Wiener Pfarren: „Auslichtung“, kein „Kahlschlag“

Als einen „ziemlichen Unsinn“ hat die Wiener Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel am Freitag einen „Kurier“-Bericht bezeichnet, im dem ein „Kahlschlag“ bei den Pfarren der Erzdiözese angekündigt wird.

„Zugesperrt wird keine einzige Pfarre“, so Prüller-Jagenteufel in einer Aussendung am Freitag. Im Rahmen des diözesanen Erneuerungsprozesses würden zwar Pfarren zusammengelegt. „Aber dort, wo eine lebendige katholische Gemeinde besteht, wird es die auch weiterhin geben.“ Auch wenn eine Kirche dann nicht mehr Pfarrkirche sei, sondern „nur“ eine unter mehreren Kirchen im Pfarrgebiet, solle sie weiter als Kirche erhalten bleiben und genützt werden.

„Bestenfalls Auslichtung“

Vor allem in der Stadt Wien (zur Erzdiözese gehören auch das niederösterreichische Industrieviertel und das Weinviertel) wird es nach den Worten Prüller-Jagenteufels Fälle geben, wo die Dichte an Kirchengebäuden in einer neugebildeten Pfarre zu groß ist und die Mittel nicht ausreichen, um alle zu erhalten: „Dann kann es auch sein, dass gelegentlich ein Kirchengebäude abgegeben wird.“ Das werde aber „sicher kein Kahlschlag“ sein, sondern bestenfalls eine „Auslichtung“.

Wiener Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Wiener Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel

Als Beispiel nannte die Pastoralamtsleiterin das „Pilotprojekt“ im 15. Wiener Gemeindebezirk, wo sich die derzeit sieben Pfarren zu zwei „Pfarren neu“ zusammenschließen wollen. Statt sieben Pfarrkirchen dieses Dekanats werde es deshalb dann nur mehr zwei geben.

Von den anderen fünf Kirchen würden in vier weiterhin katholische Gottesdienste gefeiert, bei einer einzigen gebe es Vorbereitungen zur Übergabe an eine andere christliche Konfession, wobei auch dort eine Kapelle für die katholische Gemeinde erhalten bleibe. Derzeit gibt es laut Prüller-Jagenteufel drei solche Fälle, alle in der Stadt Wien mit ihren insgesamt mehr als 250 Kirchen.

Keine „Kultur des Zusperrens“

Zur berichteten „Schrumpfung“ der derzeit 600 auf 300 Pfarren verwies Prüller-Jagenteufel auf Generalvikar Nikolaus Krasa, der die letztlich endgültige Zahl an Pfarren bei einem Pressegespräch am Donnerstag bewusst offenließ: „Es gibt keine genaue Zahl als Zielvorgabe.“

Auch im zweiten Pilotprojekt im 10. Bezirk (Wien-Favoriten) sei das so gewesen, dass dieses Gebiet nun auf vier Pfarren aufgeteilt wird, sei in einem gemeinsamen Prozess mit den Betroffenen entwickelt worden. Die Erzdiözese stehe nicht für eine „Kultur des Zusperrens“, sondern des Aufbrechens, stellte Prüller-Jagenteufel klar. Freilich sei ein Aufbruch immer auch ein Zurücklassen von Vertrautem und scheinbar Unverzichtbarem: „Das mahnt uns zur Behutsamkeit.“

religion.ORF.at/KAP

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