D: Angehende Priester sollen sich politisch deklarieren

Nachdem in Würzburg zwei Priesterseminaristen wegen rechtsradikaler Aktionen ihre Ausbildung abbrechen mussten, werden nun Rufe nach neuen Aufnahmebedingungen laut.

Katholische Priesteramtsanwärter sollten künftig auch ihre parteipolitische Einstellung offenlegen. Das sagte der Leiter des Paderborner Priesterseminars, Regens Michael Menke-Peitzmeyer, am Dienstag dem Internetportal katholisch.de. Wie die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA berichtet, wurden mehrere Regenten in Deutschland nach den Auswahlkriterien für Priester vor dem Hintergrund rechtsextremer Tendenzen bei einigen Priesteramtsanwärtern in Würzburg befragt.

„Gerade nach dem Missbrauchsskandal haben wir uns eher auf psychologische Dinge konzentriert. Zukünftig muss es auch um politische Dimensionen gehen“, so der Paderborner Regens. Zumindest eine Parteizugehörigkeit müssten die Kandidaten angeben.

Hohe Anforderungen

Trotz Priestermangels wolle man die Auswahlkriterien von Kandidaten nicht aufweichen, sagte der Passauer Regens Franz Haringer dem Internetportal. Die Seminarleiter stellten den Anwärtern Fragen wie: „Woher kommt die Motivation, Priester werden zu wollen? Besteht die Bereitschaft zum Zölibat? Wo und wie wurde der Glaube bisher erfahren?“

Zusätzlich würden Gutachten vom Heimatpfarrer oder dem Religionslehrer eingeholt. Wichtige Auswahlkriterien seien etwa, ob ein Bewerber schon in der Gemeinde aktiv war, ob er kommunikativ, psychisch stabil und intellektuell in der Lage sei, ein Theologiestudium zu absolvieren, erklärte der Hamburger Regens Thomas Benner.

„Priester muss alles können“

Insgesamt seien die Ansprüche an Priesteramtskandidaten höher geworden, sagte der Berliner Regent Matthias Roy. Früher habe es einfache, kleinere Aufgaben gegeben. „Aber heute muss ein Priester alles können.“

Im Würzburger Priesterseminar war es zu rechtsextremen Vorfällen durch drei Seminaristen gekommen. So wurden u.a. KZ-Witze erzählt, der Hitlergruß gezeigt und ein Konzert der umstrittenen Band „Frei.Wild“ besucht. Nach einer Untersuchung durch eine externe Kommission mussten zwei Seminaristen die Ausbildung abbrechen. Bei einem dritten ist dies noch nicht entschieden. Er hatte gesagt, den Gegendemonstranten zu einem Nazi-Aufmarsch am 1. Mai in Würzburg gehöre „auf die Fresse gehauen“.

KAP

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