Wilhelm Krautwaschl im Interview

APA/ERWIN SCHERIAU

Die Bischofsweihe von Wilhelm Krautwaschl live

Der ORF war dabei, als die Diözese Graz-Seckau ihren neuen Bischof in sein Amt begleitete und Gottes Weihesegen erbat. Hauptzelebrant der Festmesse war Erzbischof Franz Lackner. Aus dem Grazer Dom kommentierten Franz Neger, Mathilde Schwabeneder und Pater Karl Schauer.

Zwei Wochen vor seinem Silbernen Priesterjubiläum bekam Krautwaschl Chrisam, Evangelium und die bischöflichen Insignien Mitra, Ring, Stab, Brustkreuz und Pileolus, ein kleines Käppchen, überreicht. Es zelebrierten der aus der Steiermark stammende Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Nuntius Stephan Zurbriggen, weiters der ehemalige Diözesanbischof von Graz-Seckau Egon Kapellari, der Grazer Altbischof Johann Weber, Kardinal Christoph Schönborn, der emeritierte Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser sowie der Grazer Diözesanadministrator Prälat Heinrich Schnuderl.

Begrüßung des TV-Publikums

Wilhelm Krautwaschl im Portrait

Vorbericht

Der Gottesdienst

Verabschiedung

Für den ORF begleiteten Mathilde Schwabeneder, Franz Neger und der Pater superior von Mariazell Karl Schauer durch das Hochamt.

MUSIK

Nun jauchzt dem Herren!

Henryk Jan Botor: Deus caritas est

Ehre sei Gott in der Höhe

Selig, die bei dir wohnen, Herr

Walter Sengstschmid: aus Domweihmesse

Halleluja

Johann Christoph Bach:
Ich lasse dich nicht,
du segnest mich denn

In den Gaben von Brot und Wein

Wolfram Menschick: Ubi Caritas

Wo die Güte und die Liebe wohnt

Heilig bist du, großer Gott

H.L. Hassler: Agnus Dei aus der „Missa Octo vocum“

Walter Sengstschmid:
Ihr seid Gottes Tempel,
und der Geist Gottes wohnt in euch

Felix Mendelssohn-Bartholdy:
Denn er hat seinen Engeln

Lord, reign in me!

Nun danket alle Gott!

Großer Gott, wir loben dich

Voll Vertrauen

Maria, breit den Mantel aus!

Johann Sebastian Bach:
Praeludium und Fuge in G, BWV 541

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Orgel:
Domorganist Christian Iwan

Band Mundwerk

Kantoren:
Ewald Nagl, Maria Suntinger

Grazer Domchor
unter Domkapellmeister J.M. Doeller

Dein Diener hört

1. Lesung: 1 Samuel 3

Der junge Samuel versah den Dienst des Herrn unter der Aufsicht Elis. In jenen Tagen waren Worte des Herrn selten, Visionen waren nicht häufig. Eines Tages geschah es: Eli schlief auf seinem Platz, seine Augen waren schwach geworden und er konnte nicht mehr sehen. Die Lampe Gottes war noch nicht erloschen, und Samuel schlief im Tempel des Herrn, wo die Lade Gottes stand. Da rief der Herr Samuel und Samuel antwortete: „Hier bin ich.“ Dann lief er zu Eli und sagte: „Hier bin ich, du hast mich gerufen.“ Eli erwiderte: „Ich habe dich nicht gerufen. Geh wieder schlafen!“ Da ging er und legte sich wieder schlafen. Der Herr rief noch einmal: „Samuel!“ Samuel stand auf, ging zu Eli und sagte: „Hier bin ich, du hast mich gerufen.“ Eli erwiderte: „Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn. Geh wieder schlafen!“ Samuel kannte den Herrn noch nicht, und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden. Da rief der Herr Samuel wieder, zum dritten Mal. Er stand auf und ging zu Eli und sagte: „Hier bin ich, du hast mich gerufen.“

Da merkte Eli, dass der Herr den Knaben gerufen hatte. Eli sagte zu Samuel: „Geh, leg dich schlafen! Wenn er dich wieder ruft, dann antworte: ‚Rede, Herr, dein Diener hört.‘“ Samuel ging und legte sich an seinem Platz nieder. Da kam der Herr, trat heran und rief wie die vorigen Male: „Samuel, Samuel!“ Und Samuel antwortete: „Rede, dein Diener hört.“

Wir haben die Liebe erkannt

2. Lesung: 1 Johannes 4

Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe. Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.

Liebe Brüder, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns vollendet. Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt: Er hat uns von seinem Geist gegeben. Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als den Retter der Welt. Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er bleibt in Gott. Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

Weide meine Schafe!

Evangelium: Johannes 21

In jener Zeit offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, er offenbarte sich in folgender Weise: Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?“ Er antwortete ihm: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ Jesus sagte zu ihm: „Weide meine Lämmer!“ Zum zweiten Mal fragte er ihn: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ Er antwortete ihm: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ Jesus sagte zu ihm: „Weide meine Schafe!“ Zum dritten Mal fragte er ihn: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: „Herr, du weißt alles, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Jesus sagte zu ihm: „Weide meine Schafe!“

Gott ist Liebe

Predigt von Erzbischof Franz Lackner

Die Diözese Graz-Seckau wurde 1218 von Erhard gegründet und geht ihrer 800-Jahr-Feier 2018 entgegen. Der 58. Bischof wird sich mit uns darauf vorbereiten. Heute dürfen wir uns freuen, und wir, das versammelte Volk Gottes, grüßen dich herzlich, lieber Bischof Wilhelm. Es ist mir eine große Freude, dem Bischof meiner Heimatdiözese das Sakrament der Weihe spenden zu dürfen und die Predigt zu halten. Du hast deinen Wappenspruch aus dem Johannesbrief genommen: „Deus Caritas est“ „Gott ist Liebe“, im griechischen Original steht „Ho Deos agape Estin.“ Wenn man es mit der Übersetzung genau nimmt, dann muss es lauten: „Der, im Sinne von dieser Gott ist Liebe!“ Es ist nicht irgendein Gott gemeint, sondern ein ganz bestimmter, der Gott Jesu Christi, der Mensch geworden ist, unter uns gewohnt, gelitten, am Kreuz gestorben und auferstanden ist. Dieser Gott ist Liebe.

Im für diese Feierstunde ausgewählten Evangelium fragt Jesus Petrus, „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ Und er fragt drei Mal. Nach welcher Liebe fragt Jesus in Anbetracht dessen, dass der Gott, von dem er kommt, Liebe ist? Es heißt im Johannesevangelium: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab.“ Diese Liebe hat ein Merkmal, das ist die Hingabe. Wir kennen auch die Stelle, in der diese Maxime expressis verbis ausgesprochen wird: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde.“ Jesus hat sein Leben für uns hingegeben und nennt uns Freunde. Vor diesem Hintergrund bekommt das dreimalige Fragen Jesu „Liebst du mich?“ einen – ich möchte nicht übertreiben – tödlichen Ernst. Uns gläubigen Christen wirft man, zuweilen nicht zu Unrecht, vor, gerne große Erzählungen aufzutischen oder, wie es jemand einmal zu kritisieren wusste: „Bitte nicht mit zu großen Scheinen zahlen, die womöglich nicht gedeckt sind!" Vielleicht wurde das Petrus beim dritten Mal Fragen bewusst, denn es heißt „da wurde Petrus traurig“. Und dann folgt ein Bekenntnis von diesem Apostel, dessen Schwächen durchaus bekannt sind und der zuweilen von Jesus ganz schön hart angefasst wird. Aber seine Bekenntniskraft ist groß: „Herr du weißt alles, du weißt, dass ich dich lieb habe.“

Ein Bekenntnis mit Letztheitscharakter, ein heiliger letzter Rest. Darauf antwortet Jesus, indem er seine Rede feierlich, liturgisch mit „Amen, amen“ einleitet, das ist eine Besonderheit. Denn es gibt keinen Beleg aus der Zeit Jesu, dass jemand seine Rede mit „Amen, amen“ einleitete. „Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet, bist du hingegangen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich hinführen, wohin du nicht willst.“

Lieber Bischof Wilhelm, in deinen vielen verantwortungsvollen Aufgaben bis du nicht jung geblieben und nur immer dorthin gegangen, wohin du wolltest, sondern hast dich führen und leiten lassen von Not und Anforderungen anderer. Als Bischof darfst du wieder jung sein, und du darfst dich jetzt einmal selbst gürten und hingehen, wohin dich deine Erfahrung, deine Einschätzungen treiben. Aber ich sage dir, als Bischof wird man recht schnell alt, das heißt, wir strecken unsere Hände aus und lassen uns gürten und führen. Ich darf dir drei Richtungen in Erinnerung rufen. Wohin du deine Hände ausstrecken sollst. Es sind dies die drei Sendungen der Kirche: Wir Bischöfe müssen die ersten sein beim Ausstrecken unserer Hände: Einmal auf Gott hin, die heilige Liturgie. Wir leben in einer Zeit, von der jemand einmal gesagt hat, wir haben vergessen, dass wir Gott vergessen haben. Die ersten drei Bitte im Gebet des Herrn mögen bei dir Gehör finden. Vater unser, geheiligt werde dein Name, dein Wille geschehe, dein Reich komme!

Weil wir unsere Hände nach Gott ausstrecken, lassen wir uns auch von Menschen gürten. Gerade als gläubige Christen dürfen wir an den vielen und schrecklichen Nöten dieser Welt nicht stumm und tatenlos bleiben. Der dritte Grundauftrag ist die Sendung der Freude. Nach wem strecken wir Bischöfe da die Hände aus und lassen uns gürten? Es die frohe Botschaft. Die Freude gürtet uns, und diese Freude dürfen wir den Menschen von heute nicht vorenthalten.

Lieber Mitbruder, du bringst für diese neue Aufgabe so gute Voraussetzungen mit. Gott selbst, so die Liturgie der Bischofsweihe, vollende das gute Werk, das er in dir begonnen hat. Und darum betet und bittet das versammelte Volk Gottes.

Wilhelm Krautwaschl

Wilhelm Krautwaschl / WK-DGS-Neuhold

offen und humorvoll

Wilhelm Krautwaschl

Er wurde 1963 im steirischen Gleisdorf geboren, studierte Theologie an der Universität Graz und trat gleichzeitig ins Priesterseminar ein. 1990 wurde Krautwaschl zum Priester geweiht und war zunächst als Kaplan in Hartberg tätig, später in Knittelfeld und danach in Bruck an der Mur. Dort wurde er schließlich 1999 Pfarrer und 2002 zudem Dechant. Ab 2006 war der offenherzige und humorvolle Priester Regens im Bischöflichen Seminar Augustinum in Graz, das er zusammen mit anderen Einrichtungen zum „Bischöflichen Zentrum für Bildung und Berufung“ umbauen ließ. Ab dieser Zeit war Wilhelm Krautwaschl auch Beauftragter zur Förderung geistlicher Berufe und begleitete junge Priester im In- und Ausland.

Zur persönlichen Website

krautwaschl.info

Kontakt

gottesdienst@orf.at

Redaktion und Bildregie

Thomas Bogensberger