Moria

APA/AFP/ANGELOS TZORTZINIS

Moria: Europa auf dem Prüfstand

Moria: Europa auf dem Prüfstand | „Mutter Erde“: Kleine Schritte, große Wirkung | Christoph Schönborn: 25 Jahre Erzbischof | Hubert von Goisern: „Abgrenzen macht unglücklich“

Sendungsprofil Orientierung

ORF

13.9.2020, 12.30 Uhr, ORF 2
15.9.2020, 9.30, ORF III
19.9.2020, 11.30 Uhr, ARD ALPHA

Moria: Europa auf dem Prüfstand

Als das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos dieser Tage in Flammen aufging, war das - mit einem Wort des Migrationsforschers Gerald Knaus – die „bestangekündigte Katastrophe in Europa“.

Längst waren die unhaltbaren Zustände in dem dramatisch überfüllten Lager bekannt gewesen; es fehlte nicht an Warnungen von verschiedenster Seite. Auch Corona-Infektionen im Lager waren nur mehr eine Frage der Zeit. Einmal mehr muss sich die EU fragen lassen, warum sie keine gemeinsame Antwort auf die Not der Flüchtlinge findet.

Moria: Europa auf dem Prüfstand

in den vergangenen Tagen ist es zu Bränden auf der Insel Lesbos gekommen, im und rund um das Lager Moria. Rund 13.000 Flüchtlinge sollen zuletzt auf Lesbos ausgeharrt haben. Die Coronaviruspandemie hatte die Situation nochmals zugespitzt. Das Feuer war ausgebrochen, nachdem mehr als 30 Menschen positiv getestet worden waren und eine Quarantäne verhängt worden war. Tausende Menschen sind obdachlos geworden.

Moria war vor fünf Jahren als sogenannter Hotspot errichtet worden - von der EU als Registrierungs- und Aufnahmezentrum für Asylwerber.

Während einige Staaten – allen voran Deutschland – ankündigen, angesichts des jüngsten Dramas Menschen aus Moria aufzunehmen, bleibt Österreich bei seinem Nein. NGOs und Glaubensgemeinschaften hingegen drängen vehement darauf, wenigstens jetzt die Kinder, Frauen und Männer auf Lesbos nicht im Stich zu lassen.

Im „Orientierung“-Studiogespräch: Maria Katharina Moser

Hilfe vor Ort soll geleistet werden, heißt es auch angesichts der Brände auf Lesbos. Was können Hilfsorganisationen - wie die Diakonie - jetzt tun? Maria Katharina Moser, Direktorin der evangelischen Diakonie antwortet.

Im „Orientierung“-Studiogespräch:
Maria Katharina Moser
Direktorin des evangelischen Hilfswerks Diakonie

„Mutter Erde“: Kleine Schritte, große Wirkung

Der Klimawandel ist vielerorts dramatisch spürbar: Hitze, Dürre und andere extreme Wettereignisse nehmen zu. Die Erderwärmung muss durch Reduktion von Treibhausgasen in der Atmosphäre gestoppt werden, sagt die Wissenschaft. Aber wie?

„Eine Veränderung sollte immer bei einem selbst beginnen.“ Das ist der Tenor eines Lokalaugenscheins in der Region rund um den Traunsee. Die „Orientierung“ hat im Rahmen des ORF-Schwerpunkts „Mutter Erde“ zwischen Attnang-Puchheim und Grünau im Almtal Muslime, Buddhistinnen und Christen gefragt, wie sie in ihren Religionsgemeinschaften mit den Herausforderungen des Klimawandels umgehen.

Der römisch-katholische Pfarrer fährt seit Jahren ein Elektro-Auto. Im buddhistischen Gomda-Zentrum bemüht man sich, ein reduziertes Leben zu führen und das Streben nach „größer, weiter und mehr“ einzudämmen. In der Moscheegemeinde Attnang-Puchheim ist man fleißig am Mülltrennen. „Es sind oft die unscheinbaren Dinge“, hört man hier, „wenn sie aber von vielen getan werden, kann sich viel ändern.“

„Mutter Erde“: Kleine Schritte, große Wirkung

„Veränderung sollte immer bei einem selbst beginnen“, dieser Grundtenor zieht sich durch die Gespräche, die Marcus Marschalek in den vergangenen Tagen in Oberösterreich geführt hat. Im Rahmen des ORF-Schwerpunkts „Mutter Erde“ hat er zwischen Attnang Puchheim und Grünau im Almtal Muslime, Buddhistinnen und Christinnen besucht und gefragt, wie sie in ihren Religionsgemeinden mit den Herausforderung des Klimawandels umgehen.

Bericht: Marcus Marschalek, Länge: 7 Minuten

Christoph Schönborn: 25 Jahre Erzbischof

„Ich möchte dem Virus nicht begegnen“, sagt Kardinal Christoph Schönborn zur aktuellen Pandemie. Der Wiener Erzbischof, der im Jänner bei Papst Franziskus seinen Rücktritt eingereicht hat, zählt aufgrund seines Alters zur Risikogruppe und muss besonders vorsichtig sein. Er bedauert das sehr. Schließlich, sagt er, sei es sein „Lebensinhalt, unter Menschen zu sein“.

Schönborn übernahm die Leitung der Erzdiözese Wien vor einem Vierteljahrhundert, am 14. September 1995. Damals befand sich die römisch-katholische Kirche in einer schweren Krise.

Die Missbrauchsvorwürfe gegen seinen Vorgänger, Hans Hermann Groer, und das Kirchenvolksbegehren zählt Schönborn rückblickend zu seinen größten Herausforderungen. Es gelang ihm, die Kirche in ruhigeres Fahrwasser zu führen. Aus Sicht des Politikwissenschafters Anton Pelinka hat Schönborn viel diplomatisches Geschick bewiesen: „Er verstand es, Konflikte zu kalmieren.“

Seinem Nachfolger, der erst gesucht werden muss, wünscht der scheidende Erzbischof „Augenmaß, Herzensgröße, einen tiefen Glauben, starke Hoffnung und eine unerschütterliche Liebe“.

Christoph Schönborn: 25 Jahre Erzbischof

Es waren wahrlich turbulente Zeiten als Christoph Schönborn vor 25 Jahren Erzbischof wurde, die „Affäre Groer“ belastete nicht nur die römisch-katholische Kirche, und das „Kirchenvolksbegehren“ stand in den Startlöchern. In den vergangenen Jahren schlugen die Wogen nicht immer so hoch, ruhig war es aber selten.

Bericht: Gundi Lamprecht, Länge: 7 Minuten

Hubert von Goisern: „Abgrenzen macht unglücklich“

Im August hat Hubert von Goisern seine neue CD „Zeiten und Zeichen“ präsentiert, sein erster Roman „flüchtig“ (Verlag Zsolnay) ist mittlerweile ein Bestseller.

Politische Textzeilen, Melodien, die zum Nachdenken anregen sollen – dafür ist Hubert von Goisern bekannt. Im Lied „Brauner Reiter“ thematisiert der Musiker Rechtsextremismus.

Nachdenklich meint er im Interview, dass „gestriges Denken, fundamentalistisches sich-abgrenzen gegenüber Neuem“ auf Dauer nur unglücklich mache. Außerdem erläutert er, warum in seinem Buch und in vielen seiner Lieder auch immer Raum für Spiritualität ist.

Hubert von Goisern: „Abgrenzen macht unglücklich“

Hubert von Goisern hat schon so einige Hits geliefert, heuer hat er seinen ersten Roman vorgelegt. In „flüchtig“ geht es um Beziehungen, um Sehnsucht und immer wieder um Spiritualität, den Roman hat er unter seinem bürgerlichen Namen Hubert Achleitner veröffentlicht. Mit durchaus politischen Tönen lässt Hubert von Goisern auch aufhorchen. Vor kurzem ist seine neue CD „Zeiten und Zeichen“ erschienen.

Interview: Sandra Szabo

Redaktionsleitung und Moderation: Sandra Szabo