Altar mit den Patres während des festlichen  Hochgebets

Stift Michaelbeuern

„Umgeben von guten Mächten“

Am Michaelistag war die Abtei Michaelbeuern Gastgeberin der Gottesdienst-Liveübertragung. Gemeinde und Kommunität feierten das Patrozinium der Stiftskirche mit ihrem Abt Johannes Perkmann.

Von guten Mächten sieht Abt Johannes den Menschen am Festtag der Erzengel umgeben, und nach christlicher Überzeugung das ganze Leben lang. Die Feier des Namenspatrons der Stiftskirche ist ein guter Anlass dafür, dem wieder nachzuspüren und es zu feiern.

„Wer ist wie Gott?“ lautet die Übersetzung des Namens Michael aus dem Hebräischen. Auch der Engel Gabriel wird gefeiert, dessen Name „Kraft Gottes“ bedeutet. Ebenso Rafael, was soviel bedeutet wie „Gott heilt“.

Jubelt, ihr Himmel!

Lesung: Offenbarung 12

Im Himmel entbrannte ein Kampf. Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen, doch sie konnten sich nicht halten.

Sie verloren ihren Platz im Himmel. Der große Drache wurde gestürzt, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt. Der Drache wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen.

Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: „Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten. Denn der Ankläger unserer Brüder wurde gestürzt, der sie bei Tag und bei Nacht vor unserem Gott verklagte. Sie haben ihn durch das Blut des Lammes besiegt und durch ihr Wort und Zeugnis. Sie hielten ihr Leben nicht fest, bis in den Tod hinein. Darum jubelt, ihr Himmel und alle, die darin wohnen!“

Musik

Jacob de Haan: Missa Brevis

Wer unterm Schutz
des Höchsten steht

Freuet euch im Herrn!

Ehre sei Gott in der Höhe

Der Herr hat seinen Engeln

Heilig, heilig, heilig

Von guten Mächten
wunderbar geborgen

Nun danket alle Gott!

John Stanley: Trumpet Tune

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Stiftschor Michaelbeuern

Instrumentalensemble des Stifts

Orgel: Christian Giglmayr

Gesamtleitung: Manfred Roider

Den Himmel geöffnet sehen

Evangelium: Johannes 1

Jesus sah Natanaël auf sich zukommen und sagte über ihn: „Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit.“

Natanaël fragte ihn: „Woher kennst du mich?“ Jesus antwortete: „Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen."
Natanaël sagte: "Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!“

Jesus antwortete: „Du glaubst, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst noch Größeres sehen.“

Und er sprach zu ihm: „Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.“

Visionen gegen alle Aussichtslosigkeit

Predigt

Im Evangelium des heutigen Festtages ist vom offenen Himmel die Rede und von Engeln, die auf- und niedersteigen. Bis in den Himmel braucht man gar nicht zu schauen, um Engel zu bemerken, sie sind ohnehin überall präsent: Geschenkartikel, Bücher, Dekos, aktuelle Songs, Schmuckanhänger, aber auch Offenbarungs-Schriften und geheimnisvolle Bilder beschäftigen sich mit den beflügelten Boten.

Abt Johannes Perkmann lächelnd  am Mikrofon

Stift Michaelbeuern

Abt Johannes Perkmann

Glaubt man Umfragen, dann boomen die Engel geradezu. Geht es in den heutigen Engeltrends immer um tiefere Fragen oder bloß um eine nette, aber oberflächliche Behübschung? Ist heute überall, wo Engel draufsteht, auch ein Gottesbote drin? Bei den drei großen biblischen Engeln, die wir mit Namen kennen, auf jeden Fall - sie verweisen schon durch ihre Bezeichnung auf Gott. Sie sind seine Boten, sein verlängerter Arm in dieser Welt.

Die Bibel ist voll von Gottes schöpferischer Möglichkeiten, wie er den Menschen nahe ist und sie begleitet, wie er gute Gedanken und überraschende Hilfe schickt. Wenn wir den heiligen Michael betrachten, dann sehen wir einen Kämpfer für das Gute. Die Offenbarung formuliert eine Hoffnung und einen Trost für die ersten Christen, die mit Verfolgung und mit staatlicher Willkür konfrontiert waren: Da kämpft einer an eurer Seite und er kämpft für Gott, der die Geschichte ganz anders ausgehen lässt. Sein Name lautet Michael: „Wer ist wie Gott?“ - freier übersetzt könnte man sagen: „Zu Gott gibt es keine Alternative“.

Es ist bezeichnend, was die traditionelle Bildersprache Michael in die Hand gibt: die Waage, bei der der Mensch mehr Gewicht hat als alles tonnenschwere Böse zusammen. Braucht es nicht auch in unserer geplagten Welt so eine Vision? Braucht es nicht auch bei uns mutige Bürger und VerantwortungsträgerInnen in Politik und Wirtschaft, die gegen alle Aussichtslosigkeit für das Gute kämpfen und sich einsetzen, dass Menschen menschenwürdig leben können? Und gerade die benötigen innere Unterstützung und Kraft, die von Gott kommt.

Vom zweiten Erzengel, Gabriel, Kraft Gottes genannt, heißt es, dass er die Botschaft Gottes zu den Menschen bringt, so wie er es bei Maria getan hat. Gottes verändernde Kraft liegt in seiner Botschaft, die auch uns mitgegeben ist.
Und wo auch immer wir mit dem Wort Gottes in Verbindung kommen, im Hören beim Gottesdienst oder im persönlichen Lesen: es ist uns persönlich gesagt, es will uns betreffen und ermutigen, unseren Horizont auf die tieferen Fragen weiten und einen Impuls für unser Tun setzen.
Haben wir nicht schon einmal eine Situation erlebt, wo uns ein Wort aus der Schrift direkt angesprochen und geholfen hat? Sind wir schon einmal einem „Gabriel“ begegnet, der es uns zugeflüstert und vermittelt, der uns damit ermutigt und berührt hat?

Eine bewegende Geschichte, die zeigt wie Gott auf Menschen aufpasst und ihnen heilsam zur Seite steht, ist im Buch Tobit nachzulesen. Der heilige Erzengel Raphael begleitet unerkannt den jungen Tobias auf seinem Weg, führt ihn durch die herausfordernde Zeit des Erwachsenwerdens und befreit von physischem und psychischem Leid.
Leidvolle Situationen gibt es auch heute zur Genüge, in jeder Gesellschaft dieser Welt, auch in der Kirche. Papst Franziskus sagt zu Recht: „Was die Kirche heute braucht, ist die Fähigkeit, die Wunden zu heilen und die Herzen der Menschen zu wärmen.“
Manches Mal werden wir dem unerkannten Rafael schon begegnet sein, und wie viele Gesinnungsgenossen und Helferinnen braucht er heute unter uns, um den zahlreichen Nöten zu begegnen? Wer im Blick auf dieses Bild einen Ruf verspürt, Kranke zu besuchen, Trauernde zu trösten und Kindern zu helfen, der hat verstanden, worum es geht.

Liebe Mitchristen, wer die drei Engel betrachtet, wird merken, dass es nicht um große Spekulationen geht, nicht um ein Geheimwissen oder gar die Beschwörung von dienstbaren Mächten, auch um keine Flucht vor einer Realität, die oft gar nicht so engelhaft aussieht. Die Engel laden uns ein, zu begreifen, wie schöpferisch die Möglichkeiten Gottes sind, uns zu beschützen und wie er uns herausfordert, unsere Verantwortung für andere ernst zu nehmen. Die Bilder sind nur Anhaltspunkte, nie die ganze Wirklichkeit, sie erinnern an große Erfahrungen und öffnen die Augen für die eigenen.

Hinter allem steht das große Vertrauen, dass die Welt nicht von dunklen Mächten beherrscht wird, sondern dass die guten Mächte wirksamer sind. In seinem berührenden Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ hat Dietrich Bonhoeffer darüber Zeugnis abgelegt - mitten im Unheil seiner Zeit und bedroht von Angst um sein Leben.
Gott schenkt Geborgenheit und Hoffnung trotz allem. Er öffnet den Himmel über denen, die ihm vertrauen. Und er begegnet uns in allen guten Mächten. Sie werden auch uns Halt und Geborgenheit geben.

Zur Geschichte des Stifts

Die Abtei liegt etwa 30 km nördlich der Stadt Salzburg. Bereits um 736 gab es hier eine Mönchszelle, die 817 im Aachener Klosterverzeichnis als „Buria“ bezeichnet wird. Der alte Siedlungsname „Beuern“ kommt aus dem Althochdeutschen, er bedeutet „bei den Häusern“.

Das von grünen Sträuchern umgebene Eingangstor der Abtei.

Stift Michaelbeuern

Eingangstor auf der Nordseite

Seit der Gründungszeit war der Heilige Michael Patron des Klosters, das aufgrund der Grenznähe einen als besonders stark geltenden Patron haben sollte. Es waren unterschiedliche Mönche, die sich hier ansiedelten, vermutlich aus der Stadt Salzburg oder auch iro-schottische Missionare, und schließlich waren es vorwiegend Benediktiner.

Zu den derzeitigen Aufgaben der Mönche gehört die Betreuung von etwa 300 Schülerinnen und Schülern in einer Hauptschule und einer Neuen Mittelschule, die Leitung des dazugehörigen Tagesheimes, sowie die Führung eines Exerzitien- und Bildungshauses. Die Benediktiner von Michaelbeuern sind auch in drei Pfarren in Salzburg und Oberösterreich als Pfarrseelsorger tätig. Als Kulturerhalter bemüht sich die Abtei zudem, die ihr anvertraute Kirchenkultur für eine breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

andere Übertragungen aus Michaelbeuern

Pfingstmesse 2013 „Begeisterung beflügelt"
Christkönigsgottesdienst 2013 "Wer glaubt, ist nie allein“

Näheres über die Pfarre

www.abtei-michaelbeuern.at

Kontakt

Benediktinerabtei
Michaelbeuern 1
5152 Dorfbeuern
Österreich

gottesdienst@orf.at

Redaktion und Bildregie

Thomas Bogensberger