Evangelische Kirchen feiern Reformation

Evangelische Christen feiern am 31. Oktober den Beginn der kirchlichen Reformation durch Martin Luther. In Vorbereitung des 500. Jahrestages 2017, versucht man in Österreich eine Standortbestimmung.

Der 31. Oktober erinnert an den Anschlag von Martin Luthers 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg am 31. Oktober 1517. In den Thesen kritisierte er unter anderem den Ablasshandel zum Sündenerlass, mit dessen Einnahmen der Petersdom in Rom erneuert werden sollte. Luther sah darin einen Missbrauch und rief zur Rückbesinnung auf die biblischen Grundlagen des Evangeliums auf.

Tor der Schlosskirche zu Wittenberg, an daws Martin Luther 1517 seine 95 Thesen schlug

APA/EPA/Jens Wolf

Das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg mit einer Abschrift der 95 Thesen

2017 wird sich der Thesenanschlag zum 500. Mal jähren. Dazu starteten die evangelisch-lutherische, die reformierte und die methodistische Kirche in Österreich einen breiten Diskussionsprozess zur Standortbestimmung und befragten ihre Gemeinden, was denn 2017 „in die Auslage gestellt werden soll“. Beim Reformationsempfang am Mittwoch, 29. Oktober, in der Akademie der Wissenschaften in Wien wurden erste Ergebnisse präsentiert.

Befragung als Lernprozess

Für die niederösterreichische Superintendentin Gisela Malekpour, die dem Vorbereitungsteam für 2017 angehört und die Ergebnisse vorstellte, war die Befragung auch ein „wichtiger Lernprozess“ für die 67 Gemeinden, die sich an der Umfrage beteiligten. Damit habe ein Drittel aller Pfarrgemeinden teilgenommen, Rückmeldungen gab es aus allen Kirchen und Diözesen. Offenheit, Vielfalt, Bibel im Zentrum und gesellschaftspolitisches Engagement sind, so die Ergebnisse, einige der zentralen Punkte im evangelischen Selbstverständnis, Freiheit und Verantwortung jene Dimensionen, die 2017 am stärksten in die Auslage gestellt werden sollen.

Der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld zeigte sich froh, dass es keine Unterschiede zwischen den beteiligten Kirchen in der Tendenz der Rückmeldungen gab. Aus reformierter Sicht seien „Freiheit und Verantwortung besonders wichtig“, so der Landessuperintendent. Besonders intensiv hatten sich die methodistischen Gemeinden beteiligt, berichtete Superintendent Lothar Pöll. Die grundsätzliche Auseinandersetzung mit den Themen der Reformation, mit Freiheit und Verantwortung, weise über die Kirche hinaus und sei gesellschaftsrelevant, ist der Superintendent überzeugt.

Reformationsempfang

epd/Uschmann

Das Reformationsjubiläum 2017 wollen die drei evangelischen Kirchen in Österreich gemeinsam vorbereiten. Im Bild (v.l.) der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld, der methodistische Superintendent Lothar Pöll, der lutherische Bischof Michael Bünker und Moderatorin Maria Moser

Veranstaltungen im Jubiläumsjahr

Bischof Michael Bünker kündigte beim Reformationsempfang, der ganz im Zeichen der Vorbereitungen auf 2017 stand, bereits die wichtigsten Eckpunkte an: Ein europäischer evangelischer Ball bildet im Jänner 2017 den Auftakt, im Laufe des Jahres werden zahlreiche Veranstaltungen auf allen Ebenen das Jubiläumsjahr begleiten. Ausstellungen und kulturelle Angebote sind ebenso geplant wie ein großes Fest Ende September auf dem Wiener Rathausplatz.

Im Gespräch mit Maria Katharina Moser, die durch den Reformationsempfang führte, hob der Unternehmer und Kunstsammler Karlheinz Essl hervor, dass im Reformationsjahr besonders die persönliche Beschäftigung mit der Bibel und das persönliche Bekenntnis betont werden sollten.

Gottesdienste „entstauben“

Dass „Gottesdienste entstauben“ - so eine Handlungsempfehlung aus der Gemeindebefragung - auch ein „Uranliegen der Reformation gewesen sein muss“, sagte Pfarramtskandidatin Alexandra Battenberg, die ebenso wie Essl und Mauthausen-Komitee-Vorsitzender Willy Mernyi dem Festkomitee für 2017 angehört. Richtig verstanden, beginne Reformation beim Einzelnen in seiner Hinwendung zu Gott, meinte Battenberg.

Willy Mernyi, der in seinem beruflichen Umfeld im ÖGB auf mehrjährige Kampagnenerfahrung zurückblicken kann, empfahl hinsichtlich des bei der Befragung immer wieder geäußerten Wunsches nach mehr öffentlicher Aufmerksamkeit: „Wie beim Seilziehen kommt es bei einer erfolgreichen Kampagne darauf an, dass alle gleichzeitig in eine Richtung ziehen“.

religion.ORF.at/epd

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