Christliche Mosaike in Hagia Sophia doch stets verhüllt

Entgegen den Ankündigungen sollen laut Medienberichten ein knappes Monat nach der Rückverwandlung der Istanbuler Hagia Sophia in eine Moschee die christlichen Mosaike in dem Gotteshaus nach wie vor ständig verhüllt sein.

Laut Orthodox Times unter Berufung auf die türkische Website kulturservisi.com sowie das Portal Asianews berichtete am Wochenende, die Kunstwerke aus dem 9. und 10. Jahrhundert seien trotz anderweitiger Ankündigungen der türkischen Behörden auch außerhalb der muslimischen Gebetszeiten mit weißen Tüchern abgedeckt.

Laut türkischer Regierung gibt es noch keine offiziellen Informationen darüber, wann und auf welche Weise die Fresken und Mosaike im Inneren der Hagia Sophia wieder öffentlich zugänglich sein sollen. Angedacht sei eine Art Reißverschlusssystem, heißt es auf der Website kulturservisi.com, um muslimische Gebete wie auch einen öffentlichen Zugang zu gewährleisten. Weiters soll die obere Galerie für die Öffentlichkeit geschlossen bleiben.

Christliche Mosaike in der Hagia Sophia verhüllt

APA/AFP/Ozan Kose

Die christlichen Mosaike in der Hagia Sophia sind derzeit verhüllt

Früher größte christliche Kirche

Die Verantwortung für die Hagia Sophia ist mit ihrer Umwidmung an das Religionsministerium übergegangen. Bisher lag sie beim Kultur-und Tourismusministerium, dessen Angestellten nach wie vor in dem Gebäude arbeiten.

Die Hagia Sophia wurde 537 als Reichskirche des griechisch-orthodoxen Kaiserreichs Byzanz geweiht und war die größte Kirche des Christentums. Nach der Eroberung Konstantinopels, dem heutigen Istanbul, durch die Osmanen, wurde sie 1453 zur Moschee umgewandelt. Auch damals verschwanden die Mosaike, nämlich unter einer Schicht Gips. Erst mit der Restaurierung der Basilika im Jahre 1935 im Zug ihrer Umwandlung zum Museum kamen die Darstellungen wieder ans Licht. Zuvor hatte der laizistische Republikgründer Mustafa Kemal „Atatürk“ das Gotteshaus 1934 in ein Museum verwandelt.

Ein Mosaik der Jungfrau Maria mit Jesuskind in der Hagia Sophia

APA/AFP/Ozan Kose

Die Mosaike stammen aus dem 9. und 10. Jahrhundert

Proteste gegen Umwandlung

Am 10. Juli 2020 hob das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei den bisherigen Status auf. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan unterzeichnete ein Dekret zur künftigen Nutzung als Moschee. Das erste Freitagsgebet fand am 24. Juli mit Erdogan und Hunderten Gläubigen statt, während dem die Fresken und Mosaike aus christlich-byzantinischer Zeit bereits verhängt waren. Gegen die Umwandlung der Hagia Sophia hatte es zuvor scharfe internationale Proteste insbesondere aus der orthodoxen Kirche gegeben

Die türkische Regierung betonte im Juli, die Hagia Sophia werde weiterhin allen Menschen offen stehen, unabhängig von ihrer Religion. Die Behörden kündigten an, dass die christlichen Mosaike nur zu den Gebeten verhängt werden und auch nach der Umwidmung vom Museum zur Moschee erhalten bleiben sollen.

religion.ORF.at/KAP

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