Papst Franziskus

APA/AFP/Filippo Monteforte

Papst in der Zange: Neues Buch des Vatikan-Experten Marco Politi

Papst in der Zange: Neues Buch des Vatikan-Experten Marco Politi | Anne Franks Erbe: „Urtext der Auseinandersetzung mit der Shoah“ | Kirche auf „Willhaben“: Was passiert mit „entweihten“ Sakralbauten?

Sendungsprofil Orientierung

ORF

23.2.2020, 12.30 Uhr, ORF 2
25.2.2020, 9.30 Uhr, ORF III
29.2.2020, 11.30 Uhr, ARD ALPHA

Papst in der Zange: Neues Buch des Vatikan-Experten Marco Politi

Der deutsch-italienische Vatikan-Journalist Marco Politi hat sein zweites Buch über Papst Franziskus vorgelegt: „Das Franziskus-Komplott“ heißt es und beschreibt einen „einsamen Papst“ in seinem schwierigen „Kampf um die Kirche“.

Aus der Sicht des langjährigen Beobachters ist Jorge Mario Bergoglio in der Zange. Mächtige politisch-wirtschaftliche Interessengruppen haben ihn gemeinsam mit konservativen und traditionalistischen Kirchenkreisen ins Visier genommen.

Auf der anderen Seite enttäuscht er viele fortschrittliche Katholikinnen und Katholiken, aus deren Sicht notwendige Reformen in Kirche und Kurie zu langsam voranschreiten oder vorerst überhaupt ausbleiben. Marco Politi aber bezeichnet den Papst mit seiner dringlichen sozialen Botschaft als einen Propheten und glaubt nicht, dass er in seinem Ringen um eine Kirche, die nah bei den Menschen ist, aufgeben wird.

Im Gegenteil: Politi erwartet sich für die, wie er sagt, „zweite Halbzeit des Pontifikats“ noch einige Überraschungen.

Bericht: Christian Rathner, Länge: 8 Minuten

Anne Franks Erbe: „Urtext der Auseinandersetzung mit der Shoah“

Ende Februar oder Anfang März 1945 – vor 75 Jahren – starb die damals 15-jährige Anne Frank im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Schergen des NS-Regimes hatten sie und Teile ihrer Familie aus den Niederlanden über Auschwitz-Birkenau dorthin deportiert.

Ihr Vermächtnis: ein kleines und doch großes Büchlein, „Das Tagebuch der Anne Frank“. Allein in Deutschland wurden bis heute 4,5 Millionen Exemplare des Buchs verkauft, weltweit geschätzte 70 Millionen in rund 70 Sprachen. Geschrieben wurde das Tagebuch im Versteck der Familie – in einem Hinterhaus in Amsterdam - wo sich zwischen 1942 und 1944 acht Jüdinnen und Juden Hitlers Suchtrupps letztlich vergeblich zu entziehen versuchten.

Anne Frank schrieb - stets unter dem Damoklesschwert eines möglichen Verrats - u.a. über ihre Lage, ihre erste Liebe, über das Leid der Juden sowie über ihren Glauben. Die „Orientierung“ hat mit dem Anne-Frank-Experten Raphael Gross gesprochen – über den Leidensweg des Mädchens und die Wirkungsgeschichte des Tagebuchs der Anne Frank.

Bericht: Klaus Ther, Länge: 8 Minuten

Kirche auf „Willhaben“: Was passiert mit „entweihten“ Sakralbauten?

Ein Abschiedsgottesdienst, das so genannte Profanierungsdekret des Bischofs, die Kerzenflammen und das ewige Licht erlöschen, die Reliquien werden mitgenommen - und schon wird aus einer römisch-katholischen Kirche ein gewöhnliches Gebäude: Die Profanierung - also Entweihung des sakralen Baus – ist vollzogen. Fast genauso schwierig wie die Entscheidung, eine Kirche zu schließen, ist auch die Frage der Nachnutzung.

Während in Deutschland die Diskussionen dazu in vollem Gang sind, ist es in Österreich noch relativ ruhig. „Ich gehe davon aus, dass es nicht lange dauern wird, bis Österreich dieses Thema auch auf die Tagesordnung setzen muss“, sagt der deutsche Liturgiewissenschafter Albert Gerhards, der das Thema europaweit in den Blick genommen hat.

Bericht: Mariella Kogler, Mitarbeit: Hanna Sommersacher; Länge: 6 Minuten

Pullover im Steffl: Künstler Erwin Wurm gestaltet „Fastentuch“

Es ist 80 Quadratmeter groß und wiegt mehr als 300 Kilogramm – das „Fastentuch“, das seit wenigen Tagen im Wiener Stephansdom zu sehen ist. Es ist allerdings kein herkömmliches Fastentuch, sondern ein überdimensionaler Pullover, gestaltet von Erwin Wurm, einem der bedeutendsten österreichischen Künstler der Gegenwart.

Gemeinsam mit Dompfarrer Toni Faber, nach Zustimmung des Domkapitels und von Kardinal Christoph Schönborn, hat er dieses Projekt realisiert. Der Pullover ist in der liturgischen Farbe Violett gestrickt und soll an die „wärmende Nächstenliebe“, vor allem in der Fastenzeit, erinnern.

„Der Pullover ist die zweite Haut, die uns schützt und wärmt. Und ein Zeichen von Wärme ist immer auch ein Zeichen von Liebe“, so der Künstler, der für durchaus provokante Arbeiten bekannt ist. Dass das Pullover-Kunstwerk unter Dombesuchern teils auch heftige – negative – Reaktionen hervorruft, ficht Wurm nicht an: Das nehme er sehr „gelassen“.

Bericht: Gundi Lamprecht, Länge: 3 Minuten

Redaktionsleitung: Norbert Steidl, Sandra Szabo
Moderation: Sandra Szabo