„Unislamisches Internet“: Präsident gegen Großajatollah

Der iranische Präsident Hassan Ruhani hat sich im Streit um das von der Regierung gewünschte Hochgeschwindigkeitsinternet gegen den einflussreichen Großajatollah Naser Makarem Shirazi gestellt.

„Wissenschaftlicher Fortschritt hat für die Regierung höchste Priorität, dazu gehört auch Zugang ins Hochgeschwindigkeitsinternet“, sagte der iranische Präsident Hassan Ruhani am Samstag. Er widersprach damit Großajatollah Naser Makarem Shirazi, der ein Hochgeschwindigkeitsinternet in der vergangenen Woche als unislamisch bezeichnet hatte und es verbieten will.

„Verseuchte Webseiten“

Dem Großajatollah zufolge könnte das von der Ruhani-Regierung geplante Projekt Jugendlichen einfacheren Zugang zu „verseuchten Webseiten“ ermöglichen. Dies sei gegen die islamischen Vorschriften des Landes und sollte daher verboten werden. Kommunikationsminister Mahmud Waesi, der Initiator des Projekts, soll ins Parlament einbestellt werden, wo einige Abgeordnete für seine Entlassung sorgen wollen.

Ruhani hat zwar Verständnis für kulturelle Bedenken signalisiert, will aber an dem Projekt festhalten. Die Intergeschwindigkeit im Land - durchschnittlich zwischen 128 Kilobytes bis höchstens 1 Megabyte - ist ein Riesenproblem für alle Nutzer im Iran, angeblich auch für Ruhani selbst. „Manchmal schläft man ja ein, bis eine Datei heruntergeladen ist“, sagte Ruhani.

Fatwas gegen Frauen, Haustiere und Rapper

Großajatollah Makarem Shirazi hatte sich in der Vergangenheit mit Fatwas auch gegen den Besuch von Frauen in Sportstadien ausgesprochen, verbietet das Halten von Haustieren wie Katzen und Hunde, leugnet den Holocaust. Auch hat er ein Todesdekret gegen den iranischen Rapper Shahin Najafi erlassen, weil dieser in einem seiner Songs einen schiitischen Imam beleidige.

religion.ORF:at/dpa

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