Gemeinde während der Messe. Kirchentotale

ORF

„Der andere Umgang miteinander“

Live aus der katholischen Kirche St. Jakobus in Tiffen, einer Pfarre im Kärntner Feldkirchen, übertrug der ORF einen Gottesdienst zu Sozialthemen. Die Gemeinde feierte mit Pfarrer Kurt Udermann und Diakon Josef Stotter.

Für wen Ehrenplätze reservieren? „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“, antwortet Jesus im Evangelium zum 22. Sonntag im Jahreskreis auf diese Frage. Pfarrer Kurt Udermann versteht das als Anleitung zu einem anderen Umgang miteinander. Begegnet man sich wertschätzend und liebevoll, macht das den Rangkonflikt unter Menschen überflüssig. Das wurde in diesem Gottesdienst zeichenhaft sichtbar.

Je größer du bist, umso mehr bescheide dich

Lesung: Sirach 3

Mein Sohn, bei all deinem Tun bleib bescheiden und du wirst mehr geliebt werden als einer, der Gaben verteilt. Denn die Macht Gottes ist groß, und von den Demütigen wird er verherrlicht.

Für die Wunde des Übermütigen gibt es keine Heilung, denn ein giftiges Kraut hat in ihm seine Wurzeln. Ein weises Herz versteht die Sinnsprüche, ein Ohr, das auf die Weisheit hört, macht Freude.

Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt

Evangelium: Lukas 14

Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen.

Musik

Wo zwei oder drei
in meinem Namen versammelt sind

Kyrie eleison

Ehr’ sei Gott

Selig, die bei dir wohnen, Herr

Siehe, wir kommen

Heilig, heilig, singt’s mit Macht

Selig seid ihr

Geh mit uns auf unserem Weg

Männergesangsverein Tiffen

Gemischter Chor

Frauensinggruppe Miriam

Orgel: Melissa Dermastia

Er sagte zu ihnen: "Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: ‚Mach diesem hier Platz!‘ Und du wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen.

Wenn du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten Platz. Dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: ‚Mein Freund, rück weiter hinauf!‘ Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden." Dann sagte er zu dem Gastgeber: „Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein, sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten, es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“

Nur Gott als Richter anerkennen

Predigt

Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Diese erste von zwei Tischregeln hat Jesus bei einer Essenseinladung eines angesehenen Pharisäers aufgestellt. Bei verschiedenen Gelegenheiten hat er mit Tischregeln das richtige Verhalten im Reich Gottes gelehrt, das mit seinem Kommen angebrochen ist.

Der Evangelist Lukas erzählt mit leiser Ironie, wie diese beiden Tischregeln entstanden sind. Jesus beobachtet bei dieser Essenseinladung, wie die Gäste zu den Ehrenplätzen hinsteuern, von denen sie meinen, dass sie ihnen zustünden. Die Sitzordnung bei diesem Gastmahl spiegelt so das gesellschaftliche Oben und Unten. Jesus ergreift das Wort und lehrt, den untersten Platz zu wählen, um nicht zurückgestuft zu werden, sondern besser vor den Augen anderer einen höheren Platz zugewiesen zu bekommen.

Die Wahl des untersten Platzes kann auch als gefinkelte Strategie missverstanden werden. Ob hinter der Wahl des letzten Platzes tatsächlich echte Bescheidenheit und Demut steht, ist nicht gewiss. Es kann auch Berechnung sein. Der Wunsch, vor den Augen der Menschen zu höheren Ehren aufzusteigen, ist verlockend. Ist es aber klug, Menschen als Richter über sich zuzulassen? Natürlich ist es sinnvoll, gelegentlich nachzufragen, wie Menschen mich wahrnehmen, wie sie mein Handeln erleben. Denn Selbst- und Fremdwahrnehmung sollten nicht zu weit auseinanderdriften. Dennoch - wenn ich das Urteil eines Menschen oder eine Gruppe von Menschen als Maßstab meines Tuns anerkenne, dann begebe ich mich in ihre Abhängigkeit und lasse mich fremdbestimmen.

Der, der in der Lehrzählung Jesu die Plätze zuteilt, ist der Gastgeber. In ihm scheint Gott, der wahre Richter, durch. Freiheit gegenüber menschlichen Beurteilungen gewinne ich nur, wenn ich Gott als alleinigen Richter über mein Tun und Lassen anerkenne. Echte Freiheit und wahre Demut sind nur möglich, wenn ich das, was ich tue, zur größeren Ehre Gottes tue und nicht, um Menschen zu gefallen. Wer Gottes Ehre sucht, der wird von seinem ehrsüchtigen Streben nach oberen Plätzen befreit und kann sich gelassen seinen Platz schenken lassen. Wer sich von Gott wichtig genommen weiß, der braucht sich selbst nicht groß und wichtig zu nehmen.

So könnte die entscheidende Frage am Ende eines Tages beim Tagesrückblick so lauten: Was habe ich heute gedacht, geredet und getan, um Gott zu ehren, um in den Augen Gottes groß zu sein?

Die zweite Tischregel lautet: Wenn du ein Essen gibst, dann lade jene ein, die es dir nicht vergelten können, es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten. Das gesellschaftlich gängige Verhalten lautet, geben um zu empfangen. Freunde sowie angesehene und einflussreiche Personen einzuladen, gilt als nützlich. Sie zahlen es irgendwie zurück. In den Augen der Gesellschaft ist das sinnvoll. In den Augen Jesu ist es eitles Tun. „Tue das Gute und vermarkte es effizient.“ ist eben nicht die Geisteshaltung Jesu.

Die Perspektive ist also zu ändern. Ist in der Gesellschaft der Mensch und sein Ansehen, sein Nutzen und seine Ehre das Maß aller Dinge, so ist für die, die am Reich Gottes mitbauen die Ehre Gottes das Maß aller Dinge.

Unbedankt und im Verborgenen Gutes tun – wie die Einladung solcher, die sich nicht revanchieren können - wer kann das? Letztlich nur der, der erfahren hat, dass Gott ihm unverdient Gutes getan hat, und, der glaubt, dass das unbedankte Tun im Verborgenen von Gott gesehen und vergolten wird. Die Erfahrung der unverdienten Liebe Gottes und der Glaube, dass Gott das Gute vergilt, schaffen einen Vorrat an Kraft und Güte. Das gibt dem Leben einen inneren Wert und schenkt wahre Freiheit. Nur ein von Gottes Liebe erfülltes Herz kann lieben ohne berechnend zu sein.

Die beiden Tischregeln des Reiches Gottes, die Wahl des untersten Platzes und die Einladung solcher, die sich nicht revanchieren können – mit ihren zahlreichen Abwandlungen - sind zwei schwer zu verwirklichende Herausforderungen. Wer sie dennoch erfüllt, der sammelt Schätze im Himmel.

Wort auf den Weg: Nur ein von Gottes Liebe erfülltes Herz kann lieben ohne berechnend zu sein.

Kirche St. Jakobus der Ältere außen

St. Jakobus

Die Pfarrkirche

Die kleine Kirche am Jakobsfelsen liegt am Nordufer des Ossiacher Sees an einem alten Jakobs-Pilgerweg durch die Alpen. Der romanische Bau wurde um 1060 erstmals urkundlich erwähnt.

Sie ist neben Grafendorf bei Friesach die älteste Jakobskirche Kärntens. Im 15. Jahrhundert, zur Zeit der Hochgotik, wurde das Gotteshaus zu einer zweischiffigen Hallenkirche umgebaut. Seither ist der Innenraum von drei Pfeilern geteilt. Diese seit der Hochgotik bekannte Bauform ist in Kärnten äußerst selten.

Aktuelles in der Gemeinde

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Kontakt

Pfarre St. Jakobus
Tiffen 29
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Österreich

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Redaktion und Bildregie

Thomas Bogensberger