Rom: „Königin der Katakomben“ wiedereröffnet

In Rom wurden am Dienstag die restaurierten Priscilla-Katakomben wiedereröffnet. Einige der Fresken in den Grabkammern sind für Proponenten des Frauenpriestertums Belege für frühchristliche Priesterinnen.

In den Priscilla-Katakomben, die im Norden Roms liegen und sich unterirdisch über Kilometer erstrecken, sollen zahlreiche frühchristliche Märtyrer und sogar einige Päpste begraben sein - deshalb bekamen sie den Spitznamen „Königin der Katakomben“. Priscilla-Katakomben heißen die unterirdischen Gänge, weil sie der Kirche von der Adeligen Priscilla aus der römischen Familie der Acilier zur Verfügung gestellt wurden.

Bei der Wiedereröffnung wurde, wie die amerikanische Nachrichtenagentur AP berichtet, außerdem bekanntgegeben, dass Teile der Katakomben künftig über einen virtuellen Rundgang bei Google Maps zu besichtigen sein werden.

Berühmt sind die Priscilla-Katakomben vor allem für die älteste bekannte Darstellung einer Madonna mit Kind. Das Fresko wird auf die Jahre 230 bis 240 n. Chr. datiert. Darüber hinaus finden sich in den unterirdischen Kammern auch zwei Fresken, die für Unterstützer der Forderung nach Weiheämtern für Frauen in der katholischen Kirche Belege für die Existenz von Priesterinnen in der frühen Kirche darstellen.

Auf einem der beiden Fresken ist eine Frau in einem vermeintlichen Priestergewand zu sehen, die die Arme wie Priester während einer Eucharistiefeier seitlich ausstreckt. Auf dem zweiten Bild sind mehrere Frauen an einem Tisch zu sehen, die demnach ein eucharistisches Mahl zu sich nehmen.

Vatikan: „Fabel, Legende“

Der Vatikan widersprach dieser Deutung der beiden Bilder bei der Wiedereröffnung der Katakomben am Dienstag. Fabrizio Bisconti, der Superintendet der Päpstlichen Kommission für christliche Archäologie, nannte die Annahme, die Frauen auf dem Fresko würden ein eucharistisches Mahl zu sich nehmen, laut AP eine „Fabel, eine Legende“. Vielmehr seien die Frauen bei einem Mahl nach einem Begräbnis zu sehen.

Die Frau im vermeintlichen Priestergewand ist aus Sicht des Vatikans einfach eine Frau beim Beten. Die katholische Kirche verteidigt nach wie vor ihren Standpunkt, dass die Weiheämter - Diakon, Priester, Bischof - Männern vorbehalten sind. Dieser wird allerdings immer wieder von reformorientierten Organisationen und Theologen kritisiert.

Kirchengeschichtlich gilt es als erwiesen, dass es früh in der Geschichte des Christentums Frauen in Leitungsfunktionen und Diakoninnen gab. Das Amt eines Diakons oder einer Diakonin war damals allerdings nicht wie heute eine Weihevorstufe zum Priesteramt. Menschen, die das Amt innehatten, waren ursprünglich Gehilfen der Apostel. Ihre Aufgabe war es, Güter zu verwalten und Hilfsdienste zu leiten. Nach und nach kommen aber auch liturgische Aufgaben dazu - mehr dazu in Katholiken: Tabuthema Weiheämter für Frauen.

religion.ORF.at

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