen fehlender Daten zu Gemeinde-Mitgliedern sei die Durchsetzung der Tests sowie der Quarantäne „sehr schwierig“.

Das Gesundheitsministerium kündigte eine Klage gegen den Pastor an. Jun wird vorgeworfen, mit der Teilnahme an einer Versammlung am Samstag gegen Quarantäne-Auflagen verstoßen zu haben. Außerdem behindere er epidemiologische Ermittlungen, da er sich weigere die Liste der Kirchenmitglieder herauszugeben.

Vorbild für Umgang mit Virus

Wegen derzeit wieder steigender Coronavirus-Infektionen hatten die südkoreanischen Behörden am Wochenende religiöse Versammlungen in der Hauptstadt Seoul und in der Nachbarprovinz Gyeonggi verboten. Die Behörden riefen die Bevölkerung in den Regionen zudem dazu auf, nicht zwingende Reisen zu unterlassen.

Am Montag meldeten die Behörden 197 Neuinfektionen binnen 24 Stunden, wodurch die Gesamtzahl der Coronavirus-Fälle seit Beginn der Pandemie in dem Land auf mehr als 15.500 stieg. Südkorea hatte die erste Coronavirus-Welle rasch unter Kontrolle bekommen und wurde mit seiner Strategie „Nachverfolgen, testen, behandeln“ zum weltweiten Vorbild im Kampf gegen das neuartige Coronavirus.

religion.ORF.at/APA/AFP

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