Infrarotbild eines Flüchtlingsschiffes

APA/EPA/GUARDIA DI FINANZA / HANDOUT

Flüchtlingsgrab Mittelmeer: Tragödie ohne Ende?

Flüchtlingsgrab Mittelmeer: Tragödie ohne Ende? | Jahr des Schwertes“: Aramäische Christen erinnern an das „Blutjahr 1915“ | Faszination Dschihad: Herausforderung für die Gesellschaft Europas

Sendungslogo "Orientierung"

ORF

Sendungshinweis

„Orientierung“ am Sonntag, 26. April 2015, 12.30 Uhr, ORF 2
Wiederholung am 28. April 2015, 10.35 Uhr, ORF III

Flüchtlingsgrab Mittelmeer: Tragödie ohne Ende?

Es ist die bisher folgenschwerste Flüchtlingskatastrophe, die sich in der Nacht vom 18. auf den 19. April im Mittelmeer ereignet hat: Ein Fischerboot mit hunderten Menschen an Bord kenterte, mehr als 800 Menschen kamen – auf dem Weg von Afrika nach Europa – ums Leben.

Auf dem Wiener Minoritenplatz haben am Montag tausende Menschen gegen das Sterben im Mittelmeer protestiert. Sie verlangen ein Umdenken der EU-Politik im Umgang mit Bootsflüchtlingen und eine Wiedereinführung der erfolgreichen Seerettungsaktion “Mare Nostrum“.

Bereits vor sieben Jahren hat Mojtaba Tavakoly – gemeinsam mit seinem Bruder – seine Heimat Afghanistan verlassen. Doch nur Mojtaba hat Österreich erreicht: Sein Bruder ist bei der Überquerung der Ägäis zwischen der Türkei und Griechenland ertrunken.

Die „Orientierung“ hat mit Mojtaba Tavakoly über seine dramatischen Fluchterfahrungen und sein heutiges Leben in Österreich gesprochen. Zu Wort kommen auch die Flüchtlingsexperten Caritas-Präsident Michael Landau und Elias Bierdel, Gründungsmitglied der Menschenrechtsorganisation borderline-europe.

Bericht: Marcus Marschalek, Miriam Beller, Länge: 6 Minuten

„Jahr des Schwertes“: Aramäische Christen erinnern an das „Blutjahr 1915“

In dieser Woche sind in Wien und in zahlreichen anderen europäischen Großstädten Gottesdienste im Gedenken an den Massenmord an bis zu eineinhalb Millionen Armeniern im Osmanischen Reich vor 100 Jahren gefeiert worden.

Dass damals von der jungtürkischen Regierung mit Duldung der deutschen und österreich-ungarischen Kriegsalliierten nicht nur Armenier, sondern auch etwa eine halbe Million aramäischer, also syrisch-orthodoxer Christen umgebracht worden sind, wird vielfach übersehen. Das „Blutjahr 1915“ aber ist in das kollektive Gedächtnis der Aramäer als „Jahr des Schwertes“ eingegangen.

Besonders brutal traf es den Landstrich des Tur Abdin in der Südost-Türkei, der mit seinen zahlreichen Klöstern uraltes christliches Siedlungsgebiet ist. Ein „Orientierung“-Team hat den Tur Abdin aufgesucht und dort einen Einsiedler-Mönch sowie eine junge, christliche Vizebürgermeisterin getroffen.

Bericht: Detlef Urban, Länge: 8 Minuten

Faszination Dschihad: Herausforderung für die Gesellschaft Europas

Mehr als 200 junge Menschen sind aus Österreich nach Syrien oder in den Irak gezogen, um dort für den sogenannten „Islamischen Staat“ zu kämpfen. Die Gründe dafür müssten in den europäischen Gesellschaften selbst gesucht werden, sagt der katholische Theologe Jürgen Manemann. Er leitet das „Forschungsinstitut Philosophie Hannover“.

Manemann ortet „nihilistische Tendenzen“ in europäischen Gesellschaften, in denen sich Gefühle der Sinnlosigkeit, der Hoffnungslosigkeit und der Lieblosigkeit ausbreiten würden. Der Dschihadismus wiederum bediene sich der Religion, behaupte einen Traditionalismus, der eigentlich mit Tradition nicht kompatibel sei.

Die Nahost-Expertin und Außenpolitikjournalistin Gudrun Harrer („Standard“) sieht „im Kern des IS“ viel Missinterpretation und einen Rückgriff auf Versatzstücke von Traditionen.

Bericht: Sandra Szabo, Länge: 7 Minuten

Redaktionsleitung: Norbert Steidl
Moderation: Christoph Riedl-Daser