Papst empfing Kardinäle der „Vatileaks“-Kommission

Die Spekulationen über ein Geheimdossier zur „Vatileaks“-Affäre halten an. Papst Benedikt XVI. hat am Montag die drei für Ermittlungen in der „Vatileaks“-Affäre beauftragte Geistliche empfangen.

Vier Tage vor Ende seines Pontifikats habe Benedikt Gespräche mit den emeritierten Kardinälen Julian Herranz, Jozef Tomko und Salvatore De Giorgi geführt, hieß es aus dem Vatikan. Die drei Kardinäle hatten am 17. Dezember dem Papst ihren zweiten Geheimbericht vorgelegt. Dieser, so die Ansicht italienischer Medien, soll wesentlich für den Rücktritt Benedikts ausschlaggebend gewesen sein.

Akten werden neuen Papst beschäftigen

Die „Vatileaks“-Affäre wird auch noch den nächsten Papst beschäftigen. Der Untersuchungsbericht bleibt unter Verschluss und soll nur dem neuen Papst zur Verfügung gestellt werden, Benedikt XVI. wird die Akten seinem Nachfolger übergeben, berichtete Federico Lombardi, der vatikanische Pressesprecher. Allein der Papst sei über die Inhalte des Dossiers informiert, sagte Lombardi. Zunächst war vermutet worden, der Papst könnte den Text den Kardinälen zum Beginn der Generalkongregationen zugänglich machen. Genau das hatte der australische Kardinal George Pell am Sonntag gefordert - mehr dazu in „Vatileaks“ - Kardinal Pell fordert Infos zu Geheimdossier.

Das Mandat der im vergangenen Jahr eingesetzten Kardinalskommission sei beendet, erklärte der Vatikan-Pressesprecher. Der Papst dankte den Kardinälen für ihre Ermittlungen. Ihr Bericht habe - „neben Grenzen und Unvollkommenheiten angesichts der menschlichen Komponente aller Institutionen - die Großzügigkeit, Rechtschaffenheit und Hingabe der Mitarbeiter beim Heiligen Stuhl im Dienst für den Papst“ deutlich gemacht, hieß es in einer Presseaussendung.

Bedeutungsvolles Treffen

Das im Report der drei Kardinal-Kommissare gezeichnete Bild vom Zustand der römischen Kurie sei so dramatisch gewesen, dass sich Benedikt XVI. daraufhin definitiv zum bereits angedachten Rücktritt entschlossen habe, berichtete das italienische Nachrichtenmagazin „Panorama“, allerdings ohne Namen oder Fakten zu nennen. Tage später griffen Zeitungen wie „Il Messaggero“ oder „La Repubblica“ die These auf.

Als Beleg führten sie an, Benedikt XVI. habe ausgerechnet diese drei Kirchen-Kommissare nochmals zur Audienz empfangen. Das Treffen am Montag sei nicht nur ein Abschied vor dem Ende seines Pontifikats gewesen. „Obwohl das Treffen schon vor Wochen beschlossen worden war, wurde es nach der Rücktrittsankündigung des Papstes nicht abgesagt“, berichtete „La Repubblica“. Dies bezeuge den Wert, den Benedikt auf das Treffen mit den Kardinälen lege.

APA/KAP

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