Orthodoxie berät in Istanbul über Ukraine

Die vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. für den 9. März einberufene „Synaxis“ aller geistlichen Oberhäupter der orthodoxen Kirchenfamilie wird nun schon am 6. März beginnen.

Sie wird drei Tage dauern. Zuvor treten am 4. und 5. März im Phanar (Bezeichnung für die Leitung des Patriarchats, der Begriff rührt vom Stadtviertel Fener her, in dem der Patriarch von Konstantinopel seinen Sitz hat, Anm.) von Istanbul mehrere Vorbereitungskommissionen zusammen. In den vergangenen Tagen schien das Zustandekommen dieses gesamtorthodoxen Gipfeltreffens schon wieder in Frage gestellt.

Dauer der Konferenz verlängert

Der rumänische Patriarch Daniel Ciobotea hatte verlangt, das ausufernde Schisma in der Kirche von Tschechien und der Slowakei noch vor der Synaxis zu bereinigen. Mit diesem Ziel hatte Bartholomaios die Vertreter der tschechischen Dissidenten nach Istanbul eingeladen. Doch blieben die Gespräche am 1. März ergebnislos.

Vor allem bestand jedoch Gefahr, dass die Krise um die Ukraine den Moskauer Patriarchen Kyrill I. von seiner Teilnahme an der Synaxis fernhalten und diese damit verunmöglichen könnte. Stattdessen wurde die Konferenz nun jedoch vorverlegt und von einem Tag auf drei Tage verlängert.

Weitere Spaltung droht

Wie aus dem Phanar verlautet, befürchtet die russisch-orthodoxe Kirche bei einer vollen politischen Abkoppelung der Ukraine von Moskau einen mächtigen Impuls für die schon bestehenden Bestrebungen, in Kiew eine „moskaufreie“, völlig eigenständige Autokephalkirche zu errichten. Nach der schon bei der Wende im Ostblock erfolgten Ausrufung von zwei unabhängigen ukrainischen orthodoxen Kirchen (Kiewer Patriarchatskirche; Autokephalkirche von 1921) driftet nun auch die bisher moskautreue („Autonome Ukrainische Kirche“) nach der Absetzung ihres bewährten Oberhirten Metropolit Wolodymyr Sabodan in eine Art kirchliches Niemandsland ab.

Patriarch Kyrill wolle nun auf der Synaxis den Konsens seiner Amtsbrüder darüber sichern, dass die Ukraine auch weiter kirchlich „kanonisches Territorium“ der russischen Orthodoxie bleibt, hieß es von Mitarbeitern des Phanar.

Wie der Rektor des österreichischen St.-Georgskollegs in Istanbul, P. Franz Kangler, am Dienstag berichtete, wird der wesentlichste Tagesordnungspunkt der Synaxis aber die Planung des Panorthodoxen Konzils für 2015 sein. Erste Überlegungen für ein orthodoxes Konzil hatte es schon Anfang der 1960er-Jahre, parallel zu jenen für das II. Vaticanum, gegeben. „Immer wieder gab es aber Verzögerungen, und jetzt hofft Bartholomaios auf eine tatsächliche Fixierung des Konzilsbeginns für 2015“, so Kangler.

religion.ORF.at/KAP

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