Kardinal Schönborn 25 Jahre Erzbischof von Wien

Vor 25 Jahren, am 14. September 1995, hat der damals 50-jährige Christoph Schönborn das Amt des Erzbischofs der Erzdiözese Wien übernommen, der größten Diözese der katholischen Kirche in Österreich.

Sein Wahlspruch ist ein Christuswort aus dem Johannesevangelium und lautet „Euch aber habe ich Freunde genannt“. Inzwischen hat Schönborn - gemäß dem Kirchenrecht - anlässlich seines 75. Geburtstages beim Papst seinen Rücktritt eingereicht, bleibt aber bis zur Bestellung eines Nachfolgers im Amt.

Die Amtsübernahme 1995 erfolgte in turbulenten Zeiten, wie die Erzdiözese Wien am Donnerstag in einer Aussendung erinnerte: Die Vorwürfe gegen seinen Vorgänger Kardinal Hans-Hermann Groer und das Kirchenvolks-Begehren standen am Beginn von Schönborns Amtszeit.

Schönborn: Bei Missbrauch „naiv“ gewesen

Schönborn selbst räumte Fehler bei der Behandlung der Kirche von Missbrauchsvorwürfen gegen Groer Mitte der 1990er-Jahre und im Umgang mit Missbrauchsopfern ein.

In der Vergangenheit sei es vielen in der Kirche darum gegangen, die Institution zu schützen: „Das war ein großer Fehler.“ Dass er seinen Amtsvorgänger Groer (1919-2003) zunächst gegen Missbrauchsvorwürfe verteidigt hatte, nannte Schönborn in einem Interview mit dem deutschen Wochenmagazins „Stern“ rückblickend „naiv“ - mehr dazu in Schönborn: Bei Missbrauch „naiv“ gewesen.

Kardinal Christoph Schönborn bei seiner Bischofsweihe durch Hans Hermann Groer

APA/Ulrich Schnarr

Kardinal Christoph Schönborn bei seiner Bischofsweihe durch Hans Hermann Groer im Jahr 1991

Dass die katholische Kirche in Österreich trotz bestehender Herausforderungen heute in einem ruhigeren Fahrwasser unterwegs ist, würden viele Beobachter aber auch Christoph Schönborn zuschreiben, der etwa in ORF-Dokumentationen als „Krisenmanager“ oder als „Diplomat“ gewürdigt wurde.

Neubesinnung auf das Wesentliche

In seiner ersten Pressekonferenz als designierter Erzbischof hatte Schönborn 1995 erklärt, dass die oberste Priorität der Kirche in turbulenten Zeiten die „Neubesinnung auf das Wesentliche“ sei. Diskussionen über Kirchenstrukturen, Bischofsernennungen oder den Zölibat hätten ihren berechtigten Platz, „aber nicht den ersten“. Alle kirchlichen Mühen seien umsonst, „wenn nicht Glaube, Hoffnung und Liebe wachsen“.

„Orientierung“: Schönborn im Interview

Der ORF zeigte anlässlich des Jubiläums am Sonntag in der Religionssendung „Orientierung“ ein aktuelles Interview mit Kardinal Schönborn.

Aufhorchen ließ der neue Erzbischof mit der Aussage, dass es bei der christlichen Moral nicht so sehr um Gebote und Verbote gehe, sondern um Tugenden und Haltungen, „die Freude machen, das Richtige zu tun und das Richtige zu finden“. Die Kirche müsse auch würdigen, „wo in konkreten Lebenswirklichkeiten, die äußerlich weit vom christlichen Ideal entfernt sein mögen, tatsächlich Gutes geschieht“. Bei der feierlichen Amtseinführung im Stephansdom wies Schönborn darauf hin, dass Christus nicht nur in seinem Wort und in der Eucharistie zu finden sei, sondern auch bei den Armen.

Keine große Jubiläumsfeier

Auf Wunsch des Erzbischofs gibt es heuer keine große Jubiläumsfeier. Ein Gedenken an das Jubiläum findet während der sogenannten Chrisammesse statt, die am Montag, dem 14. September, abends im Stephansdom gefeiert wird. In der sonst in der Karwoche stattfindenden und wegen Covid-19 heuer in den September verschobenen Chrisammesse weiht der Erzbischof die Heiligen Öle (Chrisam ist ein wohlriechendes Salböl), die im Laufe des Jahres für Priester- und Diakonweihen, Taufen, Firmungen und die Krankensalbung verwendet werden.

Kardinal Christoph Schönborn lächelnd

APA/Barbara Gindl

Anlässlich seines 75. Geburtstages hatte Schönborn beim Papst seinen Rücktritt eingereicht, er bleibt aber bis zur Bestellung eines Nachfolgers im Amt

Ein Mitfeiern der Messe ist ab 18.00 Uhr über einen Livestream möglich: . Zudem überträgt „radio klassik Stephansdom“ über UKW (107,3) und digital über DAB+ die Messe live.

Amtsjubiläum in den Medien

Die diözesane Wochenzeitung „Der Sonntag“ widmet dem Jubiläum ihres Erzbischofs eine Sondernummer. In dieser Sondernummer kommentiert Kardinal Schönborn sehr persönlich das kirchliche Geschehen der letzten Jahrzehnte. Angesichts der vielen Herausforderungen, die sich heute an Kirche und Gesellschaft stellen, nennt der Kardinal als Grund seiner starken Hoffnung: „Ich vertraue auf die Überraschungen Gottes.“

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Link: