Silke Maria Mallmann

ORF/Cinevision/Featutre Film/Fritz Kalteis

Von Goldfäden und Silberstreifen

Vor zwei Jahren ist die Ordensfrau Silke Andrea Mallmann schwer an Krebs erkrankt. Gegen jede Wahrscheinlichkeit ist sie heute wieder tumorfrei. Jetzt hat sie ein Buch geschrieben – über den Glauben in Zeiten der Krise und über die Goldfäden, die Himmel und Erde verbinden.

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ORF

Sendungshinweis

FeierAbend, 13.04.2020, 19.57 Uhr, ORF 2

Wenn Schwester Silke in Zeiten der Coronakrise ihren hochbetagten Mitschwestern vom Kloster im Kärntner Wernberg aus ihrem Buch vorlesen will, muss sie das derzeit über das hausinterne Klosterradio machen. Und doch hängen ihr die Schwestern an den Lippen, denn es ist eine Geschichte, die gerade in der aktuellen Zeit Mut macht.

„Woran glaubte ich dann?“

Als Schwester Silke im Winter 2017 die Diagnose Eierstockkrebs im vierten Stadium bekommt, ahnte Sie schon, dass ihr Glaube auf den Prüfstand gestellt werden würde: „Eines wusste ich: Wenn ich nicht an die verborgene Gegenwart Gottes auch im Leid glaubte, wenn nicht daran, dass Gott in jeder Situation mein Bestes will und mir die Kraft geben wird — woran glaubte ich dann?

Der Weg, der vor Schwester Silke liegt, gleicht jenem der beiden Jünger, die sich nach dem Kreuzestod von Jerusalem orientierungslos und verzweifelt nach Emmaus aufmachen. Während sie gehen, gesellt sich ein Fremder zu ihnen, der ihnen zuhört und nach und nach wieder eine Perspektive gibt.

Ihr ganzes Berufsleben lang war Schwester Silke diejenige, die mitgeht, zuhört und hilft: Prostituierten und Opfern von Menschenhandel, davor noch Aids-Waisen in Afrika. Durch ihre Krankheit braucht sie nun plötzlich selbst Unterstützung. Sie findet sie in zahllosen Menschen und selbst in vermeintlich kleinen Situationen, die ihr Kraft geben. Silke Mallmann erkennt ihn Ihnen jene „Goldfäden zwischen Himmel und Erde“, von denen der Jesuit Alfred Delp schrieb, kurz bevor er 1944 hingerichtet wurde.

„Absolute Freiheit – das ist Auferstehung“

Nach und nach – so beschreibt die Ordensfrau – haben sich immer mehr dieser Goldfäden zu einem Netz gespannt, in das sie sich in ihrer dunkelsten Stunde – und damit „in Gottes Hand“- habe fallen lassen können: „Wenn du dieses Stadium erreichst, bist du absolut frei. Da ist nichts mehr, das einen beängstigen könnte, weil du weißt tief drinnen, ich bin gehalten. Das ist Auferstehung.“, sagt Silke Mallmann.

Heute ist Silke Mallmann wieder gesund. Das Buch „Goldfäden zwischen Himmel und Erde“, das sie über Ihre Erfahrungen geschrieben hat, will sie nicht als Ratgeber verstanden wissen – sondern als Reflexion über den Glauben in Zeiten der Krise.

Ein Film von Fritz Kalteis
Redaktion: Barbara Krenn