Steintafel mit Belegen zum "unechten Jesus"

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„Der unechte Jesus“ und „Die Turmeremiten“

Mit Steven Hoggards Dokumentation „Der unechte Jesus“ zeigt „kreuz und quer“ am 10. Juli 2012 eine spannende archäologische Spurensuche. Danach beschreibt „Stille über der Stadt – Die Turmeremiten“, was in Menschen vor sich geht, die eine Woche lang ein Eremiten-Dasein erleben.

„Der unechte Jesus“

Die Parallelen sind auf den ersten Blick verblüffend – auch am Kreuz Jesu hing eine Tafel mit der Aufschrift: „Der König der Juden“. Dazu kommt ein weiteres Detail: eine zeitgenössische Steintafel, die Experten mit Simon in Verbindung bringen. Der jüdische Bibelforscher Israel Knohl will in der schwer lesbaren hebräischen Inschrift die Aufforderung des Engels Gabriel an Simon von Peräa erkennen: „In drei Tagen – lebe!“ Nach Knohls Interpretation würde dies bedeuten: Schon vor Jesus gab es einen Messias, der durch die Römer gewaltsam ums Leben kam und von dem die Anhänger überzeugt waren, er sei nach drei Tagen von den Toten auferstanden.

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Sendungshinweis

„kreuz und quer“ am 24. Juli 2012, 22.30 Uhr, ORF 2

Wiederholungen

Mittwoch, 25. Juli 2012, 20.15 Uhr, ORF III; Donnerstag, 26. Juli 2012, 12.00 Uhr, ORF 2

Sendungsprofil

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Simon von Peräa ein Vorbild für Jesus von Nazareth? Lässt die Forschung durch diese Erkenntnisse die Anfänge des Christentums in neuem Licht erscheinen? Hat Jesus von Nazareth das Schicksal des Simon von Peräa gekannt und ihn womöglich sogar zum Vorbild genommen? Dieser These geht die Dokumentation „Der unechte Jesus“ nach und prüft ihre Grundlagen. Dabei stoßen die Forscher auf brisante Fragen, etwa: Ist die Steintafel, die als „Offenbarung Gabriels“ bekanntgeworden ist, womöglich eine Fälschung? Eine Inschrift mit Tinte auf Stein ist aus der Antike sonst nicht bekannt – und die besagte einzigartige Inschrift tauchte erst in den 1990er Jahren im Antiquitätenhandel auf. In dem Film machen sich Experten daran, diese Fragen mit den modernsten Methoden der Forschung zu klären.

Ein Film von Steven Hoggard

„Stille über der Stadt – Die Turmeremiten“

Eine Woche in absoluter Stille allein in einem acht Quadratmeter kleinen Raum im Turm des Linzer Mariendoms verbringen – 65 Meter über der Stadt. 2009 war Linz europäische Kulturhauptstadt. Es gab Hunderte einzelne Projekte, doch nur eines hat sich bis heute gehalten: der „Turmeremit“ in der Turmspitze des Linzer Mariendoms. Der Grund: der große Andrang. Bereits im ersten Jahr wollten sich mehr als 200 Menschen – vom Exmanager über die Studentin, den Musiker bis hin zum Pensionisten – eine Woche lang Auszeit vom Alltag nehmen und sich dafür in der „Turmstube“ einquartieren.

„Ich treffe damit den Nerv der Zeit“, meint der Initiator des Projektes, Hubert Nitsch. Für den 42-jährigen Kunstreferenten der Diözese Linz ist dabei vor allem eines wichtig: „Ich wollte Kirche sichtbar machen. Kirche hat die Räume der Stille und Kirche gewährleistet Seelsorge.“ Für die Stille sorgen die neu eingerichtete Turmstube und der mächtige Mariendom, die größte Kirche Österreichs. Die Seelsorge der Turmeremiten übernehmen Frauen und Männer des Referats für Spiritualität der Diözese Linz, die täglich eine Stunde zum geistlichen Begleitungsgespräch einladen.

Blick über Linz vom Dom aus

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Blick vom Turm des Linzer Doms über die Stadt

Die Dokumentation zeigt Erich Lindner, einen 68-jährigen Exmanager, bei seiner Woche im Turm. Er versteht die eigene Eremitage als weiteren Schritt der Trauerarbeit. Vor mehr als zehn Jahren ist seine Frau gestorben und für ihn damit eine Welt zusammengebrochen. „Mein Leben, das war mein Leben mit meiner Frau“, meint er. Wie erlebt er die sieben Tage in Einsamkeit und Stille?

Auch Initiator Hubert Nitsch kommt zu Wort. Außerdem berichten vier Ex-Turmeremiten über ihre Erfahrungen. Esther Strauß, 24-jährige Künstlerin, sagt als jüngste Turmeremitin, sie habe in dieser Woche die Zeit vollkommen vergessen können. Erich Wimmer, 44-jähriger Musiklehrer und Schriftsteller, hat im Dom ein Konzert für sich ganz allein gegeben und seine Erlebnisse in ein Buch gepackt. Die 55-jährige Hoteldirektorin Inge Windischhofer hat kurz vor ihrer Pensionierung über die wirklich wichtigen Dinge im Leben nachgedacht. Werner Pallausch ist mit 82 Jahren der älteste Turmeremit. Er kennt die Turmstube noch aus dem Zweiten Weltkrieg. Damals war sie ein einfacher Bretterverschlag. In luftiger Höhe hielt er damals als 13-jähriger Flugbeobachter Ausschau nach feindlichen Fliegern und meldete Bombentreffer in der Stadt.

Ein Film von Julia Wallnöfer