Schönborn gegen „Politiker-Bashing“

Das neue Regierungsprogramm ist präsentiert und schon hagelt es Kritik. In dieser Situation mahnt Kardinal Christoph Schönborn nun zur Besonnenheit: „Lasst die Regierung arbeiten!“

Ein „Politiker-Bashing“ sei „genauso müßig wie das Kirchen-Bashing“, so der Wiener Erzbischof im Gespräch mit „Kathpress“. Dies sei zwar „alles sehr beliebt, ist aber kein Zeichen der Mitverantwortung“, die jede Bürgerin und jeder Bürger als Teil der Gesellschaft trage: „Wir tragen Mitverantwortung. Die Regierenden brauchen uns“.

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn

APA/Robert Jaeger

Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn mahnt zur Besonnenheit und spricht sich gegen Politiker-Bashing aus

Schönborn: mit „Wohlwollen begegnen“

Bloß auf die Regierung zu schimpfen sei „das Einfachste, aber auch das Unfruchtbarste“. Die Koalitionsparteien verdienten es laut Schönborn, dass man ihnen „zumindest mit so viel Wohlwollen begegnet, dass man sie nicht von vornherein zu Versagern erklärt“.

Kritisch räumte Schönborn indes ein, dass dem Thema Generationengerechtigkeit im Regierungsübereinkommen zu wenig Platz eingeräumt werde. Seit der Regierung Schüssel habe „keine Regierung wirklich mutig und energisch diese Frage aufgeworfen“. Dabei sei es dringend notwendig, das Thema Generationengerechtigkeit zu forcieren, „denn wo dieses nicht aufgegriffen wird, wird es noch heikler“.

Kath. Familienverband: „Zu wenig Verbindliches“

„Zu wenig Verbindliches“ ortet der Katholische Familienverband im aktuellen Regierungsprogramm der künftigen SP/VP-Regierung: „Fast alle Familien-relevanten Themen sind im Konjunktiv formuliert“, kritisierte Verbandspräsident Alfred Trendl, der hier besonders auf die Familienbeihilfe Bezug nahm: Die Regierung wolle laut eigener Formulierung mittelfristig die Familienleistungen erhöhen - „Betrag, Zeitpunkt und Verbindlichkeit fehlen aber komplett, vor allem die regelmäßige Wertanpassung, wie es sie etwa bei Pensionen oder Parteienförderung gibt“, so Trendl gegenüber „Kathpress“.

Alfred Trendl

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Alfred Trendl, Präsident des Katholischen Familienverbandes bewertet die einzelnen Punkte des Regierungsprogramms mit gemischten Gefühlen: Positiv sei etwa die künftige Berücksichtigung von Sorgepflichten in der Steuerreform sowie die Ankündigung des Ausbaus der Kinderbetreuungsplätze und der Tageselternbetreuung

Ausbau der Kinderbetreuungsplätze

„Dass es ein zweites kostenfreies Kindergartenjahr geben soll, ist zweifellos ein Fortschritt.“ Verfehlt sei allerdings die Absicht der Regierung, gleichzeitig das Recht auf Elternteilzeit, das derzeit bis zum 7. Lebensjahr des Kindes besteht, um zwei Jahre zu verkürzen. Die Wahlfreiheit der Eltern sei dadurch eingeschränkt, zudem sei der - halbtägige - Kindergartenbesuch vielmehr ein Argument für statt gegen Elternteilzeit. „Da es hier um Arbeitnehmerrechte geht, hoffen wir auf Widerstand der Gewerkschaft“, betonte Trendl.

Familienorientierte Politik

Dass ein eigenes Familienministerium den Stellenwert der Familie hebe und Karmasin eine „starke Partnerin“ für Familienanliegen sein könne, hat Josef Grubner, Präsident der Interessensvertretung der NÖ Familien, am Freitag in einer Aussendung betont. Kernthema des Ministeriums müsse es künftig sein, familienorientierte Politik weiterzuentwickeln, wobei die Arbeit innerhalb der Familie wie Erziehung, Obsorge oder Hausarbeit künftig mehr wertgeschätzt und honoriert werden solle. Auch Gruber sprach sich für eine umgehende Wertanpassung aller Familienleistungen aus, zudem auch für mehr Eltern-Kind-Zeit.

Klasnic begrüßt Hospiz- und Palliativpläne

Als „guten Beginn, der unseren klaren Erwartungen entspricht“, wertete Waltraud Klasnic, Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich, die Ansage der künftigen Regierung zum Thema „Sterben in Würde“, ebenso wie auch an anderer Stelle des Dokuments die eigene Erwähnung der Hospiz für Kinder. „Zentrale Aussage ist, dass Hospiz- und Palliativversorgung für alle erreichbar und leistbar werden soll“, so Klasnic gegenüber „Kathpress“. Sie lege Wert darauf, dass die Forderung eines hohen Maßes an Lebensqualität bis zuletzt auch bis „zur letzten Stunde“ bedeute.

KAP/APA

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