Mahnwache Holocaust Ausstellung

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„Gegen Vergessen“: Jugendliche beschützen Holocaust-Ausstellung

Überraschende Ablöse | „Gegen Vergessen“: Jugendliche beschützen Holocaust-Ausstellung | Starke Stimme: Indigener Priester bei Amazonien-Synode | „Letztes Geschenk“: Organspenden als Chance für neues Leben | Bischöflicher Abschied: “Brückenbauer” Bünker geht in Pension | Überraschender Abgang: Wiener Oberrabbiner quittiert Dienst

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30.6.2019, 12.30 Uhr, ORF2
1.7.2019, 9.30 Uhr, ORF III

Überraschende Ablöse

Papst Franziskus hat Militärbischof Werner Freistetter zum Apostolischen Administrator der Diözese Gurk ernannt. Das hat der Vatikan Freitagmittag bekanntgegeben.

Mit der Veröffentlichung der Ernennung im Bollettino wurde sie auch zugleich wirksam. Freistetter löst damit Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger an der Spitze der Diözese ab und wird diese leiten, bis ein neuer Bischof ernannt wird.

„Gegen Vergessen“: Jugendliche beschützen Holocaust-Ausstellung

„Wir sind tatsächlich hier Tag für Tag miteinander an der Ringstraße gestanden und es sind auch Freundschaften entstanden.

Ich glaube, dass die Jugendlichen hier ein tolles Zeichen für die gesamte Zivilgesellschaft in Österreich gesetzt haben,“ so Edina Sadikovic von der „Muslimischen Jugend Österreich“.

Gemeinsam mit anderen Jugendlichen hat sie sich an einer quasi „interreligiösen Mahnwache“ Ende Mai am Wiener Ring beteiligt. Sie alle haben dafür gesorgt, dass die Ausstellung „Gegen das Vergessen“, die rund hundert Porträts von Holocaust-Überlebenden zeigt, nicht mehr beschädigt wird.

Die Porträtserie des deutsch-italienischen Fotografen und Filmemachers Luigi Toscano wurde vom Zentrum ESRA - das seit 25 Jahren Überlebende der NS-Verfolgung, aber auch jüdische Migranten und traumatisierte Menschen aller Konfessionen betreut -Anfang Mai nach Wien geholt.

Doch schon wenige Tage nach der Eröffnung wurden mehrere Fotografien beschädigt. Neben der „Muslimischen Jugend Österreich“ und der „Young Caritas“ waren auch das Performancekollektiv „Nesterval“, die „Jüdische österreichische Hochschülerschaft“ und die Pfadfinder als Mahnwache bis zum Ende der Ausstellung am 31. Mai aktiv.

Für das Engagement wollen sich nun am Samstag (29.6.) Künstler, Privatpersonen und Sponsoren mit einem Fest im Wiener Museumsquartier bei den Jugendlichen bedanken.

Bericht: Karoline Thaler, Gundi Lamprecht; Länge: 6 Minuten

„Letztes Geschenk“: Organspenden als Chance für neues Leben

„Sie war unser Liebling und sie war damals 31 Jahre, Mutter von zwei Kindern. Wir haben uns im Spital getroffen, die ganze Familie. Wir konnten alle zusammen nicht begreifen, was passiert war und da kam dann auch noch diese Frage der Organtransplantation. Und ich habe mir gedacht: Wie soll ich jetzt entscheiden?“, erzählt die Ordensschwester und Seelsorgerin Claudia Böckelberger.

Nach einem Unfall wurde bei ihrer jüngsten Schwester der Hirntod festgestellt. Wie und wann ist es möglich, einem Toten Organe zu entnehmen? Wann ist ein Mensch wirklich tot? „Wenn das Gehirn tot ist, ist auch der Mensch tot“, sagen Mediziner und versuchen, dies durch ein umfangreiches Verfahren zu belegen.

Jeder Patient in Österreich, der eine massive irreversible Gehirnschädigung erlitten hat und an keinen weiteren schweren Krankheiten leidet, wird von Ärzten als potentieller Organspender betrachtet, sofern er bzw. sie nicht zu Lebzeiten einer Organentnahme widersprochen hat. Bevor die Organentnahme erfolgt, muss der Tod des Patienten durch zwei verschiedene, von den Transplantationsteams unabhängige Neurologenteams festgestellt werden.

Das transplantierte Organ kann dann wiederum – als „letztes Geschenk“ - das Leben eines Schwerkranken retten. Doch rund um das Thema „Organtransplantation“ gibt es zahlreiche ethische Fragen, zu denen im „Orientierung“-Beitrag auch der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff Stellung nimmt.

Bericht: Zoran Dobrić, Länge: 8 Minuten

Bischöflicher Abschied: “Brückenbauer” Bünker geht in Pension

“Brückenbauer”, “Aktivist gegen Unrecht”, “großer Europäer”, es sind durchwegs lobende Worte, mit denen der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker von vielen Wegbegleitern beschrieben wird.

Fast zwölf Jahre stand er an der Spitze der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich und musste sich in dieser Zeit so mancher Herausforderung stellen: etwa der Diskussion über die „Ehe für alle”, dem Reformationsjubiläum 2017 oder auch der großen Flüchtlingsbewegung und ihren gesellschaftlichen Konsequenzen.

Als „nahezu unermüdlich“ wird sein Einsatz für die Ökumene und auch für den Dialog mit nicht-christlichen Religionen beschrieben. Nun hat Michael Bünker vor wenigen Monaten das von seiner Kirche vorgeschriebene Pensionsalter von 65 Jahren erreicht. Ihm zu Ehren wird jetzt am kommenden Samstag ein Fest mit rund 500 geladenen Gästen gefeiert.

Bericht: Marcus Marschalek, Länge: 6 Minuten

Überraschender Abgang: Wiener Oberrabbiner quittiert Dienst

Es war eine überraschende Nachricht, die am vergangenen Dienstag publik wurde: Der Wiener Oberrabbiner Arie Folger, seit Juni 2016 in Wien, hat seinen Dienst vorzeitig quittiert - „einvernehmlich und aus persönlichen Gründen“, wie der Kultusvorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Wien wissen ließ.

Auf Ersuchen des Rabbinergerichts bleibe Folger aber Mitglied dieses Gremiums und werde insbesondere bereits laufende Verfahren weiter betreuen, heißt es. Auch im Bereich der Kaschrut-Zertifizierungen (Speisevorschriften) soll Arie Folger weiter aktiv bleiben.

Für Eingeweihte, so erzählen es Gemeindemitglieder, seien Schwierigkeiten schon seit einiger Zeit klar erkennbar gewesen. Mit Folger habe die als „großteils moderat-orthodox” beschriebene Gemeinde im Wiener Stadttempel einen in religiösen Belangen „sehr strengen” Oberrabbiner erhalten.

Immer wieder gab es deshalb Querelen um Formalitäten und so manche kompromisslose orthodoxe Auslegung von jüdischen Vorschriften stieß bei Besucherinnen und Besuchern der Synagoge auf wenig Gegenliebe.

Mit Blick auf die konfliktbeladene Situation hat Arie Folger nun, trotz eines Vertrages bis 2020, „die Reißleine gezogen“ und seine Tätigkeit als Oberrabbiner mit sofortiger Wirkung beendet.

Bericht: Marcus Marschalek, Länge: 1 Minute

Moderation: Sandra Szabo
Redaktionsleitung: Norbert Steidl