Dekan Hubert Ratz beim Segnen am Altar in Hittisau, vor ihm die Monstranz

Helmut Scheffknecht

Das Kreuz - Entfernen? Wiederentdecken?

Zum Fest der Kreuzerhöhung übertrug der ORF live Messe und Wettersegen aus der Pfarrkirche in Hittisau im Bregenzerwald. Dekan Hubert Ratz feierte mit seiner Gemeinde.

Das Kreuz Christi stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Sowohl als sichtbares Heilszeichen im Evangelium als auch im Brauch des Wettersegens der almreichen Vorarlberger Region. Der Segen wurde an diesem Festtag in der Pfarrkirche zu den Heiligen Drei Königen mit einem besonderen Kreuz zum letzten Mal im Sommer gespendet.

MUSIK

Holz auf Jesu Schulter

Christus, Gotteslamm

Gloria. Ehre sei Gott!

Im Kreuz Jesu Christi finden wir Heil

Irish Tune from County Derry

Heilig, heilig, heilig

Lamm Gottes

Du bist der Herr,
und du hast die Macht

Mit dir geh ich alle deine Wege

Gaillarde

Musikverein Hittisau-Bolgenach
Leitung: Peter Gmeiner

Chorgemeinschaft Hittisau
Leitung: Melchior Schwärzler

Kantorin: Eva Hagspiel

Orgel: Doris Dorner

Schönach-Orgel:
Melchior Schwärzler

Gitarre: Doris Dorner

E-Piano: Martina Schwärzler

Unterwegs verlor das Volk den Mut

Lesung: Numeri 21

In jenen Tagen brachen die Israeliten vom Berg Hor auf und schlugen die Richtung zum Schilfmeer ein, um Edom zu umgehen. Unterwegs aber verlor das Volk den Mut, es lehnte sich gegen Gott und gegen Mose auf und sagte: „Warum habt ihr uns aus Ägypten heraufgeführt? Etwa damit wir in der Wüste sterben? Es gibt weder Brot noch Wasser. Dieser elenden Nahrung sind wir überdrüssig.“ Da schickte der Herr Giftschlangen unter das Volk. Sie bissen die Menschen, und viele Israeliten starben. Die Leute kamen zu Mose und sagten: „Wir haben gesündigt, denn wir haben uns gegen den Herrn und gegen dich aufgelehnt. Bete zum Herrn, dass er uns von den Schlangen befreit.“ Da betete Mose für das Volk. Der Herr antwortete Mose: „Mach dir eine Schlange und häng sie an einer Fahnenstange auf! Jeder, der gebissen wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht.“

Mose machte also eine Schlange aus Kupfer und hängte sie an einer Fahnenstange auf. Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde und zu der Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben.

Nicht um zu richten, sondern zu retten

Evangelium: Johannes 3

In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: "Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn. Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat.

Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird."

Umschlossen von Liebe und Licht

Predigt

Wer fragenden Kindern oder suchenden Zeitgenossen Glaubensinhalte verständlich machen will, der ringt um Worte. Wir dürfen dieses Evangelium als ein Ringen Jesu verstehen, dem Schriftgelehrten Nikodemus den Weg der Erlösung zu erklären. Jesus nimmt dabei Bezug auf die Wüstenwanderung des Volkes Israel und stellt einen eindeutigen Zusammenhang her: So notwendig das Aufstellen der Kupferschlange für das Überleben der Israeliten war, so notwendig ist sein Tod am Kreuz für das Leben aller Menschen.

Dieser Vergleich gibt uns wertvolle Hinweise: Die Israeliten wollten die Befreiung von den Giftschlangen - Gott gab ihnen die erhöhte Schlange. Die Menschen sehnen sich nach einem Leben und einer Welt ohne Not und Leid - uns gibt Gott das Kreuz Christi. Beide Zeichen entsprechen nicht den Vorstellungen der Menschen, weil sie Leid und Tod nicht aus der Welt schaffen. Sie werden dann als Heilszeichen wirksam, wenn wir jene Bedeutung annehmen, die Gott diesen Zeichen gegeben hat. Im Evangelium liefert uns Jesus die Deutung seines Kreuzestodes aus der Sicht Gottes: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“

Gott liebt diese Welt! Er schenkt uns im Kreuz Christi jenes Zeichen, durch das sich jede und jeder ganz persönlich für seine Liebe entscheiden kann. Deshalb ist es eine große Hilfe, wenn das Kreuz als sichtbares Zeichen gegenwärtig ist, sei es als Halsschmuck oder in unseren Wohnungen, an Wegkreuzungen oder auf Berggipfeln, auf den Gräbern der Verstorbenen und natürlich herausgehoben in unseren Kirchen. Damit ich im Kreuz die Liebe Gottes erkennen kann, muss ich immer wieder auf das Kreuz schauen. Ich vollziehe eine Blickänderung, eine Umkehr, so komme ich weg von der ausschließlichen Konzentration auf mich selber hin zu einer Beziehung mit dem Gekreuzigten, der sein Leben für mich und diese Welt gibt. Der Gekreuzigte ist immer zugleich der Auferstandene.

Bildlich gesprochen wandelt sich in der Begegnung mit dem Auferstandenen mein Leid, das Unerlöste meines Lebens, das mich wie ein schweres Kreuz niederdrückt, zu einer leuchtenden Seite, mit der Erfahrung, dass Gott mitgeht mit seiner Hilfe und seiner Kraft. Liebe Schwestern und Brüder, die Wandlung vom Dunkel des Kreuzes zu seiner leuchtenden Seite, vollzieht sich am Wirksamsten in der Feier der Eucharistie. Unser Leben und unsere Welt mit Licht und Schatten können mit den Gaben von Brot und Wein ganz beim Kreuz Christi ankommen und gehen in die Wandlung ein. Dunkel, Leid und Tod stehen nicht mehr für sich allein, sie werden umschlossen von der Liebe und vom Licht Gottes.

Das Fest Kreuzerhöhung geht auf die Wiederauffindung des Kreuzes Christi zurück und markiert die Verbreitung der sichtbaren Kreuzesdarstellung. Menschen aller Zeiten haben im Blick auf den Gekreuzigten die leuchtende Seite des Kreuzes erfahren. Diese Erfahrung wünsche ich uns allen mit den Worten des Evangeliums: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“

Schenken und fernhalten

Wettersegen

Gott, der allmächtige Vater, segne euch und schenke euch gedeihliches Wetter, er halte Blitz, Hagel und jedes Unheil von euch fern.

Er segne die Felder, die Gärten und den Wald und schenke euch die Früchte der Erde.

Er begleite eure Arbeit, damit ihr in Dankbarkeit und Freude gebraucht, was durch die Kräfte der Natur und die Mühe des Menschen gewachsen ist.

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

Aktuelles in der Gemeinde

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Redaktion und Bildregie

Thomas Bogensberger