Moskauer Patriarch kritisiert „zerstörerisches“ Europa
Während seines dreitägigen Besuchs in Serbien hat der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. gesellschaftliche und politische Entwicklungen in Europa heftig kritisiert. Die Legalisierung von Abtreibung, gleichgeschlechtlichen Eheschließungen und Sterbehilfe beweise die Abkehr von „christlichen Werten“, sagte der Moskauer Patriarch.
„Apokalyptische Dimensionen“
„Es ist mit Bedauern festzustellen, dass viele europäische Länder ihre christliche Identität verlassen haben“, so Kyrill I. Oftmals geschähen diese Entwicklungen allerdings gegen den Willen der Bevölkerungen, sagte der Patriarch und verwies auf die Proteste in Frankreich gegen die Legalisierung von gleichgeschlechtlichen Eheschließungen. Auch die steigende Zahl der Abtreibungen wertete er als Beweis dafür, dass Europa keine „christliche Bastion“ mehr sei.
APA/EPA/Maxim Shipenkov
Der Patriarch bedauerte, dass die europäischen Gesellschaften „die fundamentalen christlichen Werte“ aufgegeben hätten. „Jetzt, da der Prozess der Säkularisierung, der Leugnung der absoluten Wahrheit, die Eliminierung des Begriffs der Sünde aus dem öffentlichen Bewusstsein apokalyptische Dimensionen erreicht hat, ist mit Bedauern festzustellen, dass viele europäische Länder ihre christliche Identität verlassen haben“, sagte er.
Unterstützung für Kosovo
Während seines Besuchs traf der Patriarch mit dem serbischen Staatspräsidenten Tomislav Nikolic zusammen und brachte dabei seine Sorge über Verletzungen der Rechte der serbischen Bevölkerung im Kosovo zum Ausdruck. Die Serben sollten frei und ohne Bedrohung im Kosovo leben können. „Niemand hat das Recht, ihre Monumente, ihre Kirchen und Klöster zu zerstören“, sagte der Patriarch und hob die traditionell sehr guten Beziehungen zwischen Russland und Serbien hervor. Der Kosovo sei das „spirituelle Zentrum“ des serbischen Volkes und seiner Kirche.
Schon bei seiner Ankunft auf dem Belgrader Tesla-Flughafen am Freitag hatte der Moskauer Patriarch betont, dass sich „jeder Russe in Serbien zu Hause“ fühle. Der „gemeinsame Glaube, die gemeinsame Kultur, die engen historischen Verbindungen, die großen Opfer für die gemeinsamen Siege“, all dies verbinde die beiden Völker.
Höhepunkt der Reise war die Verleihung eines Ehrendoktorats der Belgrader orthodox-theologischen Fakultät an Kyrill I. Der Patriarch feierte auch einen Festgottesdienst in der St. Sava-Kathedrale - einem der größten christlichen Gotteshäuser auf dem Balkan.
religion.ORF.at/APA/KAP
Mehr dazu:
- Moskau: Kirche für ökonomische Trennung vom Westen
(religion.ORF.at; 13.11.2014) - Russen sprechen Patriarch Kyrill moralische Autorität ab
(religion.ORF.at; 25.9.2014)